Am ersten Tag wurden zwei der 5 Weine wahllos geöffnet und zuerst verkostet,
am zweiten Tag kamen zwei weitere Weine dazu, am dritten Tag der 5. Wein. Aufgedeckt wurde nach der Verkostung am 4. Tag – somit wurde jeder Wein mindestens zwei Mal blind verkostet.
Neben der objektiven Verkostung der Weine unter den Bedingungen der Blindprobe wollte ich herausfinden, ob man die Jahrgänge blind bei so einem Basiswein einfach zuordnen kann.
Wie man beim Aufdecken sehen kann, war das eine Übung, die mal wieder beweist, dass man nichts wissen kann, denn es kam alles ganz anders… Das blinde Zuordnen der Weine zu den Jahrgängen bleibt Kaffeesatzleserei, auch wenn man die Weine allesamt nicht zum ersten Mal getrunken hat, aber eben auch nicht so häufig, dass man sie „auswendig“ kennt.
Interessant ist aber auch das Überprüfen der generellen Jahrgangseinschätzungen, werden die großen Jahrgänge 2004, 2005 und 2007 die Nase vorn haben und die geringer geschätzten Jahrgänge 2006 und 2008 sich auch entsprechend dahinter einordnen?
1. Tag
Wein 2: 15 (Auge von15) +18,5 (Nase von 20) +18,5 (Gaumen von 20) +14 (Finesse von 15) +14 (Komplexität von 15) +13 (Länge von 15) = 93/100 2005 oder 2006?
Insgesamt sehr ausgewogen und harmonisch, wirkt eher warm und kirschig an der Nase wie auch am Gaumen. In der Nase eher verhalten, aber offen, am Gaumen etwas weiter spreizend, zeigt neben der Kirschfrucht auch Kirschkerne und Schieferstaub, lässt sich wunderbar trinken. Vom Körper her fast schon leicht für einen Priorat wirkend. Gut verwobenes Tannin.
Legt im Laufe des Abends deutlich zu und entwickelt eine wunderschöne Kaffee- und dunkle Fruchtnase. Whow!
Wein 3: 15+17,5+18+14+13,5+13 = 91/100 2004?
Verhaltene, sehr mineralische Nase, frisch und mit Feuer. Am Gaumen sehr frisch und mit etwas zurückhaltender Frucht, aber ersten Reifeanzeichen. Geht nicht so in die Tiefe wie Wein 2, macht aber immer noch ordentlich Spaß. Fruchtkaltschale. Wirkt ebenso eher leicht und lässt sich dadurch schön trinken.
2. Tag
Wein 3: 15+18+18,5+13,5+14+13 = 92+/100 2006 oder 2004?
Heute etwas voller und wärmer in der Nase wirkend, auch offener, insgesamt sehr harmonisch und gut zu trinken. Zeigt plötzlich aber auch immer mehr aromatische Tiefe und Komplexität.
Wein 2: 15+18,5+18,5+13,5+14+13,5 = 93+/100 2005 oder 2007?
Sehr dunkle Nase, etliches an Kaffee. Wirkt recht nobel für einen Basiswein.
Wein 5: 15+18+18,5+13,5+14+14 = 93+/100 2007?
Dunkles, recht offenes Nasentier, sehr süße Aromen von dunkler Frucht und Mineralik, aber auch an Kupfer muss ich denken. Toller Wein.
Wein 4: 15+17,5+18,5+14+13+14 = 92+/100 Th. 2008?
Verhaltene Nase, sehr elegant, ebenso mit einer leicht süßlichen Note wie Wein 5. Wirkt auf mich insgesamt durch seine Finesse beeindruckend.
3.Tag
Wein 1: 15+18+18,5+13,5+13,5+13,5 = 92+/100 Th 2006?
Warme Kirschsuppe, dazu auch Schattenmorellen und viel Schiefer, sehr frisch, aber auch relativ voll am Gaumen. Macht Spaß.
Wein 3: 15+18+18,5+13,5+13,5+13,5 = 92+/100 Th. 2004?
Wirkt etwas gereifter und gesetzter, zeigt aber auch eine schöne Fülle und viel Trinkspaß.
