Weinforen sind eigentlich eine tolle Erfindung – lange Jahre denkt man sich, es gäbe keine anderen gleichgesinnten Freaks und dann findet man sie in so einem Forum haufenweise…
Aber dahinter stehen oft auch reale Menschen,mit denen man sich gern mal treffen möchte, wenn man merkt, wie ähnlich man tickt. Viele habe ich seither schon getroffen, in dieser Woche wurde es wieder ein langjähriger virtueller Kontakt mehr, der in das Lager real existierender Weinfreunde wechselte.
Jens ist lange schon bei „Talk about wine“ unterwegs gewesen und in vielen frankophilen Themen begegneten wir uns, später auch per privater Mail und noch später am Telefon. Endlich klappte es mit einem realen Treffen am 04. bis 06.04.2011, über das er (wie auch ich) bei unserer neuen Forumsheimat „dasweinforum“ bereits ausgiebig berichtete.
Natürlich wurde auch Priorat getrunken und zu diesen Weinen will ich auch hier speziell berichten. Wir planten jeder einen 1997er aus den Kellern auszugraben und ich hatte mit einer kleinen Mas Garrian Probe noch was aus meiner Selektion vor.
Nun bastelte Jens aber auch noch einen 2007er Côtes du Rhône aus der Mitbringseltasche und ich wußte, wo im Trinkregal ein vielleicht passender Prioratwein liegen würde. Also gab es zusätzlich einen 2007er Flight – wie die anderen auch zunächst blind…
Flight 1 vom Montag:
Wein 1 blind:
Schon leicht entwickelte Farbe, sehr offene und anspringende Nase mit einem betörendem Parfüm, warm. Am Gaumen ebenso parfümiert und beinahe aufdringlich, etwas gekochte und alkoholische Frucht, wirkt im Abgang süßlich und mit schöner Mineralik und Frische – sehr schön. 92/100 Th. Sehr guter Wein.
Château des Tours; Réserve; Côtes du Rhône; 2007 rot
13,5° – von E. Reynaud – einem der großen Ch9P – Zauberer
Am Dienstag verbesserte er sich nochmals leicht, süßlich und mineralisch – im Prinzip schon mit Attributen wie sie auch viele 2007er aus dem Priorat zeigen. 92+/100 Th. Sehr guter Wein – weit besser als das Etikett vermuten ließe. Quasi eine Hommage an Uwe Bende, der dem Wein ebenso die gleiche Punktzahl gegeben hat und über den man ihn wohl auch bekommt.
Nachverkostet am Donnerstag und heute – beide Male unverändert – die Süße sticht schon hervor, aber das ist ja oft auch ein Thema bei den 2007er Prioratos. Schöner Wein, der besser ist als man laut Etikett vermutet. 92/100 Th; 92/100 Th.
92; 92+; 92; 92 = 92+/100 Th. = 92/100 Th. Sehr guter Wein.
Wein 2 blind
Noch jung wirkendes Kardinalspurpur. Verhaltene, eher kirschbetonte Nase, am Gaumen Bittermandel und Kirschkuchen auf Hefeteigbasis, der etwas angebrannt ist. Sehr gradeaus. Im Abgang etwas alkoholisch und wenig Finesse zeigend. Sehr gute 90/100 Th.
Celler Mas Basté; Peites Jove; Priorat – Gratallops; 2007 rot;
14,5°; 75% Grenache, 25% Syrah; 6 Monate in französischen Eichenholzfässern
Am Dienstag leicht verbessert bei unverändertem Grundausdruck und etwas mehr Süße als am ersten Tag. 90+/100 Th. Sehr gut.
Nachverkostet am Donnerstag und Freitag – der Wein gewinnt etwas an Tiefe und Ernsthaftigkeit. 91+/100 Th.; 91+/100 Th.
90; 90+; 91+; 91+ = 90,5+++/100 Th. = 91/100 Th. Sehr guter Wein.
Gab es mal über meine Prioratführerselektion, ist aber schon lange hoffnungslos ausverkauft.
Interessant übrigens, wie tatsächlich ähnlich die beiden Weinbaugebiete gebärden können. Die 2007er Süße, die ich von vielen 2007er Prioratos kennen lernte, fand ich ebenso beim 2007er Côtes du Rhône wieder, blind hätte ich den Wein sofort auch ins Priorat eingeordnet, denn vieles hatte sich mir schon ähnlich präsentiert.
Nun ist der Wein kein „einfacher“ Côtes du Rhône gewesen, sondern er stammt vom Besitzer von Château Rayas und ist auch sogar etwas teurer als der Peites. Aber der Blick vom Priorat Richtung Châteauneuf du Pape wird sich erweitern müssen auf Weine wie diesen aus den umliegenden Anbaugebieten an der Rhône…