Gedanken zum Tage – 01. April 2019

BY IN (M)eine Prioratgeschichte, Hinterfragt..., Kein Wein - kein Vergnügen NO COMMENTS YET

Heute ist der 1. April, Zeit sich ernsthafte Gedanken zu machen. Und nein, es geht nicht um einen Aprilscherz dabei, denn wenn der 1. April ist, bedeutet das auch, dass das erste Quartal bes Jahres bereits vorbei ist.

 

Es war ein Quartal, welches sehr ruhig begann, um sich in seiner Ruhe dann immer weiter zu steigern.

 

Eine Katze hat 7 Leben, sagt man…

 

Nachdem jedwedes Wunder ausblieb, auf welches ich gehofft, jedwede Aktion, die ich versuchte, sich im Sande verlief, ergebnislos und jede Hoffnung auf Besserung mit jedem Tag mehr schwand, muss ich jetzt zum heutigen Tage bereit dafür sein, mein Scheitern einzugestehen.

 

Oder wenigstens das Scheitern meiner Idee von einer Prioratführerselektion, die mir mein Überleben sichern sollte. Sicher, es gab immer wieder mal Krisen, in denen ich gestöhnt habe, aber nie war es so ernst wie jetzt mit diesem Quartal.

 

Wäre es ein Monat, so wäre es ein guter Monat. Nur es ist ein Quartal und das hieße, ein guter Monat und zwei Mal Nichts. Es verteilte sich allerdings in der Form, besser von drei sehr schlechten Monaten zu sprechen.

 

Zum ersten Mal seit dem Beginn meiner Prioratführerselektion 2008, ja erstmals seit meinen regelmäßigen Reisen im April / Mai nach Katalonien im Jahre 2000 wird es mir nicht möglich sein, zu fahren, weil dafür schlicht das Geld fehlt. Zum ersten Mal seit 2005 wird es für mich nichts an Neuigkeiten aus dem Priorat zu berichten geben. Denn wenn es bis jetzt kein Wunder gab, dann gibt es auch keines mehr.

 

Das Thema Prioratwein scheint in Deutschland vorbei zu sein. Man liest außer auf meinem Blog nichts mehr groß zum Thema Priorat. Die wunderbaren Weine von den wunderbaren Menschen dieser Region sind nicht mehr sonderlich im Gespräch. Deutschland trinkt deutsch, Deutschland ärgert sich über das schlechte Preis-Genuss-Verhältnis in Burgund und im Bordeaux und kauft sie dennoch, weil man diese Weine immer gekauft hat.

 

Auf das Priorat sind nicht mehr genügend Leute neugierig, als dass ich mich davon ernähren könnte. Gute langjährige alte Kunden sind zu alt geworden oder weilen nicht mehr unter uns, jüngere neue Kunden konnten die weggebrochenen alten Kunden nicht ersetzen. Die Neugier ist zu gering geworden und wer noch Priorat kauft, dem reicht auch ein Schwarzer Schiefer von der Genossenschaft, der will gar nicht die tollen Weine im guten Preis- Genuss- Verhältnis entdecken, die kleine Winzer wetteifernd inzwischen in großer Breite produzieren.

 

Und wer kauft, der fährt runter, um die Weine so günstig wie möglich zu bekommen. Oder er wartet auf vermeintliche Schnäppchen, kauft erst dann, wenn die Rabattzeichen groß genug sind, die eigentliche Leistung hinter dem Wein zu verschleiern.

 

Für mich bedeutet es, dass ich mir eine Alternative für mein eigenes Leben suchen muss. Mein Leben Nummer 4 geht seinem Ende zu, ob es danach ein Leben Nummer 5 geben wird, oder ob das große Dahinsiechen beginnt, welches ich zu gern vermeiden möchte und welches mich dann zu meiner letzten Reise zwingt, ich weiß es heute noch nicht. Ich weiß nur, ich muss mit Leben Nummer 4 – der Selbständigkeit im Wein – Business abschließen.

 

Ich werde sicher noch eine ganze Weile weiter Wein und auch die Olivenprodukte von Miro Cubells verkaufen, an diejenigen, die noch neugierig genug geblieben sind oder denen meine Weine ans Herz gewachsen sind. Und es ist ja auch noch genug da, mehr als ich selbst für den Rest meines Lebens wohl trinken könnte, zumal ich ja auch seit den 90ern noch einen feinen eigenen privaten Keller pflege.

