Klaus-Peter trank im Urlaub an der Ostsee einen Prioratwein, der bei Lidl in einer Aktion war – also machte ich mich nach Rückkehr aus dem Urlaub auf zu Lidl.
Und tatsächlich, er stand noch im Regal, hier in Ostdeutschland geben wohl wenige 5,99 € für einen Wein beim Discounter aus.
Flasche und Etikett
Eine typische Prioratflasche, das vordere Etikett ist hübsch aufgemacht, aber außer dem in der Überschrift Erwähnten gibt es keine weiteren Angaben außer dem Hinweis auf die DOQ Priorat als Herkunft.
Dafür ist das Rücketikett voll von Informationen, wer sowohl deutsch als auch spanisch liest, erfährt, dass der Wein von kleinen Parzellen aus Costers-Hängen stammt und die Reben älter als 50 Jahre sein sollen.
Wer Costers Hänge im Priorat kennt, weiß, dass hier kaum automatisch gearbeitet werden kann, fast alles menschlicher Arbeitskraft überlassen bleibt und das Handlese auch Geld kostet, selbst wenn diese von Marokkanern oder Rumänen gemacht wird…
Weiter wird auf die getrennte anschließende Vergärung und aus einen 11 monatigen Ausbau in neuen Barriques aus französischer Eiche hingewiesen.
Wer den Preis von neuen französischen Barriques kennt, wird auch hier wieder stutzen. Versprochen wird ein Wein, der ausgebaut ist wie ein Spitzenpriorat, der 30 oder auch 50 € pro Flasche kostet… Und das zu 5,99 € ???
Wurde hier eine eierlegende Wollmilchsau gefunden??? Rein aus ökonomischer Sicht kann ich es nicht glauben, was hier geschrieben steht – wie soll das gehen? Muss der Winzer noch Geld hinbringen, um an Lidl zu verkaufen resp. zu verschenken? Und wenn es doch geht und der Winzer davon leben kann, warum muss ich dann für einen Mogador fast das Zehnfache bezahlen???
Oder ist die Geschichte eine aus dem Reich der Marketingmärchen und Legenden? Und der Wein von einer Flachlandparzelle mit Vollernter und statt neuen Barriques neue Chips und Aromastoffe.
Ich würde gern den Hersteller dieses Weines wissen wollen, ich bin neugierig gemacht von dem Versprechen auf dem Etikett.
Aber es steht hierzu nichts geschrieben…
Embotellado por (was soviel heißt wie abgefüllt durch…) R.E.29.0.300/CAT in El Molà – 43736 SPAIN
El Molà gibt es nicht, aber El Molar wird ja fast so ähnlich geschrieben und die Postleitzahl stimmt auch.
In Gedanken gehe ich die Liste der 10 Erzeuger durch, die ich im Prioratführer beschrieben habe.
Ich frage direkt in der LIDL – Zentrale nach und erfahre als Antwort:
Sehr geehrter Herr Hammer,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Leider sind uns keine weiteren Einzelheiten dazu bekannt. Bitte beachten Sie,
dass
wir ein Discounter und kein Weinfachhandelsgeschäft sind.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Lidl-Shop
Kundenservice
Das macht mich auch nicht glücklicher und weder weniger neugierig noch weniger skeptisch?
Warum diese Geheimniskrämerei? Was sollte hier besser im Verborgenen bleiben?
Ich widme mich dennoch dem Wein, auch wenn ich erstmal nicht weiß, wohin ich die Notiz zuordnen soll. Zu Cal Grau? Vins del Verol? De Muller? Oder wie Klaus-Peter vermutet Carles = Charles?
Der Wein
Am Korken wurde nicht gespart, ein guter echter Korken, kaum durchfeuchtet und sehr hell an de Unterseite. Als sei der Wein erst seit ganz kurzem gefüllt.
Die Farbe ist nicht sehr konzentriert, er ist heller als die meisten Roten aus dem Priorat aber auch dunkler als deren Rosé´s.
Saubere, anfänglich noch etwas verhaltene Nase, die dann aber etwas aufblüht, kirschige Frucht im Vordergrund, scheint sich aber auch bald wieder verschließen zu wollen.
Am Gaumen eine schöne fruchtbetonte Attacke mit einem noch etwas herben Mix aus Fruchtsäure und beißender knackiger Schiefermineralik. Im Abgang leichte vanillige Noten auf frischen Sauerkirschen.
Die Herkunft Priorat nimmt an ihm getrost ab – insgesamt noch etwas schwierig zu trinken, mehr Säure als Tannin am Gaumen. Ich würde empfehlen, ihn durchaus zwei oder drei Jahre im Keller zu vergessen, vielleicht harmonisiert sich da noch etwas. Von der Korkenqualität spricht nichts dagegen.
