2016 – als die Welt um mich herum noch in Ordnung war, bin ich natürlich auch zur Fira gefahren. Vorab war Hektik und ich wußte noch nicht, ob ich ein Tagebuch machen solle oder nicht, dann unterwegs in Frankreich war ich nach dem Klettersteig von Castanet so voller Schreibenergie, dass ich mir handschriftlich Notizen machte, die über die Notizen zu den Klettersteigen der Tour hinaus gingen.
Später im Priorat waren die Tage dann zur Fira so voll gepackt, dass ich an den handschriftlichen Notizen nicht weiter schrieb und auch im Nachgang nur die Notizen zu den ganzen Weinen verarbeitete.
Der Mantel des Schweigens deckte sich über das Manuskript und auch das Tagesgeschäft…
Derzeit arbeite ich an einem Klettersteigführer und da es leider kein Tagesgeschäft mehr gibt – meine Weine aus dem Priorat scheinen derzeit niemanden mehr zu interessieren – habe ich beschlossen, das damalige Manuskript hier lesbar zu machen… somit gibt es wenigstens einen halben Reisebericht in Erinnerung an deutlich schönere und bessere Zeiten.
Auch dieses Jahr wird es mir wie im letzten Jahr bereits aus finanziellen Gründen nicht möglich sein, zur Fira zu fahren. Auf ein Wunder diesbezüglich hoffe ich nicht mehr, denn jeder, der mir in diesem Jahr eine Bestellung angekündigt hatte, beließ es leider bei dieser Ankündigung…
Also fahrt mit mir vorerst für ein letztes Mal zur Fira in Erinnerung an 2016…
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Here we go:
(1)
Mittwoch Abend – Status: Gar gekocht, aber glücklich!
Ich sitze auf dem Picknickplatz am Scchloß Castanet und habe mich so sehr ausgepowert, dass ich an jedem Muskel merke, dass ich noch lebe.
Die Via Ferrata von Villefort ist schuld. Hier habe ich den roten, schwierigen Weg gemacht – inklusive der „Abkürzung“ über den langen Überhang und zum Schluss die 70 m lange Seilbahn. Hier konnte ich endlich meine Petzl Tandem Speed Seilrolle einweihen.
Eine Jugendgruppe hatte dort vor mir ihren Spaß und so konnte ich den richtigen Gebrauch meiner letztjährigen Neuerwerbung gleich unter fachkundiger Aufsicht eines Animateurs lernen.
Die Via Ferrata wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, entpuppt sich dann aber als Knaller für die Psyche und als ziemlich kraftraubend durch die langen Überhänge, die man quert oder hoch muss.
Was für ein Spaß zum Saisonauftakt – ich vergebe am Ende in meiner persönlichen Genusswertung, in die neben den Schwierigkeiten auch das Auge und das Gesamterleben einfließen eine volle 20 / 20.
Gerade für die Überhänge sollte man den Winterschlafmodus bereits beendet haben und bereit sein, das Gehirn auszuschalten und auf Gottvertrauen zu setzen. Technisch alles gut machbar, aber es kostet Kraft und man sollte immer beizeiten umklinken und nach Möglichkeit schnell durcharbeiten.
(In meinem neuen Klettersteigführer, an dem ich arbeite, gibt es natürlich auch eine detaillierte Beschreibung und deutlich mehr Fotos als hier…)
Nun sitze ich hier, habe gerade grünen Spargel mit Nudeln und Räucherlachs verzehrt – natürlich gibt es auch auf dieser Tour wieder Trangia Deluxe. Ich lasse mir einen 2005er Les Fourneaux 1er Cru Chablis von Alain Gautheron schmecken, der auch schon zum Essen eine gute Figur machte, aber auch solo ist er jetzt wunderbar und bringt mich auf die Idee, doch aufzuschreiben, was ich bisher erlebt habe auf dieser Tour, die ja doch recht eigenwillig begann.
Immerhin ist dies der erste Abend auf dieser Tour, wo ich nicht mit dem Weinglas in der Hand ins Auto flüchte.
Der Chablis ist sehr typisch und eindrücklich in der Nase wie auch am Gaumen, er besitzt jetzt eine Spaß machende Reife.
Schauen wir noch auf einige der besten Fotos zum Klettersteig:
Während ich unten an der ersten Brücke stehe, kann ich gut Action auf oberen Brücken und in den Wänden beobachten. Da will ich dann auch hin…
U-Eisen unten, Brücke oben…
Gemeinsamer Aufstieg, leichter und schwerer Weg.
Gucken wir noch mal, was die anderen da weiter oben Spannendes machen…
Ich muss erst mal über diese Brücke.
Und dann über diese Brücke…
Etwas Höhe habe ich schon gewonnen, die Brücke unter mir ist Geschichte.
Ich bin bereits im ersten schweren Weg.
Ein Blick zurück zur ersten Brücke des Steiges.
Der Beginn der „Abkürzung“, hier erwartet uns ein längerer, aber technisch nicht zu schwerer Überhang. Durchziehen ist angesagt…
Wir sind im 2. schweren Abschnitt. Gaz pur…
„Walls and Bridges“
Da kommt der nächste in der Seilbahn angesaust…
Mehr Text, mehr Fotos dazu dann demnächst dazu in meinem neuen Klettersteigführer…