Heute morgen habe ich noch mal einen richtigen Luxusplatz mit Toilette und Abwaschküche, kann in aller Ruhe frühstücken und das Zelt zusammen packen, welches auch über Nacht keinerlei Feuchte aufgenommen hat.
Dann dauert es nicht lange und ich erreiche die kostenfreie A75 bei Severac-le-Château. Auf dieser bleibe ich aber heute nicht lange, denn Google- Maps hatte mir eine neue Alternativstrecke in Richtung Lyon vorgeschlagen, die Mende umgeht.
Dazu muss ich eine Abfahrt hinter der nach Mende runter und zunächst nach Marvejols rein fahren, dann soll ich auf kleinen weißen Straßen weiter fahren, erst auf der D999, dann auf der D1 – an Rieutort vorbei bis Châteauneuf-de-Randon, wo ich dann wieder die N88 erreiche.
Das Stück ist tatsächlich lohnend, zwar schmale Straßen, aber die erlaubten 80 kann man weitgehend ausfahren und hier oben habe ich kaum Ortsberührungen und es ist auch fast niemand außer mir unterwegs. Dazu kommt noch die faszinierende Zentralmassiv-Landschaft. Das kann man sich so merken…
Ein ganzes Stück später, aber noch vor Le-Puy-en-Velay finde ich einen Picknickplatz fürs Mittagspicknick.
Auch mit Le Puy hat man nun gar nichts mehr zu tun, bereits einige Kilometer vor der Stadt wird man auf eine neu gebaute 4-spurige autobahnähnliche Straße gelenkt, die durch den Ort in Autobahn-Art führt und darüber hinaus einige Kilometer weiter hoch. Erst vor St. Hostien wird es noch mal eine normale Nationalstraße, ehe es hinter dem Col de Pertuis wieder vierspurig wird und bleibt. Auch das fährt sich inzwischen deutlich zügiger als vor einigen Jahren, wo ich hier zum letzten Mal lang bin. Und vor allem ist es alles komplett mautfrei.
Bei St.-Chamond fahre ich dann kurz zum Einkaufen und Tanken von der Autobahn runter zu einem größeren Supermarkt, wo ich auch gleich das eine oder andere zum Mitnehmen nach Deutschland mit einpacke. Die Autobahn zwischen St-Etiènne und Lyon ist zwar voll, aber es bleibt zum Glück staufrei.
Auch für Lyon hat mir Google-Maps eine Alternative zum ganz außen rum fahren erklärt, die ich ausprobieren will. Ich soll zunächst in Richtung Lyon rein fahren und dann auf Höhe St.-Fons die innere Peripherie nehmen…
Ich probiere es aus, aber ich muss dann schnell reagieren und eine Abfahrt zeitiger runter, um nicht in einen Stau zu geraten, der just hinter dieser Abfahrt beginnt. Zum Glück finde ich sofort eine Straße, die rechter Hand parallel zur Autobahn führt und die fast menschenleer ist. Ca. 3 km weiter erreiche ich die besagte Peripherie, die sich dann recht gut fahren lässt, obwohl auch hier recht viel los ist. In Höhe Villeurbanne geht es dann ein Stück auf die A42, dann auf die A46, ehe ich der Ausschilderung „Bourg-en-Bresse par RN“ folge, um die Maut zu umgehen. Über Villars-les-Dombes halte ich dann auf Bourg-en-Bresse zu. Hier mache ich einen doofen Fehler und nehme nicht die weiträumige Umgehungsstrecke links, weil ich denke, durch die Stadt wie früher sei nicht verkehrt und deutlich kürzer.
Kürzer ist es, aber es gibt keinerlei Ausschilderung mehr und ich lande mitten im Stadtzentrum in einem Gewusel von Einbahnstraßen, Fußgängerzonen und Sperrschildern. Ich komme mir vor, als müsse ich mich durch ein Labyrinth finden, was mir zwar letztlich gelingt, aber mir wertvolle Zeit stiehlt, mindestens 20 bis 30 Minuten mehr , die ich brauche, um mich dort wieder raus gemuchelt zu haben. Zeit, die ich eigentlich glaube, nicht mehr zu haben, denn ich habe mir bereits jetzt in den Kopf gesetzt, heute zum Samstag Abend noch meine Geschäfte im Jura erledigt zu haben.
Der Rest ist fahren und die Augen vor unseeligen Blitzern offen halten, nicht noch mehr Zeit verlieren, wenn möglich noch bissel was wieder raus fahren…
Zum Glück kenne ich auch diese Strecke wie meine Westentasche… Durch Lons-le-Saunier komme ich perfekt durch, nahezu mit grüner Welle und dann geht es die D471 hinauf, noch einmal richtig Gas geben, was tut man nicht alles für Käse und Wein…
Ich erreiche Granges-sur-Baume und siehe da, mein Käseladen der Käserei hat noch offen. Zunächst bin ich gewaltig erschrocken, als ich die Baustelle sehe, dann aber erkenne ich, dass es einen Ausweichraum für den Verkauf gibt.
Mit der gewohnt riesigen Tüte mit Käse für die kommenden Monate, alles schön sous-vide eingeschweißt, verlasse ich den Laden. Jetzt kann ich aufatmen und pinkeln gehen, was ich mir davor tunlichst verkniffen hatte.
Jetzt muss das nur noch auch mit dem Wein klappen…
Ein Freund, dem ich von meiner Neuentdeckung aus 2021 erzählt hatte, bat mich, auch für ihn von den Flaschen etwas zu besorgen, als ich sagte, ich überlege, dort wieder ran zu fahren… Und ich denke mir Samstag Abend beim Winzer klingeln ist besser als Sonntag Vormittag. Und besser, als noch bis Montag ausharren zu müssen, zumal ein Wetterwechsel im Gespräch ist.
Über La Marre und Passenans halte ich auf St.-Lothain zu. In Passenans fällt mir beim Vorbeifahren ein schöner Picknickplatz auf, den ich mir vormerke. Wasser habe ich, Lebensmittel auch. Eigentlich perfekt.
Das La Maison de Rose von Dominique Grand finde ich schnell wieder und auf mein Klingeln hin wird mir auch geöffnet und ich werde sogar wiedererkannt. Allerdings komme ich ein wenig zur Unzeit, vom alten Jahrgang sei fast nichts mehr da – auch aufgrund der verschwindend kleinen Erntemengen, der neue Jahrgang ist erst kurz vor der Abfüllung. Aber was da ist, wird probiert und für gut befunden. Und mitgenommen, für mich und auch für meinen Freund.
Dann fahre ich die wenigen Kilometer zurück nach Passenans, heute kann ich im Hellen aufbauen und auch kochen. Außerdem bekomme ich Katerbesuch – ganz lieben…
Dann kann die wohl letzte Nacht dieser Tour kommen – sofern der Wettergott seinen Zorn morgen wahr macht…