Wein 5: 15+19+18,5+13,5+14+14 = 94+/100 Th. 2007?
Süß, frisch, verführerisch… -sehr voll und üppig für einen Wein dieser Kategorie.
Wein 2: 15+19+19+13+14+14 = 94+/100 Th. 2005?
Am dritten Tag ein Fels von Wein! Sehr noble Nase, dunkle Früchte zum reinbeißen, wunderbare Frische und recht viel Kraft, aber auch Noblesse. Schon sehr nah an einem großen Wein. Hier wird klar, warum August eine Institution im Priorat ist.
Wein 4: 15+18+18,5+14+13,5+14 = 93+/100 Th. 2008?
Ein Wein von sehr angenehmer Finesse, er wirkt recht „leicht“, aber harmonisch und zeigt, dass er noch viele Reserven hat.
4. Tag
Wein 5
Immer noch das Kraftpaket und schöne Kaffeenoten. Exzellenter Wein. 94+/100 Th.
2007?
Wein 4
Finesse und Subtilität bestimmen auch heute das Bild des Weins. Sehr guter Wein.
92+/100 Th. 2008?
Wein 1
Sehr nobel und sehr harmonisch, zwar vom Körper recht leicht, aber mit Tiefe und Finesse. Exzellenter Wein. 93+/100 Th. 2006?
Wein 2
Unverändert exzellenter Wein. 93+/100 Th. 2004?
Wein 3
Ebenso kraftbetont und nobel wie Wein 1, ohne die Kaffeenoten. Jetzt wunderbar trinkig und tief für einen Basiswein. Exzellenter Wein. 94+/100 Th.
Dann wurde aufgedeckt:
Wein1: Celler Cecilio; Cecilio Negre; Priorat – Gratallops; 2008 rot
Am Folgetag nochmals offen nachverkostet: wie am 2. Tag immer noch ein exzellenter Wein, der zeigt, dass der Jahrgang hier gut gemeistert wurde. Harmonischer als am 1. Tag.
92+; 93+; 93+ = 92,67+++ = 93/100 Th. Exzellenter Wein. Platz 3; PG-Index 1,02 bis 1,04
Lagern oder über wenigstens 2 Tage trinken.
Wein 2: Celler Cecilio; Cecilio Negre; Priorat – Gratallops; 2007 rot
93; 93+; 94+; 93+ = 93,25+++ = 93/100 Th. Exzellenter Wein. Platz 2; PG-Index 1,12 bis 1,05 Lagern oder über mehrere Tage trinken.
Wein 3: Celler Cecilio; Cecilio Negre; Priorat – Gratallops; 2004 rot
91; 92+; 92+; 94+ = 92,25+++ = 92/100 Th. Sehr guter Wein. Platz 5; PG-Index 1,02 bis 1,09 Lagern oder über mehrere Tage trinken.
Wein 4: Celler Cecilio; Cecilio Negre; Priorat – Gratallops; 2005 rot
92+; 93+; 92+ = 92,33+++ = 92/100 Th. Sehr guter Wein. Platz 4; PG-Index 1,06 bis 1,02 Trinken oder lagern.
Wein 5: Celler Cecilio; Cecilio Negre; Priorat – Gratallops; 2006 rot
93+; 94+; 94+ = 93,67+++ = 94/100 Th. Exzellenter Wein. Platz 1; PG-Index 1,09 bis 1,12 Über mehrere Tage trinken oder lagern. Sicher der Überraschungssieger der Probe.
Fazit: Eine sehr interessante und qualitativ homogene Reihe mit einem überraschend guten 2006er als Sieger. Nach wie vor ist der Cecilio Negre einer der zuverlässigsten Basisweine im Priorat, der Jahr für Jahr im Weingut auch sehr schnell ausverkauft ist. Und auch in meiner Prioratführerselektion wurde 2006 und 2007 nicht all zu alt – von daher habe ich das Einkaufskontingent beim 2008er deutlich aufgestockt.
Den 2008er biete ich zu 13,00 € (incl. MwSt.) über meine Prioratführerselektion an.
Ebenfalls biete ich den großen Wein des Gutes L´ Espill aus 2004 (Restflaschen!) und 2005 zu jeweils 28,00 € (incl. MwSt.) an.