Nach der Montsant-Jahrgangsprobe fuhr ich umgehend nach Porrera – meine deutschsprachigen TAW-Kollegen Chris und Pedro waren bereits vor mir eingetroffen. Pünktlich auf die Minute traten wir in den Garten des Restaurants Lo Teatret ein – von Raimon Castellví und seiner Familie auf´s Herzlichste begrüßt.
Jeder Gast bekam ein Namenskärtchen und ein Probeglas und schon ging es ins Getümmel. Insgesamt 17 Winzer waren versammelt, um uns eines der größten Terroirs für Carignan (= Carinyena, Samsó, Mazuelo) näherzubringen. Ein Teil stand draußen im Garten, ein anderer „versteckte“ sich im Restaurant selber, wo auch eine Liveband fröhlich jazzte. Natürlich wurden die Weine von den Machern selber vorgestellt und so war es natürlich auch ein ungezwungenes Plaudern mit Porrera´s Winzergrößen und ein vielfaches freudiges Händeschütteln.
Überwiegend wurden Carignan – Weine bzw. Fass-Muster vorgestellt, die aus Parzellen mit alten Reben stammten, einige Weine wird es in Miniaturauflage abgefüllt geben, andere finden ihren Weg in die großen Weine der Güter. Aufgelockert wurde das Ganze durch die Möglichkeit, auch den einen oder anderen „kompletten“ Wein zu verkosten und durch einige Proben durchaus nicht ganz so junger Weine. Eine gelungene Veranstaltung mit hohem Lern- aber auch ebenso hohem Genusswert, unterhaltsam und vergnüglich, so dass ich nicht von jedem einzelnem Muster eine ausufernde Notiz mit Bewertung machen mochte. Auch stand das Gespräch mit den Frauen und Männern hinter den Weinen im Mittelpunkt für mich.
Nur unter „sopar“ hatte ich mir doch etwas anderes vorgestellt, als das Anstehen nach kleinen sehr wohlschmeckenden aber wenig sättigenden Häppchen – und nicht nur ich… Wie die Geierschar warteten bisweilen die Leute darauf, dass jemand eine Platte mit den kleinen Gourmethäppchen brachte. Wer eine Minute zu spät kam, mußte weiter warten… Dennoch habe ich die Gratwanderung zwischen dem Genuss der wunderbaren Weine und dem Hunger signalisierenden Magen erstaunlich gut hinbekommen, nur leider fielen dem Warten auf etwas zu essen am Ende die Stände von Vall Llach und dem Celler Ardevol zum Opfer.
Meine Impressionen im Einzelnen:
Ich begann mit einem großen Carignan-Muster der Lage Planots aus Bellmunt, einem Piraten quasi, den mir Marc Peréz ins Glas goss. Er wird Bestandteil des Degustacio aus 2007 von Mas Martinet Assessoraments. Hier wird schon mal gleich die Messlatte hoch angesetzt.
Der Nachbar Joan Simó fällt mit seinem 2007er Muster, der in den Les Eres eingeht, auch nicht wesentlich ab. Er begrüßt mich ebenso freudig wie Marc – beide kenne ich schon aus den Zeiten, als ich noch als Weintourist ins Priorat kam.
Dagegen mache ich im Anschluß eine sehr nette neue Bekanntschaft – bislang hatte ich mit der Kellerei nur Mailkontakt, aber der Osmin 2004 macht mich neugierig auf die Leute dahinter. Von der jungen und sehr sympathischen Marta Puig, die inzwischen als Önologin bei Merum Priorati arbeitet, lasse ich mir ein äußerst hochklassiges 2008er Muster servieren, welches sehr impulsiv und mit nachdrücklichem Gefühl meinen Gaumen verführt.
Hier muss ich am Ball bleiben, ebenso wie beim Nachbarstand Parmi Priorat. Deren Weine fielen mir bereits bei den letzten beiden Firas sehr positiv auf und auch hier in Porrera war ich von den beiden 2006ern sehr angetan.
Der La Coma 2006 zeigt eine schöne Porrera Nase, die 2006er Eleganz und eine schöne Harmonie, ein Wein, der bereits jetzt gut zu trinken ist. Exzellente 93+/100 Th.
Ein wenig besser noch gefällt mir der Mas de la Salut 2006, ein 100%iger Carignan, der sich offen, sehr fruchtbetont, ausgewogen und ebenso elegant zeigt. Exzellente 94+/100 Th.
Bei Germans Duran gibt es einen 2000er Carignan von 80 bis 90 Jahre alten Reben. Das Muster mt sehr reicher Frucht wirkt nach wie vor sehr jung und hebt sich nicht von den jüngeren Mustern durch eine gesteigerte Reife ab. Hier wird das Alterungspotential dieser Weine ahnbar.
Schwierigkeiten habe ich mit dem nächsten Wein. Ich tippe bei dem Muster von Marco Abella auf einen Korkfehler, was er ablehnt. Tatsächlich verschwindet die fiese Nase nach nassem Hund in feuchtem Karton mit dem Schwenken des Glases etwas. Terroir? Biodynamik? Oder doch ein Korkfehler? Ganz glücklich bin ich mit diesem Wein nicht, aber auch der Mas Mallola 2006 im letzten Jahr zur Fira hatte ja etwas gespalten…
Richtig glücklich war ich dagegen mit dem zur Verkostung gereichten Mineralwasser, welches kohlensäurehaltig war und mit dem ich mir nun den Mund erfrischen konnte, bevor es an den Stand von Ester Nin Llort ging. Der 2007er Carignan der Parzelle Solanes für den Nit de Nin ist einfach nur ein Traumstoff, aber auch der danach präsentierte 2008er, der noch sehr frisch und ungestüm daherkam, fällt bei genauem Hinschmecken nicht sehr ab. Ester Nin lächelt stolz bei der Präsentation ihrer Muster, wohl wissend, was sie da ins Glas gibt.
Bei Ferrer I Bobet wird der große 2006er Wein vorgestellt –
Ferrer I Bobet Selecció Especial 2006
Sehr parfümiert, deutliche Mineralik und viel Stoff – hier kann mit der Zeit nch ein richtig großer Wein entstehen – im Moment gebe ich ihm nach dem kleinen Rendevouz exzellente 94+/100 Th.
Besser noch gefällt mir das Extra-Fass Carinyena 2007 vom Celler de l´ Encastell. Für diesen großen Wein gebe ich vorerst 95+/100 Th. und freue mch auf eine intensivere Nachverkostung dieses speziellen Weines.
Fortsetzung folgt!