Als Klaus-Peter und ich hier das letzte Mal waren, wurde grade eingeräumt und ausgestattet, inzwischen ist alles in Betrieb. Wir warten bei katalanischer Rockmusik auf die Besitzer. Christine Vanhoutte – Rigolle kommt einige Minuten später und entschuldigt ihren Mann Michel, der leider im Moment unter ärztlicher Betreunug steht und einige schwere Medikamente nehmen muss.
Wir wünschen alles Gute und dass er wieder gesund wird, um seinen Traum von Mas Alta noch lange Zeit glücklich mitverfolgen zu können. Zur Fira Anfang Mai ging es ihm auch bereits wieder sichtlich besser.
Das belgische Paar kam mit Beginn des „Ruhestands“ auf die Idee, ein eigenes Weingut aufzubauen und ihre Wahl fiel auf das Priorat und auf die Mitarbeit des französischen Önologen Michel Tardieu. Keine schlechte Wahl, wie sich schon gleich bei den ersten herausgegebenen Weinen zeigte.
Wir starten gemeinsam mit Christine und mit dem jungen Önologen Bixente Ocafrain zu einer ausgiebigen Rundtour durch die Weinberge weit oberhalb des Dorfes La Vilella Alta. Es ist ein Traumwetter, warm und strahlendblauer Himmel und wir bekommen viel auf die Augen, die verschiedenen Parzellen liegen alle traumhaft schön wie im Paradies verstreut. Ein Glanzstück ist La Basseta mit einem großen Baum als Wahrzeichen ganz oben, der Weinberg ist zu Hundert Prozent mit Grenache bepflanzt – im Jahre 2000… Auch La Creu Alta lernen wir kennen und La Beana, wo seit 2005 Syrah aus Selection Massale von der Côte Rôtie gepflanzt wurde. Michel Tardieu und keine Syrah, das würde wohl auch nicht passen… Ein Costers – Hang mit etwa 100 Jahe alten Carignan folgt, weitere Parzellen, die auf der gegenüberliegenden Seite – am Montsantberg direkt liegen, werden uns aus der Ferne gezeigt – unter anderem die Parzelle für den Artigas Blanc, die mit Grenache Blanc bepflanzt wurde.
Auch Mas Alta steigt ein in die Produktion hochwertiger Weißweine im Priorat – ich persönlich freue mich über diese kommenden und immer mehr in den Fokus geratenden Weißweine sehr, denn sie sind noch eigenständiger und viel variabler als die Roten. Eines aber eint sie – die experimentelle Phase, wo die Weine noch brandig alkoholisch schmeckten ist vorbei, die überwiegende Zahl der Weißen macht sehr viel Spaß, ist ausdrucksstark, aromenreich und frisch und hat nur einen Makel, es sind zumeist Raritäten, von denen es nur sehr wenig gibt. Auch beim 2007er Artigas Blanc wird das nicht anders sein. Ein Muster für die diesjährige Weißweinverkostung wird aber bereits vesprochen.
Zurück im Keller besichtigen wir den imposanten Gärkeller mit großen Beton“gärräumen“ mit einem Fassungsvermögen von je 5.000 bis 15.000 l, die Kühlkammer und den Selektionstisch, an dem 8 Leute beschäftigt sind und natürlich den imposanten Fasskeller. Auch auf Mas Alta wird mit Hilfe der Schwerkraft gearbeitet.
Wir kosten einen erneut großen Artigas 2007, der kurz vor der Flaschenabfüllung steht und weitere Muster für die diversen 2007er Weine. Es zeichnet sich auch hier ab, dass 2007 ein sehr spezieller Jahrgang wird, barocke, üppige Weine, die dennoch nicht auf Frische und Finesse mehr verzichten müssen. Das macht schon sehr viel Vorfreude auf die große Vergleichsverkostung bei der Fira!
Auch an den La Basseta aus 2004 dürfen wir erneut herangehen, wir haben uns mit unserer ersten Prognose von der Fira 2006 nicht getäuscht, La Basseta 2004 war ein großer Erstling und macht bereits heute viel Trinkspaß.
Und man ist oben an der Spitze geblieben – bei den oben gelegenen Weinbergen mit diesen phantastischen Aussichten und jenem talentiertem, begeistertem Team ist das aber auch kein Wunder…
Mas Alta ist eines der neueren Prioratprojekte, bei dem alles stimmt. Man tut nicht nur ehrgeizig, nein, man arbeitet mit dem stolzen Willen und dem Wissen, dass Großes erschaffbar ist. Man erschafft Großes, Jahr für Jahr, seit Anbeginn. Bereits heute ist Mas Alta aus der Prioratspitze nicht mehr weg zu denken.
Natürlich kamen wir auch nicht umhin, die 2007er bei der Fira in Falset zu probieren. Der offiziell angebotene La Basseta 2007 gehörte bereits erneut zu den ganz großen (97+/100 Th., 96+ VP), der Creu Alta dann aber weckte für mich die meisten Emotionen bei diesen enorm hochwertigen Proben und ich zückte konsequenterweise 100/100 Th. – das einzige Mal, dass die Traumnote meinerseits bei den Proben vergeben wurde (98+ VP).
alle Fotos stammen von Frank Korte, Berlin