Einmal ins Priorat und zurück – Das Roadbook Firafahrt 2017, Kapitel 9 – Freitag, 21.04.2017

BY IN Priorat - Tourismus, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET , ,

Endlich schöneres Wetter, erstmals war es in der Nacht nicht ganz so bibberig, die zusätzliche Decke konnte im Auto bleiben und auch während des Frühstücks müssen wir nicht mehr frieren.

Ich finde endlich mal die Muße, die ganzen inzwischen getrunkenen Flaschen fotografisch zu verewigen…

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 Unsere 2008er Reihe aus dem Priorat.

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 Der Siegerwein der 2008er Prioratprobe mit schneebedeckten Pyrenäen im Hintergrund.

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 Was Deutsches gab es auch, während der feinherbe Riesling von Steffen Gröhl dem Leon zu süß war, wärmte er mir das Herz  in Malzieu Ville. Der Weißburgunder vom Harzer Weingut Kirmann tat seine Schuldigkeit zum Spargel in bewährter Art und Weise.

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Zwei sichere Bänke aus Frankreich.

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Leon hatte für mich ein paar schöne und mir bislang unbekannte Spanier im Gepäck.

Nähere Notizen habe ich mir zu keinem der Weine gemacht, aber etwas Schlechtes hatten wir nicht in den Gläsern.

Als Leon dann das gesammelte Leergut wegbrachte, musste er zwei Mal gehen und es gab begeisterte Kommentare von Franzosen, die auch dort übernachtet hatten und auch von der Toilettenfrau, die grad am Saubermachen war…

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Nun können wir in den Tag starten. Weit ist es nicht mehr bis zur Grenze im Arantal.

Und gleich im ersten Ort, in Les, befindet sich der Klettersteig, den wir uns vorgenommen haben.

Ich hatte mir den Steig bereits im letzten Jahr angeschaut, aber wegen Regens bin ich nicht eingestiegen. Die Beschreibung verspricht einen leichten bis mittelschweren Steig und auch die spanische Webseite, die ich gefunden habe, spricht keinesfalls von unlösbaren Problemen (hier klicken, um auf den Link zu kommen)

Der Weg an den Einstieg ist schnell gemacht, der Anfang ist auch gut machbar, aber dann sehen wir schon den doch recht ausladenden und langen Überhang, der machbar ist, aber auch gut Kraft kostet, da hier mehrfach umgeklinkt werden muss, ehe man wieder festen Boden unter den Füßen hat.

Aber es dauert nicht lange, da wartet eine Riesenüberraschung auf uns, ein zweiter, noch deutlich längerer Überhang, wenngleich auch weniger stark überhängend. Leon geht vor und flucht. Er ist bereits recht weit oben, als er sich beschwert, dass der Weg hier recht doof und schlecht gesichert sei. Nachdem er die Stelle überklettert hat, frage ich ihn, ob das Ganze noch schwerer sei als der bereits überwundene  Überhang. Sein „Nein, das nicht…“ beruhigt mich und ich steige gen Himmel.

Plötzlich, an besagter Stelle ist die U-Eisen Reihe zu Ende und das nächste U-Eisen befindet sich etliche cm höher, aber einen knappen Meter weiter rechts. Dazwischen NICHTS. Zum schräg nach hinten wegkippenden Stand im Überhang muss man sich jetzt irgendwie nach rechts rüber hangeln, müsste zunächst versuchen, dort eine Standschlinge zu platzieren, um nicht völlig in der Luft zu hängen, dann quasi einen Klimmzug nach schräg rechts oben machen, ohne etwas für die Beine zu haben, wenn man  davon zu kurze hat… Immer wieder versuche ich es, dort hin zu angeln, aber ich bin mit meinen 1,75 m etwa 5 bis 7 cm zu kurz. Schräg rechts nach hinten anspringen traue ich mich nicht. Da ich zudem unkomfortabel im Überhang stehe, schwindet auch die Unterarmkraft mehr und mehr. Ich krieg den rettenden Griff einfach nicht zu fassen und mir fehlt etwas für die Füße zum antreten.

Aber auch Leo kann mir von oben nicht helfen, auch er kommt nicht an meine Sicherung heran, um sie einzuklinken. NICHTS GEHT MEHR…

Und ich spüre, zum überhängenden Absteigen würde meine Kraft nicht mehr reichen. Alles, was ich bräuchte, wäre ein Seil und einen Abseilachter. Ich gäbe ein Königreich dafür. Im Auto ist beides, aber der Autoschlüssel ist im kleinen Tagesrucksack, den ich auf habe. Würde ich ihn hier hängend versuchen, abzusetzen, riskierte ich, dass er nach unten fällt, selbst wenn nicht, könnten beim Öffnen des Faches der Schlüssel oder gar das Portemonnaie nach unten fallen, schneller, als es mir lieb wäre. 

Leon beendet den ersten Teil des Steiges und klettert auf einem abenteuerlichen „Fluchtweg“ nach unten ab, um im nahegelegenen Abenteuercamp eventuell Hilfe zu holen.

Ich hänge mich indessen, so komfortabel es irgend geht hier oben hin. Eigentlich hänge ich in der Luft… Irgendwann werden Arme und Beine taub, gefühlt vergeht eine Stunde, ehe ich Leon unten laufen sehe. Dann irgendwann kommt er mit zwei Leuten im Schlepptau an den Felsen. Der eine bleibt zum Sichern unten mit Leon, der andere kommt mit einem Seil zu mir. Angst hatte ich die ganze Zeit irgendwie keine, der Kopf war leer und eine Art Urgottvertrauen beruhigte mich und machte mir klar, dass das hier nichts mit meinem Ende zu tun haben kann.

Als mein Retter dann bei mir oben ist, ist alles gut, zwar habe ich keine Acht, aber er seilt mich langsam und gleichmäßig ab. Er erzählt mir auch, dass sie beinahe jeden Tag hier Rettungseinsätze machen müssen, oft schon viel weiter unten. Ich bemerke, dass das Ganze doch nichts mit dem angegebenen „Mittelschwer“ zu tun hat. Und er gibt mir recht, er findet es auch eher sehr schwer. Nur Große kommen hier halbwegs gut zum Zuge.

Unten am Parkplatz treffen wir dann noch einen Franzosen, der den Steig aber kennt. Er meint nur: „Die Spanier spinnen schon manchmal, in Frankreich wäre das eher mit ED als mit TD bewertet worden.“

Auch ich gucke hernach auf der spanischen Webseite nach mir bekannten Referenzen. Vergleichbar eingestufte französische Via Ferratas mit den spanischen K4 = D = schwierig, die ich selbst schon gemacht hab, haben in Frankreich alle das TD für sehr schwierig, schon da geht es los. Aber alle TD-Vergleichssteige waren deutlich leichter als das hier.

Da dann auf der offiziellen Tafel von „Mittelschwer“ zu sprechen, ist tatsächlich schon grob fahrlässig.

Für Leute über 1,80 m wäre das TD, für Kleinere in der jetzigen Form eher ED…  Also Vorsicht Leute.

Mein Retter erklärt uns, dass es noch einen Zugang direkt zum oberen Teil des Steiges gäbe, der dann wirklich deutlich leichter sei. Und es gibt einen zweiten, ebenso einfacheren Steig, bei dem anfangs ein Turm einer alten Fabrik erklettert werden muss, ehe es dann per Brücke an den Felsen geht. 

Wir gucken uns das an, aber die Luft ist raus… – wir wollen nur noch ins Priorat… oder zumindest erst mal über die Pyrenäen.

 

 

 

 

 

 

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