Am Sonntag morgen waren wir, neben Klaus-Peter Werner und mir als Prioratführer auch die TAW – Schreiber Chriz und Pedro, zur ersten Verkostung der Weine des Dorfes Torroja eingeladen.
Torroja del Priorat ist ein recht kleines Dorf mit inzwischen 10 im Prioratführer registierten Erzeugern.
Hier gibt es neben dem „dienstältesten“ Prioratwinzer Jaume Aixalà Sabaté, der seine ohne Etikett abgefüllten Süßweine in einer kleinen Garage an der Straße verkauft auch neun kleinere und größere Betriebe mit einer spannenden Palette an Rotweinen und einigen raren Weißen.
Das Dorf liegt mitten im Herzen des Priorats und hat einige der spektakulärsten und steilsten Weinbergslagen, die Llicorella-Schiefer sind hier oft sehr erzhaltig und bringen Weine von oft gradezu beißender Mineralik hervor. Während die einheimischen Winzer (Mayol; Llicorella Vins; Pardelasses (Aixalà I Alcait) und Sabater I Mur, Rotllan I Marquez (Heid I Marquez)) auf einen Stil setzen, der Frucht und Torroja-Mineralik gekonnt verbindet, bringen die Zugezogenen (Melis; Combier, Fischer, Gerin und Terroir al Limit) Ideen und Idealismus mit, um Weine von Weltklasse zu erzeugen, die dennoch nicht international sind. Hier definiert sich der Terroirgedanke ins Detail. Nur Vins Alta Qualitat (Rotllan Torra) macht Weine, die vielleicht teilweise etwas spanischer wirken und wiederum eigenständig im Stil sind.
Spannende Voraussetzungen also für dieses Event, dazu eine Kulisse, die einfach nur traumhaft ist. Das Cal Compte ist mit Sicherheit eines der sehenswertesten Gebäude im Priorat – liebevoll restauriert und als stilvolle Unterkunft zu empfehlen – die alten Räume strahlen Romantik und nicht verloren gegangenen Glanz aus, der Hit aber ist der lange Balkon in Form eines Arkadenganges, von dem aus man einen traumhaften Blick in die steilsten Weinberge des Priorats hat. Es hat etwas paradiesisches an sich, wenn in dieser Kulisse sechs der zehn Winzer ihre hervorragenden Erzeugnisse vorstellen und keine Zeit drängt, sondern die entspannte Atmosphäre zum idealen Verkosten wunderbarer terroirgeprägter Weine einlädt.
Sabater I Mur Vinaters stellten zwei Weine vor. Sie teilen sich den Keller mit der Bodega Pardelasses, für mich ist das der erste Kontakt mit den schwer aufzutreibenden Weinen, die dennoch bereits seit 2003 produziert werden.
Der Del Tros 2005 ist ein sehr typischer Wein im Torroja-Stil, unkompliziert und von guter Mineralik. 80% Grenache verbinden sich mit 20% Cabernet Sauvignon. 92+/100 Th. – sehr guter Wein.
Der höherwertige Vertical del Tros 2004, als Vi de Poble bezeichnet, kann durchaus spalten. 100% Carignan aus einer enorm steilen Lage, die dem Wein ihren Namen gibt – 2 Barriques nur und ein Tropfen, der schon auf die eleganten Weine im burgundischen Prioratstil einstimmt, die wir neuerdings hier sehr ausgeprägt finden. Er wirkt fast leicht, wie eine Feder auf dem Schiefer. Ein Wein, der mir persönlich sehr entgegenkommt, aber bei dem sich sicher die traditionellen Prioratfans schwer tun. Für mich 95+/100 Th. – großer Wein.
Bodega Pardelasses (Celler Aixalà I Alcait)
Der Pardelasses 2006 bestätigt seinen Eindruck vom letzten Dezember und vom Februar, er hat sich noch einmal schön entwickelt und ist bereits sehr schön zu trinken. Eine schöne klare Frucht, verbunden mit samtenem Tannin ergeben für mich 93+/100 Th. – exzellenter Wein.
Dummerweise ist das Bessere der Feind des Guten und 2007 ist nun mal besser als 2006 – was keinesfalls so zu interpretieren wäre, als sei 2006 schlecht. Aber auch Pardelasses 2007 ist ein Wein in doppelter Logik. Ein typischer kompletter 2007er mit allen positiven Eigenschaften des entgegenkommenden Jahrgangs und mit erneut gestiegener Erfahrung des Winzers. 94+/100 – exzellenter Wein. Erwähneswert ist aber auch das super PGV, welches der Pardelasses noch immer hat.
Celler Melis
Das kalifornische Projekt im Priorat überzeugte von seinem ersten Wein an. Javier López Botella und Victor Gallegos wollten nicht irgendetwas im Priorat machen, nein sie hatten von Anfang an den Spitzenweinbau im Auge und ich kenne seit dem 2005er Jahrgang nichts von ihnen, was nicht exakt in diese Schublade gehören würde. Die Weine definieren sich dreidimensional, vereinen große Finesse mit großer Komplexität und langem Nachhall. Schon der Kleine Elix 2006 drängt mich zu 96+/100 Th. – groß und kaum zu glauben, dass sich diese Verführung nochmals steigern kann – der Melis 2006 ist für mich erneut nahe der Perfektion. 98+/100 Th. Weltklasse!
Die 2006er hatten wir bereits letztes Jahr zur Fira ähnlich hoch gesehen und es bestätigt sich. Aber auch vor einer großen Blindprobe haben diese Weine keine Angst!
Wird fortgesetzt!