1. Flight
Wein 8 Platz 15 nach der ersten Probe
Immer noch kein Aufreger, allerdings in der Nase etwas harmonischer. Am Gaumen auf „halbtrocken“ getrimmt, aber dann mit noch deutlich neben sich stehender Säure. (Noch) unharmonisch. Wirkt in diesem Stadium eher gemacht und bietet nicht sonderlich viel Vergnügen am Gaumen. Spitze Säure bei mittlerem Nachhall. Guter Wein. 86/100 Th.
Wein 7 Platz 14 nach der ersten Probe
Gibt an der Nase nach wie vor nicht viel preis, am Gaumen simpel mit wenig Frucht und Tiefe, aber dann mit fast beißender mineralischer Säure. Als einfacher Essensbegleiter und Zechwein sicherlich in Ordnung, aber ohne höhere Weihen. Im relativ kurzen Abgang kommt nach der Säure nichts mehr groß, insgesamt aber einen Tuck harmonischer als Wein 8. Gute 87/100 Th
Wein 2 Platz 13 nach der ersten Probe
Verhaltene Nase, etwas alkoholisch wirkend. Likörige Frucht. Am Gaumen eher kühl und durchaus nicht unangenehm. Nichts Auffälliges oder Besonderes, aber quasi ein Wächterwein, der an der Pforte zum Priorat steht und zeigt, wohin es gehen wird. Trinkiger als die beiden anderen Weine im Flight. Sehr gute 88/100 Th.
Und wir lösen direkt nach dem Flight auf…
Wein 8 = Vinyes d´ en Gabriel; L´ Heravi Joven; Montsant – Darmos; 2008 rot
(Den jungen Wilden muss man sicher nicht mehr eigens vorstellen,den 2009er Joven führe ich auch in meiner Selektion)
Wein 7 = Familia Sedo – Barcelo; Vi Jove; Priorat – Bellmunt; 2008 rot
(Neuer Kleinerzeuger aus Bellmunt mit einem Laden, wo er die eigenen hergestellten Produkte (neben Wein auch Oliven und Öl) verkauft. Der rote Joven wird dort zu ca. 3 € angeboten, das ist er auch durchaus wert.)
Wein 2 = Alvaro Palacios; Camins del Priorat; Priorat – Gratallops; 2008 rot
(der zweite Jahrgang des neuen Palacios – Basisweins, nicht so überragend wie der Erstling, dennoch akzeptabel für einen Basispriorat – und er kann sich ja noch weiter entwickeln…)
2. Flight
Wein 3 Platz 12 nach der ersten Probe
Leicht offene Nase, schüchtern, am Gaumen durchaus mit Spaß zu trinkender einfacherer Wein, den man Durchaus als Einstieg ins Thema empfehlen kann. Er hat von allen positiven Eigenschaften etwas, aber nie genug, um mehr zu sein, als ein einfach sehr guter Wein für unkomplizierte Gelegenheiten. Sehr guter Wein 89/100 Th.
Wein 1 Platz 11 nach der ersten Probe
Kleine, aber sehr angenehme Nase, wirkt kühl und in Ansätzen nobel. Am Gaumen harmonisch, aber auch mit einem Paket von eher samtenen Tanninen versehen. Auch zeigt er eine momentan noch packende Säure, die uns zeigt, dass dieser Wein noch nicht für den sofortigen genuss gemacht ist. Sehr gute 90+/100 Th.
Wein 14 Platz 10 nach der ersten Probe
Hier baut sich in der Nase schon leichte Spannung auf, dunkle Aromen bestimmen das Feld. Eine insgesamt sehr schöne, aber noch kleine Nase, würzig. Dunkle Frucht und Gewürze am Gaumen. Macht auf jeden Fall Spaß. Insgesamt jahrgangstypisch leicht, aber auch frisch wirkend, eine leichte Süße bei nicht versteckter Mineralik. Macht Spaß und läßt sich bereits jung schön trinken. Sehr guter Wein. 92+/100 Th.
Und wieder wird gleich aufgelöst:
Wein 3 = Coca I Fito; Jaspis Maragda; Montsant – Marca; 2008 rot
(neues Projekt der Brüder Miquel und Toni Coca, Miquel verläßt hier den Schreibtisch und Toni ist auch mal Önologe für eigene Weine.)
Wein 1 = Costers del Priorat; Clos Cypres; Priorat – Bellmunt; 2008 rot
(bislang bei uns noch recht unbekannter Erzeuger, der momentan noch in gemieteten Kellern arbeitet, derzeit bei Clos Berenguer. Der Weinberg für den Clos Cypres ist alter Familienbesitz, wie so häufig bei vielen der neueren Erzeuger, die früher als Traubenlieferanten gearbeitet haben)
Wein 14 = Ferrer I Bobet; Ferrer I Bobet; Priorat – Falset; 2008 rot
(der kleinere Wein aus dem „großen Ufo“ oberhalb der Straße von Falset nach Porrera.)
