Wir nehmen dann die Empfehlung des freundlichen jungen Mannes vom Touristenoffice auf dem Col de la Croix de Fer auf und fahren auf einer kleinen, wenig befahrenen Strecke nach Albiez – Montrond.
Schon auf dem Weg dorthin haben wir ganz wundervolle Aussichten:
Hier schauen wir auf die Les Aiguilles d´ Arves, deren höchste Spitze bereits 3.510 m hoch ist.
Und hier sollten wir im Hintergrund wohl in Richtung Les Grandes Rousses blicken…
Mit Albiez – Montrond entdecken wir tatsächlich einen ruhigeren Ort mit altem Dorfkern und abseits der großen Touristenströme und in landschaftlich reizvoller Lage. Wir nutzen den Bummel durch das Dorf natürlich auch gern zum Einkauf. In einer alten Bäckerei erstehen wir ein frisches Nußbrot und es gibt einen wunderbaren Käseladen, in dem wir nach einer kleinen Verkostung Beaufort de St. Jean d´ Arves und Bleu de Bonneval mitnehmen, aber auch Savoyer Wurst mit Spinat und Kohlfüllung für den Abend.
Ungeduldiger werde ich in dem kleinen „Alimentation“ des Dorfes, nachdem nach mehr als 10 Minuten warten noch immer kein Ende des Bedienens eines Kunden vor mir abzusehen ist, dessen handgeschriebene Quittung kein preußischer Beamter hätte akkurater schreiben können und ich realisiere, dass noch andere Kunden vor mir den Einkauf der Woche vorhaben, lasse ich von meinen drei Sachen ab und beschließe, notfalls zu improvisieren, sollten wir nicht noch an einem besseren Supermarkt vorbei kommen.
Und dann geht es spektakulär steil bergab hinunter nach Saint Jean de Maurienne. Unten haben wir plötzlich einen üblen Sturm und erste Regentropfen, die von den Schönheiten des Ortes ablenken, große fahrbare Mülltonnen liegen überall auf dem Parkplatz vorm Hyper U rum, aber der Laden ist noch offen. Die Lebensmittel, die ich noch brauche, kosten etwa die Hälfte vom Preis der kleinen Alimentation des Dorfes und ich finde noch paar Sachen mehr auf die Schnelle, bevor der Hyper U schließt. Steffen bewacht inzwischen das Auto vorm Wegfliegen.
In Pontamafrey – Montpascal nur wenige Kilometer entfernt finden wir direkt unterhalb der Via Ferratas einen Biwakplatz am Parkplatz der Klettersteige. Er ist sogar etwas, aber nicht völlig windgeschützt.
Bis Steffen das Zelt aufgebaut und eingeräumt hat und ich zugleich das Essen vorbereitet und fast fertig habe, regnet es kaum, nur alle halbe Minute mal einen Tropfen, aber dann wird es immer stärker und während wir essen, wird es richtig unangenehm. Leider können wir auch nicht ins Auto flüchten, denn Steffen hat auch die Vordersitze „zugebaut“. Ich habe Linsen auf Kartoffelstücken zu den Würsten gemacht und diese gebraten. Ich bezeichne es diesmal dennoch ungern als Trangia deluxe, denn die Würste sind mir persönlich deutlich zu salzig und durch den Regen ist Stimmung und Moral eh schnell komplett im Keller.
Selbst über den Wein mag ich mir erst am nächsten Morgen Gedanken machen, als Steffen zum gekauften Käse den Rest der mehr als halbvollen Flasche zum Frühstück reklamiert.
Stattdessen hoffe ich nur, dass keine Feuchtigkeit ins Zelt drückt und versuche einzuschlafen. Aufgrund des angefüllten Tages gelingt mir das besser als gedacht – und wir werden im Zelt auch trocken bleiben…
Dennoch geht der Abend als der Chaosmoment und als absoluter Tiefpunkt in diesen Urlaub ein…
Glücklicherweise ist er aber einzigartig für diese Tour…