 

Der Vertrag mit Wein Plus, um günstigere Versandkonditionen anbieten zu können, läuft noch bis Anfang Oktober – zumindest so lange wird es, wie auch immer, noch weitergehen, auch wenn ich mich ab sofort um eine Alternative zum Erwerb des nötigen Geldes zum Überleben umsehen werde, auf die Gefahr hin, dass kaum noch Zeit bleibt, das Gewerbe nebenher weiterlaufen zu lassen. Im August wird sich dann entscheiden, ob sich die Investition in eine Vertragsverlängerung bei Wein Plus lohnt.

 

Fakt aber ist auch, dass, wenn ich jetzt nicht zur Fira fahren kann, nichts Neues mehr groß nach kommt – nichts Neues an Informationen über die Weine in der bislang gewohnten Breite, nichts Neues an Verkostungsweinen in dem bislang gewohnten Umfang, nichts Neues, bei dem ich mich fragen muss, ob ich diese Weine gern anbieten würde.

 

Damit wird dann auch eine neuerliche Aktualisierung des Prioratführers irgendwann wenig notwendig sein. Aber zum großen Trost für die, die dem Prioratführer gefolgt sind – ich habe es unbedingt und um jeden Preis vor, den Prioratführer einmal noch komplett fertig zu stellen.

 

Bis inklusive Gratallops ist alles aktuell, jetzt wird weiter aktualisiert von La Morera bis Poboleda und dann will ich auch, so wie es meine Zeit erlaubt, die fehlenden Kapitel noch schreiben, um den Prioratführer komplett zu bekommen und abschließen zu können. Dieses ist mir eine Herzensangelegenheit, so wie es auch meine Prioratführerselektion von 2008 an an war. Nur ist der Prioratführer als nicht kommerzielles Hobby einfacher zu pflegen und zu händeln als etwas, wovon man seine Existenz abhängig macht. Der Prioratführer ist unabhängiger zu handhaben, es ist mein großes Geschenk in Verneigung an die großartigen Winzer dieser Region. Und es ist ein kleines Geschenk an die, die sich von meiner Leidenschaft für das Priorat angesteckt fühlen.

 

Als ich 2007 die erste Version meines Prioratführers auf CD raus brachte, wurde ich oft gefragt, wo man all die tollen Weine herbekäme, die ich auf oder gar über dem Niveau der bekannten großen Namen sehe – ob man hinfahren müsse, um die zu kaufen. Damals musste ich sagen“Ja, dafür muss man schon hin fahren…“, dann hatte ich die Idee, einige dieser Weine nach Deutschland zu holen.

 

Die Idee war gut, aber die Welt ist nicht bereit. Also zurück zum Anfang. Irgendwann wird es wieder heißen:„Ja, dafür musst du schon runter fahren“…

 

Dank meines Führers gibt es aber inzwischen auch viele Leute, die runter fahren, die das Priorat vor Ort entdeckt haben und die natürlich auch vor Ort eingekauft haben, so dass sie es nicht nötig haben, bei mir etwas zu kaufen. Und dank meines Führers gibt es leider auch jede Menge Trittbrettfahrer, solche Händler, die Notizen von mir ungefragt raubkopiert haben und sie für ihre Zwecke, für ihren Gewinn, missbraucht haben. Beispiele dafür gab es seit 2008 immer wieder genug. Auch bei jenen Händlern wird man noch kaufen können, wenn ich schon längst nichts mehr abzugeben habe.

 

Ob man dereinst bei mir neue Weine wird kaufen können, dass muss die Zeit zeigen, erst müssen die alten verkauft oder von mir getrunken sein. Es ist fraglich, ob es einen Rest Leben 4 im neuen Leben 5 geben wird. Erstmal muss es ein Neues Leben 5 geben, ehe sich diese Frage stellen wird.

 

Die Katze hat 7 Leben. Sie hat es eindeutig leichter… Ich gehe nun erst mal mit der Idee eines neuen Lebens schwanger. Dem Gesetz der Natur nach muss die Geburt eines neuen Lebens vor dem Tode des alten Lebens kommen.

 

Einen schönen ersten April wünsche ich.

So, what do you think ?