Einmal ins Priorat und zurück – Das Roadbook Firafahrt 2017, Kapitel 13 – Montag, 24.04.2017

BY IN News aus dem Priorat, Priorat - Tourismus, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET , , , ,

Auch heute sind wir noch ohne Programm und Termine, wir genießen also einen Morgen ohne Hektik und schauen zunächst wieder in Falset im Hostal Sport ins Internet. Und tatsächlich gibt es einige Antworten, die sich auf unsere Planungen auswirken. Für morgen zwei Terminbestätigungen, für Samstag die Einladungen für die Probe auf Mas Perinet…

Allein, was mir ein wenig Angst macht: ich merke, dass eine Erkältung in mir aufzieht. Die kalten Tage der Anreise rächen sich jetzt mit drohendem Schnupfen… Alles, was man jetzt überhaupt nicht brauchen kann.

Wir müssen noch mal nach Porrera rüber, zum Einen haben wir immer noch keine Antwort bezüglich der Carignan-Nacht am Freitag, zum anderen will ich paar Weine aus dem Laden kaufen, die für verschiedene Probenzwecke später in Deutschland dienlich sein sollen.

Auf der Paßhöhe zwischen Falset und Porrera ist Steve Colombé in seinem neuen eigenen kleinen Weinberg zugange. wir halten kurz an und machen einen kleinen Schwatz. Bereits im letzten Jahr war hier ein Schild, welches auf den Bigotis del Gat aufmerksam macht. Jetzt sind es zwei, denn mit dem 2014er Bigotis del Gat wird es ein neues Katzenetikett geben. Steve ist Engländer und irgendwann hier hängen geblieben, konnte bei Joan Simó mitarbeiten, nicht nur zur Erntezeit. Und er wurde nicht nur mit Geld bezahlt, sondern auch mit Trauben, aus denen er seinen ersten eigenen Wein machen konnte. Und nun, ein paar Jahre später hat er einen eigenen kleinen Weinberg. Von seinen nicht mal 600 Flaschen im Jahr kann er zwar nicht leben, aber er arbeitet ja nach wie vor noch bei Joan Simó. Dennoch, der eigene Wein macht stolz, zumal er auch nicht nur rar, sondern auch noch gut ist. 

Wir lassen abrollen, gehen zu Vall Llach und treffen Roger, der schon hibbelig am Warten ist. Er wird Vater, aber das Kind will noch nicht so recht kommen. Vielleicht läßt es Maria und Roger ja doch noch erst die Fira mitmachen. Wir  erfahren, dass Albert Costa noch nicht die Zeit hatte, die Bestätigungsmails raus zu schicken, dass er es aber noch tun werde. Und dass alles so sein wird, wie immer… wir dürfen uns also auf den Freitag in Porrera freuen.

Im Weinladen gibt es noch, was ich haben will, aber zum Teil ist die Flasche für mich schon die letzte oder vorletzte. Die Sachen werden mir zurückgelegt, so dass ich nicht tagelang die Flaschen durch das Priorat schaukeln muss. Alles entspannt…

In Torroja stoppen wir kurz aber erfolglos. Hier warte ich noch auf eine Nachricht von Cristian Frances Breton, genau wie sich Jeroni Basté vom Celler de l´ Abadia aus Gratallops nicht meldet. Also werden wir noch offene Baustellen haben, was die weitere Programmplanung angeht.

In Gratallops machen wir erst einmal unser Mittagspicknick auf dem kleinen Picknickplatz mit Blick auf das Dorf und die Kellerei von Alvaro Palacios. Hinterher bemerken wir, dass ein Kaffee gut tun würde und wir auch durch Gratallops bummeln könnten, um zu schauen, ob es neben einem Kaffee auch was Neues zu entdecken gibt. Bei Clos Figueras wird sofort bedauert, dass wir dieses Jahr nicht zum Tast am Dones kommen, sondern nach Mas Perinet fahren – aber da gibt es nun mal auch viele, die sonst nirgends sind. Und die meisten Frauen vom Tast amb Dones treffen wir auch noch mal an anderer Stelle. Aber vielleicht könnten wir ja so kommen, um eine kleine private Prioratführer – Probe zu bekommen. Christopher Cannan wäre ab Freitag da. Freitag ist eine gute Idee, denn da ist auch Klaus-Peter  hier. Und mein Schnupfen bis dahin hoffentlich erfolgreich bekämpft.