3. Flight
Wein 15 Platz 9 nach der ersten Probe
Verhaltene Nase, aber am Gaumen durchaus lecker. Noch etwas kantiges Tannin. Kirschbetonte Frucht und Kirschkerne, dazu auch etwas Schokolade, könnte an Porrera erinnern. Wirkt eher leicht und verspielt, zeigt aber eine angenehme Länge. Legt im Glas zu. Sehr gute 92+/100 Th.
Wein 9 Platz 8 nach der ersten Probe
Sehr schöne, leicht offene Nase, sehr angenehm und rund. Dunkle Frucht. Am Gaumen pure und süße, reife Frucht, die eventuell auf einen hohen Grenacheanteil hindeutet. Durch die mineralische Note ist die Süße sehr schön gepuffert, der Wein ist frisch und trinkig. Harmonisch und relativ elegant am Gaumen. Schöner Trinkfluß. Gute Tanninreserven und recht schöne Länge. Exzellenter Wein. 93+/100 Th.
Wein 10 Platz 7 nach der ersten Probe
Sehr offene, aber nach wie vor auf mich etwas unsauber wirkende Nase nach billigem Deodorant und Haarspray, aber auch nach Trinkerglück-Fusel. Ich kam in der ersten Runde schon nicht mit dieser aufdringlichen, aber für mich nicht wirklich schönen Nase klar und heute tue ich es noch weniger.
Am Gaumen deutlich angenehmer, aber nicht wirklich rund und spaßig. hinterschlucken oder spucken sollte man den Wein eher nicht, denn dann kämpfen eine spitze Säure und Unmengen von Tannin gegeneinander. Die Tanninwand ist zwar von guter Anlage, aber heute undurchdringlich. Macht derzeit keinen Spaß – und ob sich das harmonisiert? heute nur gute 85/100 Th.
Und auch hier gibt es nun gleich die Auflösung zu…
Wein 15 = Celler Castellet; Empit; Priorat – Porrera; 2008 rot
(ein schöner Wein in Folge zu den früheren Jahrgängen seit 2005, aber noch immer seit es ab 2006 den Ferral gibt, gefällt mir dieser stets einen Tuck besser.Den 2006er Ferral von diesem Erzeuger gibt es in meiner Selektion)
Wein 9 = Coca I Fito; Jaspis Negre; Montsant – Marca; 2008 rot
(siehe weiter oben – wenn ich mich nicht verguckt habe, ist aber auch das hier der preisgünstigere der zwei vorgestellten 2008er. Hier profitiert der Wein von der puren Frucht und dem Ausbau im Joven Stil.)
Wein 10 = Mas Garrian; Clos Severí Jove Roure; Priorat – El Molar; 2008 rot
( 😮 😯 – der einzige der hier verkosteten Weine, den ich auch bereits jetzt schon in meiner Prioratführer-Selektion anbiete. Diese Flasche ist leider alles andere als Werbung, obwohl meine Mitverkoster ja den Wein deutlich besser als ich sahen. Allerdings habe ich ihn auch so nicht in Erinnerung und ich vermute somit einen Flaschenfehler. Werde ich wohl nochmals überprüfen müssen…)
4. Flight
Wein 4 Platz 6 nach der ersten Probe
Offene, sehr priorattypische Nase, die bei tieferem Hineinriechen aber auch etwas alkoholisch wird. Am Gaumen zunächst wieder typisch, aber ohne Hokus-Pokus, doch dann schlägt auch die Säure recht erbarmungslos zu und somit wirkt er insgesamt noch nicht ganz harmonisch. Heute nur sehr gute 88+/100 Th.
Wein 13 Platz 5 nach der ersten Probe
Offenen Nase, typisch, elegant und tänzelnd. Am Gaumen eher leicht und wiederum tänzelnd wirkend. Eine angenehme, aber präsente Mineralik auf süßer, reifer Frucht. Trinkiger, guter Essensbegleiter, aber auch mit Zukunftsreserven. Sehr gute 92+/100 Th.
Wein 6 Platz 4 nach der ersten Probe
Leicht offene, betörende Nase, verführerisch an der Nase, wie dann auch am Gaumen. Weibliche Sinnlichkeit,die packt und festhält. Eine nachhaltige,aber zärtliche Umklammerung, von der Mann sich nicht gern löst, weil er genießt. Sehr harmonisch, nichts ragt über,nichts stört. Elegant, aber mit Biss. Sehr schöne Länge. Großer Wein
95+/100 Th.
5. Flight
Wein 11 Platz 3 nach der ersten Probe
Schöne, tiefe Nase, die immer weiter zulegt. kommt jetzt vielschichtig und komplex und kündigt Großes an. Schnüffelschnuffelstoff.