Für den unbedarften Weintrinker, für den 6 € sehr viel für eine Flasche Wein ist, wird das Priorat als Säure- und alkoholhaltiges Getränk in Erinnerung bleiben, das Probeglas macht einen Kopf wie sonst mitunter eine Flasche nicht. Nicht all zu langer Nachhall, er bricht ein wenig weg und zeigt auch keine wirkliche Struktur oder Tiefe. Die Angaben auf dem Etikett möchte ich nun noch weniger glauben, aber zum anderen ehrlich gesagt, kann man für diesen Kampfpreis auch nicht mehr als das erwarten, einen eigentlich soliden, guten Wein, fehlerfrei, sauber und ein wenig an seine Herkunft erinnernd.
Wirklicher Spaß kommt nicht auf, ich muss nicht losrennen, um die restlichen Flaschen zu horten.
Aber ich habe auch schon Ähnliches zu deutlich mehr Geld getrunken. Gute 85(+?)/100 Th.
Nach einem halben Tag etwas harmonischer und offener, aber prinzipiell bestätigt er sich. Recht alkoholisch wirkende 14,5°.
Am 2. Tag ist die Säure inzwischen integrierter, der Alkohol bleibt spürbar, die Nase verhalten. Jetzt kommt ein etwas grünes Tannin im Abgang hinzu. Insgesamt minimal verbessert. Gute 86/100 Th. Guter Basiswein, der als Priorat erkennbar ist, aber kein Lustgewinn. Das, was man von 6 € im Priorat erwartet.
Am 3.Tag drückt bereits die Säure wieder spürbar durch. Zum Käse noch halbwegs gut zu trinken, solo was für Säurefetischisten. 85/100 Th.
Für ein deftiges katalonisches Gericht (Escudella) sicher geeignet, wenn man keinen richtig guten Basiswein parat hat. Für ein romantisches Dinner und eine Liebesnacht ist abzuraten, es sei denn, beide stehen auf Sado-Maso…
Der Aldi – Anonymus vom April ist mir deutlich besser in Erinnerung.
Falls jemand zuverlässig weiß, wo dieser Wein tatsächlich herkommt, ich freue mich über jeden Tipp.
2004 ist der Lidl-Wein gleichen Namens wohl von der Vinicola in Gratallops produziert worden, aber da stand auch nix von „El Molà“ auf dem Etikett…
Hallo,
Dein Artikel ist interesant. Habe das Etikett gelesen und gedacht, dass ein solcher Wein für den Preis gar nicht existieren kann. Ich habe den Wein – wahrscheinlich falsch ausgezeichnet – sogar nur für 2,99 gekauft – eigentlich noch unfassbarer.
Habe den Wein nur zum Essen getrunken und fand ihn dafür eigentlich zu schade. Mit der Holznote fand ich ihn auch so gut trinkbar – absolut angemesen auch für einen Preis von 5,99. Da ich überwiegend italienische Weine trinke, kann ich zu Weinen aus dem Priorat wenig sagen. Aber die Waswahl der Weine in Lidl ist schon erstaunlich. Allein der Verkauf eines Terroldego – eine autochtonen Traubensorte aus der Rotaliana Ebene (Etsch) im Trentino ist erstaunlich.
MfG
Kunibert Kampmann
Hallo Kunibert,
wenn der Wein Gefallen ausgelöst hat, dann lohnt es sich wohl, mal wirklich gute und vor allem nachvollziehbare Weine aus dem Priorat ins Glas zu bekommen. Typisch Priorat war es ja schon.
Aber wie gesagt, ich glaube nicht daran, was auf dem Etikett hinten steht, weder an die Herkunft aus steilen Costers Hängen, in denen nur Handarbeit machbar ist, noch daran, dass teure neue Fässer verwendet worden sind. Da müßte man schon wenigstens 2 € pro Flasche rechnen, um die Kosten des Fasses zu decken.
Wenn ich mal rechne:
5,99 € abzüglich 19% Mwst. = 5,03 €
– Transportkosten (sagen wir mal 0,30 € wenigstens) = 4,77 €
– Kosten für Flasche, Etikett und Korken (bei der Qualität wird 1,30 € schon hart kalkuliert sein) = 3,47 €
– Kosten für ein neues Fass (rund 1.000 € für max. 400 Flaschen) = 0,97 €, die jetzt noch übrig sind…
Ach ja, Lidl will ja wohl auch was am Verkauf verdienen…
Der nicht genannte Hersteller, den ja Lidl auch nicht preisgeben will, wird wohl ehrenamtlich arbeiten müssen…
Ich halte das alles für sehr unwahrscheinlich.