Am Platz oberhalb der Kirche entdecken wir eine neue Weinbar – vielleicht bekommen wir sogar einen Kaffee… Ich mache sofort Notizen für den Prioratführer, um diese neue Bar in meinen Prioratführer auf der Gratallops – Dorfseite aufnehmen zu können. Der Besitzer unterhält sich nett mit uns und gibt gern Auskunft und er spendiert uns ein Bier. Auch gut, es ist eh recht warm draußen, da erfrischt so ein Bier auch besser als ein Kaffee. Und die Nachmittagsmüdigkeit ist ohnehin schon überwunden…

Als wir dann gemütlich bergab schlendern, laufen wir direkt Jaume Balaguer in die Arme. Natürlich sollen sofort seine Weine probiert werden, aber da rieche ich schon nicht mehr zu 100%.  Dennoch merke ich, dass die Flasche Ruella 2012 aus seinem letzten Musterflaschenpaket, die ich im März dieses Jahr verkostet hatte, eine eher suboptimale war. Das jetzt gekostete erinnert mehr an die gute Flasche, die wir im Dezember 2016 gemeinsam in Coswig hatten.

Während Leon noch intensiv in La Guinardera und vor allem Lluna Vella rein riecht, bekomme ich einiges aus der Rubrik „Klatsch und Tratsch“ Auch Gratallops ist halt ein Dorf. So erfahre ich vom ganzen Drama um Puig Priorat ein paar nicht so schöne Details, die besser auch nicht breit getreten werden müssen und wir hören dann auch, dass die Russen, die Puig Priorat vor einigen Jahren übernommen hatten, nun weg sind. Die neuen Weine aus der Nach Silvia Puig – Zeit hatten mich ja nicht mehr wirklich überzeugt. Und bereits letztes Jahr hing immer die Kette vor der Auffahrt zur Bodega und es war auch niemand mehr präsent. Inzwischen haben sie aufgegeben und verkauft. Ausgerechnet an Estriacus, die ja für mich auch nicht des Priorat Glanz und Gloria sind, wie ich in den letzten Jahren immer wieder feststellen mußte. Und ja erst am Samstag in Bellmunt wieder. Estriacus ziehe nun von La Perla del Priorat hierher in die hübshe Odysseus – Bodega. Hoffentlich wird das nicht eine Odyssée…

Wahrscheinlich bemerkt Jaume, dass ich die Stirn runzle bei diesen Geschichten und er will mich aufmuntern: „Hey you guys have time? We go to Lluna Vella Vineyard?“

„Yeees Sir“ – wir haben Zeit… Und schon sitzen wir im altgedienten Geländewagen – zunächst geht es eine Weile auf der Straße Richtung Falset, aber dann noch vor Mas Martinet geht es links rein und dann schrauben wir uns durch schöne Wälder über Stock und Stein langsam nach oben.

Zunächst halten wir am Baum, das das Etikett des Lluna Vella ziert, dann geht es noch weiter hoch, fast bis an den Nelin Weinberg heran und weil das hier oben für Weißweinreben gutes Terrain ist, hat auch Jaume jetzt hier oben Weiße und Graue Grenache gesetzt – was auch sonst??? Mr. Grenache muss sich schließlich treu bleiben. Und dann geht es richtig steil bergab, die Fahrt wird immer abenteuerlicher, bis wir schließlich in einen windgeshützten Kessel kommen. Hierher kommen die Lluna Vella Trauben und auch die für den Spitzenwein Cercol Daurat – aus der Parzelle, die am geschütztesten ist.

In einem nächsten Post wird es die Fotostory dazu geben…

Dann geht es wieder zurück, noch einmal wird es abenteuerlich zu fahren und dann landen wir wieder auf der Straße. Und tatsächlich, als wir an der Odysseus – Bodega vorbei kommen, springt uns bereits der Estriacus – Schriftzug in die Augen.

Wir müssen zurück nach Falset, noch ein paar Lebensmittel kaufen. Und dann geht es wieder ins Basislager. Kochen. Am Essen und Trinken habe ich inzwischen wenig Spaß, die Nase geht immer mehr zu. Und dann ist für morgen abend und übermorgen auch noch schlechtes Wetter angekündigt.

Rückzug bzw. Verstecken im Geheimversteck bei Cabaces ist dann wohl der Plan… aber erst mal haben wir Termine… 

 

 

 

 

 

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