… anders kann ich die unfassbare Nachricht nicht überschreiben.
Eigentlich wollte ich mit den Notizen zur Fira fortfahren bzw. vom 1. Vinocamp in Deutschland berichten, aber die erschütternde Meldung, die ich nach der Rückkehr aus Geisenheim vorfand, lähmt mich und meine Gedanken.
In der Nacht vom 13. Juni drangen bisher noch unbekannte Täter in den Celler der deutsch / südafrikaninischen Jungstars der Prioratweinszene ein. Das Gebäude von Terroir Al Limit im etwa 100 Einwohner zählenden Torroja del Priorat liegt nahe der Straße und ist von Wohngebäuden umgeben. Erst vor wenigen Wochen wurde das Gebäude neu verputzt und äußerlich verschönert, auch eine Tafel „Celler Reconegut“ wurde angebracht.
Die Täter brachen die Türen zum Celler gewaltsam auf und entleerten den Inhalt einiger Tanks und Fässer auf den Boden. Andere Fässer wurden mit Seife verunreinigt, so dass hunderte Liter wertvoller Weine kontaminiert wurden und vernichtet werden müssen. Es wird von wenigstens ca. 25% der gesamten Weine ausgegangen, derzeit werden alle Fässer überprüft. Dazu, welche Weine speziell betroffen sind, gibt es derzeit noch keine Angaben, auch ist Dominik Huber als inzwischen vor-Ort lebender Miteigentümer derzeit nicht erreichbar.
Der wirtschaftliche Schaden ist immens, auch wenn es kein Gewaltangriff auf Personen war, so ist es doch ein ruinöser Anschlag auf den jungen, wegweisenden und erfolgreichen Betrieb, der als Akt unvorstellbarer Barbarei betrachtet werden muss.
Das deutsch-südafrikanische Team startete 2001 mit der Gründung des Projektes Terroir Al Limit. 2004 kamen die ersten beiden Weine Arbossar (Huber) und Dits del Terra (Sadie) heraus. Ich habe die Weine von Anfang an in der inzwischen 37 Seiten umfassenden Datei zum Erzeuger in meinem Prioratführer beschrieben, neben der Philosophie des Hauses und den Etiketten umfasst die Datei auch etliche Fotos.
Aufgrund der Aktualität des leider unfassbar traurigen und unbegreiflichen Aktes versende ich das PDF aus meinem Führer an Interessierte auf Anfrage kostenfrei per Mail, damit diese ihr Mitgefühl auf diese Weise ausdrücken können.
Terroir Al Limit ist ein zukunftsweisendes Projekt, welches konsequent dem burgundischen Cru – Gedanken folgt. Es gibt einen Dorfwein (Vi de Vila, ca. 27-35 €, seit 2004), drei Lagenweine auf Premier Cru Ebene (Arbossar und Dits del Terra seit 2004 und den Weißwein Pedra de Guix seit 2008, alle um 50 €) und zwei Grand Cru Lagenweine aus alten Reben (Les Manyes – Grenache, Les Tosses – Carignan; beide seit 2006 zum Preis von mehr als 100 € pro Flasche). Die Weine sind ungewohnt finessebetont für das Priorat und setzten hier einen neuen Stiltrend, der inzwischen erste Nachahmer findet.
Beide haben mit vielerlei Initiativen das Leben des Dorfes in puncto Weintourismus erheblich bereichert und die Dorfgemeinschaft gefestigt, auch helfen sie anderen Winzerneulingen im Dorf durch önologisch – fachliche Beratung.
Unvorstellbar, dass dieses als Akt des Erfolgsneides und des blanken Hasses durch Kollegen aus dem Dorf oder benachbarter Orte initiiert wurde, auch unvorstellbar, dass es in einem inzwischen so internationalen Dorf wie Torroja blanken Fremdenhass geben soll.
Unvorstellbar aber auch, das es ein Zufallsprodukt vandalierender Jugendlicher gewesen ist, die sich die erstbeste Bodega zur Brust nahmen.
Was bleibt ist Ratlosigkeit und Leere. Tränen und Verständnislosigkeit für ein derart perfides Verbrechen.
Ich hoffe inständigst, dass die Polizei hier nicht nur ein Protokoll für die Akten schreibt, sondern dass alles getan wird, diese hirnrissigen Verbrecher zu finden und das Terroir Al Limit Gerechtigkeit widerfährt.
Alles andere würde mein Vertrauen arg erschüttern, denn normalerweise ist das ruhige Priorat bislang kein Ort hochkriminellen Geschehens.
Hier das PDF aus meinem Prioratführer zu Terroir Al Limit:
6. Terroir Al Limit
SCHOCK!
Wie böse müssen Menschen sein 🙁
Die beiden tun mir echt leid, denn sie sind ja so sympatische und geerdete Menschen – was die in Torroja bewegen ist ja wirklich toll.
Ich war selbst mit einer Gruppe von 15pax erst vor drei Wochen bei Eben & Dominik zum Dinner in deren Keller eingeladen. Wir durften dort in großzügigster Weise die ganze Nacht deren superbe Weine trinken – u.a. Les Manyes 2009 – war bereits großartig! Danke dem Autor schon vorab für das Zusenden des im Bericht zitierten PDF’s von Terroir al LImit.
Michael
Das ist wirklich schade, daß es Menschen gibt, die anderer Leute Anstrengung für Qualität und regionale Nachhaltigkeit nicht ertragen können.
Offenbar hängen diese so sehr am Mittelmaß fest, daß sie alles Gute gleich zerstören müssen.
Als Erzeuger hat man schon genug mit Wetterunbilden zu kämpfen. Da braucht man nicht noch solche Mitmenschen!
Das erinnert mich an eine Geschichte aus dem Midi. Ich glaube, es war letztes Jahr, als in einer ganz ähnlichen Aktion die noch gärenden Weine von Christophe Bousquet (Château Pech Redon) aus den Tanks abgelassen worden waren. Soweit ich weiß, gibt es bis heute keine Spur, die zu den möglichen Tätern führen könnte, und die Versicherung behandelt den Fall so, als seien die Tanks undicht gewesen…
Hoffentlich bekommen die beiden Jungs von Al Limit jetzt keine grundsätzlichen Zweifel, ob sie überhaupt am richtigen Ort das Richtige tun. Das Fatale an der Sache ist nämlich, dass es nicht kaum mehr als einen einzigen böswilligen Menschen in der gesamten Umgebung benötigt, um so etwas durchzuführen. Bei Pech Redon gab es jedenfalls viele solidarische Reaktionen, und dank der modernen Kommunikationswelt wird das bei Al Limit sicher auch so sein. Ich wünsche den beiden jedenfalls die Kraft und das Selbstbewusstsein, den Weg genauso weiter zu gehen wie bisher.
Das ist ja kaum zu glauben, dass in Torroja solche Dinge geschehen. Klingt nach Neid und Missgunst. Riecht nach Bosheit. Und ist wahrscheinlich höchst demotivierend. Schade.