Okay, der Wein ist gut trinkbar, gemessen an dem was man in deutschen Discountern erwartet ist er auch fair in der Relation Preis zu Qualität, das wars dann aber auch.
Gib mal ruhig das Doppelte für einen anständigen Basis – Prioratwein aus, der lag dann gar nicht im Fass oder im gebrauchten, da wird auch nicht mit Dingen geworben, die nicht haltbar sind, aber qualitativ wirst du noch mal einen wirklichen Sprung merken. Und selbst dann ist es noch weit bis zu dem, was hier laut Etikett versprochen wurde, derartige Weine findet man selten zu unter 30 €, eher ab 40 € die Flasche. Aber auch das merkt man dann in der Regel noch mal im Glas
Beste Grüße
Torsten
Was die Weine vom Lidl betrifft, bin ich immer erstaunt und kann manches auch nicht nachvollzihen.
Der Terroldego aus der Rotaliana-Ebene hat die DOCG und wird von der Lidl-Stiftung in Bardolino abgefüllt. Zugegeben nicht mehr im Trentino, sondern im Veneto, aber doch in erreichbarer Nähe (ca. 100 km schätze ich).
Aber auch andere Weine werden dort abgefüllt wenn ich richtig informiert bin.
Ein Amarone ( der ja tatsächlich aus dem Veneto kommt) für den Preis des Lidls ist eigentlich nicht im Weinhandel für den Preis zu haben. Der Preis des Amarone liegt zwar über 10 Euro im Lidl, aber ein durchschnitlicher Amarone kostet ca. 40 – 50 Euro im Weinhandel. Eine Erklärung kann nur sein, dass der Lidl große Mengen aufkauft und in eigenen Abfüllanlagen transportiert..
Grüße
Kunibert
Vielleicht will man bei Lidl auch deswegen keinen Erzeugernamen preisgeben, weil der informierte Verbraucher dann merkt, dass da was faul ist. Sein muss.
Laut den Bedingungen für die DOQ Priorat müssen sowohl die Trauben auf dem Gebiet der DOQ gewachsen, als auch der Wein im Gebiet der DOQ verarbeitet und abgefüllt sein.
Das ist der Grund, warum alle Erzeuger aus El Molar nicht im Dorf, sondern mitten in der „Pampa“ angesiedelt sind. Ein großer Teil der Gemarkung gehört zur DOQ Prioat, das Dorf selber liegt außerhalb. Sämtliche Kellereien liegen außerhalb des Dorfes im DOQ Gebiet. Kleinere Erzeuger, die (noch) keinen eigenen Keller haben, haben sich in nicht komplett ausgenutzten vorhandenen Kellern eingemietet. Da ja der Wein die DOQ – Plakette hat, gehe ich davon aus, dass es sich also auch um einen echten Prioratwein handelt.
Möglich wäre, dass ein Erzeuger Trauben, die für seine eigenen Weine nicht gut genug waren, statt sie an die Vinicola oder andere Großerzeuger zu verkaufen dazu genutzt hat, um für Lidl speziell diesen Wein zu erzeugen – aber selbst dann hielte ich den Gebrauch teurer neuer Barriques für wirtschaftlich nicht machbar.
Eine andere Möglichkeit wäre der Verkauf eines nicht unter dem Namen des Erzeugers absetzbaren Weins, da dieser dessen Qualitätserwartungen nicht erfüllt oder das dieser unbedingt verkaufen muss, um wirtschaftlichen Problemen aus dem Weg zu gehen. Besser unter Verlust verkauft, als gar nicht…
Mit Italien und dessen Gesetzen kenne ich mich nicht aus, aber Amarone ist sicher ähnlich wie Priorat nicht unter einem gewissen Preis produzierbar.
Wie gesagt, im Priorat wäre dieser Preis bei ca. 7 bis 10 € für Joven-Weine, die kein Fass gesehen haben (und die dennoch qualitativ besser sind als der Lidl-Priorat!), wenn man direkt beim Erzeuger im Keller kaufen kann. Da wären wir dann in Deutschland bei ca. 10 bis 13 €, wenn Transport- und Lagerkosten draufkommen und der Verkäufer auch ein wenig am Verkauf verdienen will. Die Trauben für diese Weine kommen zumeist aus Flachstücken oder Terrassen, in der Regel von jüngeren Reben, werden aber dennoch meist von Hand gelesen und auch selektiert – da wird also kein Abfall verarbeitet, sondern man hat weniger Arbeit und Kosten damit. Nur liest man es auch genau so in den technischen Beschreibungen für diese Weine und bisweilen auf Rücketiketten. Niemand würde sich anmaßen, zu sagen, der Wein käme von alten Reben aus Costers Hängen.
