Seit der Herausgabe des Weines in meinem Keller gelagert, direkt via Händler in Spanien in meinen Keller damals.
Noch immer eine Farbe, die keinerlei Altersschimmer zeigt, die Nase offen und üppig, etwas dem Stil der damaligen Zeit folgend auf Kraft getrimmt, Waldbeerenlikör mit etwas bitterer Schokolade, sogar etwas angebranntes Pflaumenmus, betörend füllig, dann am Gaumen deutlich weniger sättigend,als man erwarten würde, schöne Llicorella – Schiefer Mineralik auf Brombeeren und eingekochten Heidelbeeren, das Tannin ganz minimal trocknend, insgesamt aber ein guter Trinkfluß, recht langer Nachhall. Man erfaßt aber einen Dofí auch schneller als einen Mogador oder Martinet, somit vielleicht nicht ganz die erwartete Größe in puncto Komplexität und Vielschichtigkeit zeigend. Dennoch ein überaus schöner Priorat der alten Pionier – Schule, schon für damalige Verhältnisse deutlich mehr Priorat als Spanien. Kein störendes Holz, kein uniformes „Ah – ein Wein aus Spanien“, er zeigt schon, wohin die Reise ins Priorat geht…
Er stört sich nicht daran, dass ich ihn jetzt für den Korkenzieher auserkoren habe, aber er zeigt auch keinen großen Willen zur Zickigkeit mehr, er ist angekommen, wo er sein will – uns das Priorat lehren und zur Ruhe aufrufen. Nein, hinüber ist er längst noch nicht, er tanzt noch immer ausdauernd bis zum letzten Glas. Er hätte auch kein Problem, noch ein paar Tage länger irgendwo rum zu liegen, aber er bedankt sich sicher nicht mit lautem Knall, sondern mit leisem „danke“ dafür. Sicher findet man so etwas heute unter den Besten in der 20 bis 30 € Klasse, doch für die damalige Zeit war es eine Pionierleistung. Und er legt im Laufe des Abends zu, will doch überzeugen, dass ein Exzellent hier nicht reicht… Dennoch, zum Großen Wein fehlt mir das letzte emotionale Argument. Ich kann aber auch verstehen, wenn jemand aufgrund eines Altersbonus diesen Wein als Groß bezeichnet.
94/100 Th.
Ohnehin werden wir hier bei einem Rahmen sein, wo man nur noch von guten, weniger guten, exzellenten oder gar großen Flaschen sprechen kann. Der Füllstand meiner Flasche war noch sehr gut (ca. 1 cm über Beginn der Schulter), der Korken zu knapp zwei Dritteln durchfeuchtet und oben quasi wie neu. Von Zustand her also sollte es eine der besseren Flaschen sein.
Der Wein selber hatte in 1994 nur 13,5° Alkohol, auch im Priorat waren die Werte da wohl insgesamt noch moderater als heute. Schon damals wurde der Wein als „Single Vineyard“-Wein ausgewiesen und 1994 war das erste Jahr, wo Alvaro nicht mehr den Begriff „Clos“,sondern den Begriff „Finca“ verwendete.