Am Gaumen schwarz, dunkel, ernsthaft, beinahe philosophisch. Vollendete Harmonie bei leichterem und eleganterem Körper. Eine schwarzhaarige Schönheit, ungeschminkt und ungefärbt. Und ein bitter-süßes Früchtchen. Apocalypticas „Bittersweet“ könnte man dazu hören. Großer Wein. 95+/100 Th.
Wein 5 Platz 2 nach der ersten Probe
Tiefe, schwarze Gänsehautnase, so eine, die gern komplett im Glas verschwinden möchte, um den Nektar aufzusaugen! Das richtig große Nasenkino setzt sich auch am Gaumen fort, wenn man sich denn traut, zutrinken. Grenache-Süße und Llicorella – Mineralik in perfekter Verbindung, was für ein außergewöhnlich schöner Moment. Ein Wein, den wohl niemand spucken möchte und der eine Benchmark für den Jahrgang setzen kann. Großer Wein. 96+/100 Th.
Wein 12 Platz 1 nach der ersten Probe
Anspringende, betörende und psychedelische Nase und ein lasterhafter Genuß – eine Flasche, an der man in diesem Jahrgang nicht vorbei kommt. Was für ein Nasentier, welche Frische am Gaumen, dazuexotische Gewürze und Raffinesse. Kühl wie ein blauer Gebirgssee, dem man die Tiefe nicht anmerkt. Kann man das in 2008 häufig toppen. Man kann es anders machen, aber nicht mehr viel besser. Sehr großer Wein. 97/100 Th.
Die letzten beiden Flights wurden gemeinsam aufgelöst, sprich aufgedeckt…
Wein 4 = Celler Bujorn; Bujorn; Priorat – La Vilella Baixa; 2008 rot
(Der zweite Jahrgang des sympathischen Projektes junger Wilder aus dem wohl schönsten Dorf des Priorats reicht nochnicht ganz an den Erstling heran, von dem es noch einige Flaschen in meiner Selektion gibt.)
Wein 13 = Costers del Priorat; Pissares; Priorat – Bellmunt; 2008 rot
(siehe Clos Cypres)
Wein 6 = Bodegas Mas Alta; Artigas; Priorat – La Vilella Alta; 2008 rot
(erneut ein zuverlässiger Artigas, der zu den empfehlenswertesten Weinen seiner Preisklasse gehört, hier brennt auch in dieser Klasse nichts an)
Wein 11 = Celler dels Pins Vers; La Fuina; Priorat – El Molar; 2008 rot
(eine schöne Fortsetzung der Reihe dieses Garagenweines – hier bekomme ich in den nächsten Tagen 2005, 2006 und 2007 für meine Selektion, den 2008er werde ich auch nicht auslassen, wenn er freigegeben wird)
Wein 5 = Vinyes de Manyetes; Solertia; Priorat – Gratallops; 2008 rot
(Der dritte Jahrgang des neuen Garagenweines, den René Barbier für die Firma Glassconcept hauptsächlich aus den alten Grenache-Reben des Manyetes zaubert, gefällt mir bislang am Besten. Eine kleine Zuteilung für meine Prioratführerselektion und damit für den deutschsprachigen Markt musste ich heute gleich erst einmal sichern. Der Wein wird in den nächsten Tagen zur Vorabreservierung angeboten)
Wein 12 = Mas d´ en Cosme Viticultors; El Patio; Priorat – Gratallops; 2008 rot
(haben wir hier die ultimative Lottogewinnflasche gezogen oder ist dieser von Aldi Nord angebotene Prioratwein wirklich eines der besten Schnäppchen im Priorat? Ich musste mich sofort noch mal vergewissern, ob nicht eine Verwechslung vorlag. Nein – es ist tatsächlich jenes üppige Nasentier, welches da aus der Aldi-Flasche kriecht… Ich bin am Montag sofort nochmals losgezogen, um eine Konterflasche davon zu ziehen, denn eigentlich kann man das doch nicht glauben, oder? Zumal es ja schon eine Negativkritik mit 76/100 Punkten von einem Weinfreund aus Essen gab.
Hat Bernburg die ultimative Charge bekommen? Kann ein Wein derart stark schwanken? Hauptgewinnflasche oder Tendenz? Extrem gute Füllung oder einzelne herausragende Flasche?) Die Verkostung dieser überragenden Flasche gegen die Konterflasche wird das Rätsel lösen.)
PS: Vielleicht gleich vorab, ehe jetzt alle zu Aldi hetzen – es lohnt wohl nur für Spielernaturen… Die nicht wirklich schlechte Konterflasche (also doch mehr als 76/100) ist ein Tipp für einen guten bis sehr guten Einsteigerwein, aber mit dieser ersten Flasche hatte sie nichts zu tun. Genaueres in den Fortsetzungen hier zur Verkostung.