Zum Glück hat es aufgehört zu regnen, als wir in unserer Schutzhütte frühstücken. Nahe bei gibt es auch eine komfortable Toilette, so können wir stressfrei in den Tag starten.
Einen ersten kurzen Stopp machen wir in Villemotier, wo wir bei dem berühmten Bäcker frisches Brot kaufen. Für mich nach wie vor eines der besten Brote Frankreichs.
Um Bourg en Bresse fahren wir weitläufig herum, in Belleville entern wir das Beaujolais, man könnte jetzt den Tag mit dem Besuch von Weingütern verbringen, aber es drängt uns in Richtung Zentralmassiv. Da es aber wesentlich schöneres Wetter ist, beschließen wir, oberhalb von Beaujeu unser Mittagspicknick zu machen – Es hat hier einen sehr schönen Platz mit Blick auf die Weinberge. Allerdings merken wir, dass das mit der Sonne doch täuscht, durch den Wind ist es recht kühl und wir müssen achtgeben, dass nichts weg fliegt.
Dafür haben wir auch im Hinterland des Beaujolais weiterhin schöne Landschaft, Frankreich wie aus dem Bilderbuch…
In Charlieu brauche ich eine Pause, die Beine wollen vertreten sein und die aufkommende Mittagsmüdigkeit verscheucht. Da bietet sich das alte hübsche Kleinstädtchen grade an für einen kleinen kulturellen Stadtbummel. Wir finden schöne alte kirchliche und weltliche Bauten und auch die französische Art, Wahlkampf für die Präsidentenwahl zu machen. Es gibt an mehreren Orten im Ort Stellen, wo sie alle der Reihe nach nebeneinander hängen. Später fällt uns das auch anderen Orten auf. Gleichberechtigung… – die Franzosen haben allerdings schon vorab bestimmt, wessen Wahlplakate sie wie verzieren… das reicht von einem Hitlerbärtchen für Marine Le Pen bis hin zu einem Herzen für einen linken Anarcho, der aber am Ende wohl keine Rolle gespielt haben dürfte.
Hinter Roanne geht es ein Stück auf einer mautfreien Autobahn Richtung St. Etienne, bevor wir dann auf die Berge des Zentralmassiv zu steuern.
In Balbigny tanken wir bei Netto, günstig, aber umständlich. Man muss zunächst in den Supermarkt zum Bezahlen und erhält einen Zettel mit 2 Codenummern. Dann kann man das gezahlte Geld vertanken.
In Montrond les Bains müssen wir abbiegen, dank einer doofen Ausschilderung verfahren wir uns zunächst und bekommen so das Dorf Marclopt zu sehen, wo wir unseren Fehler bemerken und umdrehen. Wir sind nicht die Einzigen, die auf die falsche Ausschilderung reinfallen…
Danach aber ist alles gut und wir finden unseren Ausgangsort St. Anthème, von dem aus es etliche Kilometer bergan zur Skistation Praboure geht. Hier oben ist der Hund begraben und es ist saukalt. Nur eine Rettungsstation ist besetzt, der Diensthabende kommt gleich gucken, als er uns sieht. Als er merkt, wir wollen zur Via Ferrata, verschwindet er wieder im Warmen seiner Hütte.
Ein paar versprengte Spaziergänger kommen noch nach uns hier hoch, kehren aber alsbald um, weil es ihnen zu ungemütlich ist. Der Weg zum Einstieg zieht sich gefühlt eine Ewigkeit hin, wir haben schon Angst, falsch zu sein…
Aber dann kommt das Hinweisschild zum Zugang. Zunächst kommt ein ganz kurzer Steig, der uns zu einer längeren, aber einfach zu gehenden Brücke über ein kleines Flüßchen namens Ance führt. Dann folgt wieder ein längeres Wanderstück, bevor der eigentliche, sehr einfache Klettersteig beginnt. Für Anfänger und Kindergruppen sicher okay, aber sonst beinahe reizlos, sieht man von einem kurzen finalen Überhang ab. Zum Einklettern am Saisonbeginn dennoch okay.
Leider musste ich feststellen, dass alle Fotos von meinem Fotoapparat einmal mehr komplett unscharf und unverwertbar sind. Daher gibt es leider dieses Jahr keine spektakulären Klettersteigbilder. Ab Mai muss man hier Eintritt zahlen, aber eigentlich ist das Ganze einen Obolus extra nicht wirklich wert. Von November bis April kann man den Steig umsonst machen, aber auch das lohnt nur für Anfänger, die wissen wollen, ob das ihre Sportart werden könnte oder nach der Winterpause zum Reinfinden.
Hier oben gäbe es auch Biwakmöglichkeiten, aber es ist uns zu kalt und wir lassen uns abrollen. Fündig werden wir im kleinen Dörfchen Églisolles, ein sehr schöner ruhiger Platz mit Trinkwasser und guter Toilette nahe bei. Nach dem Kochen, einmal mehr muss noch Spargel gemacht werden, bevor er alle ist, verziehen wir uns beizeiten in die Zelte. Die Weine mussten wir per Hand anwärmen, egal ob Weiß oder erst recht Rot.
Ich hole noch meine Extradecke aus dem Auto und ich finde es plötzlich gut, dass ich Handschuhe und Mütze nicht zu Hause aus dem Auto gepackt, sondern aus Faulheit drin gelassen habe.
Das sieht ganz nach wirklichem Wintercampen aus…