Einmal ins Priorat und zurück 2023 – 15.04.2023 – Teil 1

BY IN (M)eine Prioratgeschichte, Priorat - Tourismus, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET

Meine Firafahrten werden „volljährig“ – das 18. Jahr ist seit meiner ersten Firafahrt vergangen. Nun muss ich wohl nicht mehr spucken, sondern darf trinken… – aber die Vernunft wird mich die meisten Weine an den arbeitsreichen Tagen im Priorat dennoch spucken lassen.

Und bereits vor nunmehr etlichen Jahren hatte ich es mir angewöhnt, unterwegs auch den einen oder anderen Klettersteig mit zu machen, bewusster sogar, seit ich mich dazu entschlossen habe, auch noch an einem Klettersteigführer zu arbeiten.

Nachdem mir aber im Sommer 2022 der Bauchspeicheldrüsenkrebs arg in die Suppe gespuckt hat, weiß ich nun nicht mehr, was noch geht und was vielleicht doch nicht. Den Sommerurlaub letztes Jahr konnte ich aufgrund dessen nicht antreten, also habe ich mir die damals nicht machbaren Klettersteige mal mit auf notiert – was davon geht, werde ich dann live entscheiden müssen, zur Not auch jeden Tag auf´s Neue…

Yvonne hatte zwar den Urlaub im letzten Sommer alleine gemacht, konnte aber die meisten der Klettersteige wetterbedingt dennoch nicht machen. Sie hat zufällig für die ersten zwei Wochen auch Urlaub und kommt nun mit. Bis sie dann am Firasamstag früh zurück muss – von Falset-Marca mit der Bahn und ab Barcelona fliegen. So bin ich irgendwie auch froh, nicht alleine auf die große Tour zu müssen, denn wie gut es mir unterwegs ergehen wird, dass kann ich viel weniger abschätzen als früher.

Viel zu spät komme ich in die Pötte, wie immer eigentlich. Am Donnerstag vorher hatte ich noch die Chance, in Coswig einen kleinen katalanischen Abend mit Weinprobe auszurichten, am Freitag früh muss ich dann die Sachen vom Veranstaltungsort abholen und gleich noch zwei kleine Olivenölbestellungen zu den neu gewonnenen Kunden bringen, dann kommen immer wieder diverse Kleinigkeiten zwischen das Packen der Sachen. Und auch Yvonne fühlt sich nach ihrem Dienst zu müde, ihr Gepäck noch von Dessau nach Coswig zu bringen.

So packe ich am Samstag morgen letzte Kleinigkeiten und die Lebensmittel, die die Zeit nicht überleben würden und unterwegs zugleich Geld sparen, ins Auto. Bereits zu der Zeit regnet es, brrr!

Überlegen, ob noch was fehlt, noch zwei letzte kleine Mails verschicken, dem Tesi das Katzenfutter hinstellen und ihm einen Zettel schreiben, dass er meine Zauberpflanzen nicht vergisst zu gießen, die mir meine liebe Dana mitgebracht hat und die den Krebs in Schach halten sollen – dieser Jiaogulan schmeckt zwar etwas herb – bitter, aber ich hab keine Probleme damit und es ist Teil meines Glaubensrezeptes für noch eine Weile eine gute Lebenszeit. Und mich natürlich gehörig von Findus verabschieden.

Dann fahre ich im Regen nach Dessau rüber, wir packen Yvonnes Sachen ins Auto, auch ich muss noch mal ihre beiden Katzen schmusen, die mich ja auch gut kennen als Ersatzfuttergeber. Dann müssen wir noch mal zur Drogerie – Frauenproblemenvorsorge…

Etwas nach um 10 Uhr starten wir dann endlich ab Dessau. Es regnet immer noch – und es wird noch bis kurz vor Trier regnen (was wir zum Startzeitpunkt noch nicht wissen), erst in Luxemburg erwartet uns dann besseres Wetter.

Im Autohof Eisenberg tanke ich noch mal nach, damit der Sprit bis ins günstigere Luxemburg reicht (1,799 €/l für E10). Weil es bereits Mittagzeit ist, essen wir hier bereits auf die Schnelle Nudeln mit Wurstgulasch zum Sattwerden.

Und weiter geht es durch das düstergraue, kalte und verregnete Deutschland mit all seinen Dauer-Baustellen. Das Fahren heute erfordert volle Konzentration und und disziplinierte Leute rings um einen herum an den Lenkrädern und Gaspedalen. Zum Glück sind das auch die Meisten. Nicht in optimaler Reisegeschwindigkeit, aber ohne wirkliche Staus kommen wir voran.

In der Eifel werden Tankpreis von mehr als 2,30 € pro Liter aufgerufen, die Spekulanten bereichern sich wieder gehörig. Wir müssen aber nicht mal in Wasserbillig tanken, es reicht sogar noch bis Esch-sur Alzette, wo uns der Liter dann 1,633 € kostet. Auf der Autobahn Richtung Frankreich staut es sich dann und wir entscheiden uns, mitten durch die Stadt zu fahren. Es kommt jetzt sogar ganz schüchtern die Sonne raus, allerdings hapert es etwas mit der Ausschilderung und dank meines Orientierungssinnes finden wir aber einen alternativen „Ausgang“ und verlassen hinter Rumelange Luxemburg auf landschaftlich schöner Nebenstrecke. In Beuvillers kommen wir dann wieder auf die Originalstrecke. Der hässlichste Ort Frankreichs (Bouligny), den ich kenne, bleibt uns also dennoch nicht erspart.

Bis nach Verdun zu fahren lohnt sich nicht mehr, es ist schon zu spät, der Cora wird dann bereits geschlossen sein, ehe wir da sind. Also halten wir für die erste Nacht vor Etain auf einem mir gut bekannten Picknickplatz. So ist es aber noch zeitig genug, noch im Hellen kochen zu können, dank der untergehenden Sonne und trockenen Wetters können wir dann doch ganz gut draußen picknicken, allerdings freuen wir uns, Mütze und Schal dabei zu haben, denn von den Temperaturen her ist es nicht besser als in Deutschland. Was aber zählt, ist, dass es trocken ist.

Die „Arbeitsweine“ verkoste ich dann aber doch lieber im Anschluss im Auto. Ich habe insgesamt 9 Weine aus 2018 und einen aus 2021 dabei, die ich dank meines Handicaps nicht eher geschafft habe zu verkosten und ich wollte aber nicht im Priorat mit „Verkostungsaltschulden“ ankommen. Auch wenn mir ohnehin klar ist, dass ich etliches vielleicht nicht mehr zu kaufen bekomme, weil andere halt schneller waren als ich. Aber ich hab´s mir weder so gewünscht noch ausgesucht. Aber ich bin froh, jetzt hier lebend zu sitzen und noch genug Mut zu haben, nach dem Krebs nicht aufzugeben. Auch wenn die Aussichten alles andere als rosig sind. Ich bin und bleibe ein trotziger Steinbock…

 

Setzt euch auf die Picknickbank, genießt den Sonnenuntergang und freut euch auf ein spannendes Reisetagebuch.

 

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