Grüße
Torsten
That Vinya Carles 2005 crianza is probably from De Muller. The registered bottling number is 29.05.300 CAT ( you missed the ‚5‘), and that number according to the official register ( here: www10.gencat.net/sac/AppJava/document.jsp?doc=7_5728.pdf) belongs to De Muller.
Sorry, can’t write German, my apologies!
Hello Javier,
thanks a lot for that help and the very good document with all the numbers. That is a great help for my work. The missed 5 was missed on the label like the also missed „r“ from Molar. They dont wantet to do it too easy for people like me.
Have a nice 2010!
Torsten
Hallo zusammen,
ich habe kürzlich bei LIDL einen Wein erstanden, der eig. identisch mit dem hier beschriebenen sein müsste; allerdings für nur 4,59EUR. Ich bin jetzt nicht der Riesen-Weinexperte, aber dennoch habe ich schon zig Rotweine verkostet, auch viele von Parker u. a. bewertete und muss sagen, dass dieser hier für meinen Geschmack einer der leckersten war, die ich je in meinem Glas hatte. Das Preis-Leistungs-Verhältnis unglaublich und die letzten Flaschen hatten sie sogar auf 3,99 EUR runter gesetzt, weswegen ich hier nochmal zugeschlagen habe. Besonders gefallen haben mir die extrem weichen Tannine und das Verhältnis von Frucht und Holz. Einziger Wermutstropfen der hohe und merkliche Alkoholgehalt.
Ich trinke gerade einen und bin deswegen auf diese Site gestoßen. Auf dem Etikett meiner Flasche sind die Angaben korrekt. Jedenfalls fehlt werdes das „r“ noch die „5“.
Mir fehlt der direkte Vergleich zu einem 25-Euro-Priorat („+7“ oder so ähnlich), weil ich den schon länger nicht mehr getrunken habe. 14,5% haben beide. Das muss sein. Ich finde Weine im allgemeinen unteralkoholisiert. Das soll doch bitteschön vom Wetter abhängig sein bei konstanter Restsüße.
Hallo Punz,
ist das der vom letzten Jahr oder eine Flasche, wie sie jetzt grad wieder vor einigen Tagen in der Werbung war?
Interessanterweise hatte ich zur Vinisud im Februar noch ein nettes Gespräch mit der Exportmanagerin von De Muller, die jeglichen Zusammenhang der Kellerei mit dem Lidl-Wein von sich wies – davon distanziere man sich deutlichst.
Der +7 von Pinord sollte aber schon deutlich besser im direkten Vergleich sein als der Lidl – Priorat… Ich bin dieses Jahr noch nicht dazu gekommen, bei uns im Lidl zu gucken, ob noch eine Testflasche für mich da ist…
Aber allein schon wegen des Etikettes müsste ich ja doch mal vorbeischauen. Schön jedenfalls, wenn die Kritik bissel was gebracht hat und man einige Fehler ausgebessert hat. Noch lieber wäre mir natürlich ein nachvollziehbarer Erzeuger- oder Abfüllername auf dem Etikett. Dass auch das auch im Discountergeschäft geht, beweist letztlich der Rossmann Priorat, der von La Perla del Priorat stammt.
Beste Grüße
Torsten
Grützi
Toller Blog, aber leider sehe ich nur die hälfte.Ist Euch das bekannt?
Liegt das an meinem Safari?
Alles Gute
Hallo Fanny,
habe eben mal auf Safari für Windows geschaut, sieht etwas anders aus, aber sollte laufen. Vielleicht sind irgendwelche Einstellungen verändert oder müssen bei dir verändert werden, bin da aber kein Spezialist für. Ansonsten installier dir Firefox, da läuft es normal.
Beste Grüße
Torsten
Habe mir heute im Lidl 1 Flasche Carles 2008 gekauft. Als Hersteller auf dem Etikett der Rückseite fungiert: 29.05.300CAT, 43736 El Molar, und wenn man diese Referenz bei Google eingibt, erscheint die: BODEGA COOPERATIVA AGRICOLA EL MOLAR, jedoch ohne Adresse.
Gibt man diesen Namen ein, erhält man die Adresse “ Alfores, s/n “ und unter dieser Adresse gibt es:
1) das Rathaus (also die lokale Regierung von El Molar), und auch
2) Celler del Pins Vers, S.L. (Tel. 977.825.458.)
Im Priorat gibt es 96 aufgelistete Bodegas, aber da figuriert nicht eine einzige Cooperativa (=Genossenschaft), obwohl es da sicherlich einige gibt.
Ich werde mal den DOQ REGULIERUNGSAUSSCHUSS com Rriorat anrufen(977.83.94.95.) mal sehen, ob die weiterhelfen können.
MfG Jochen Boeck
Hallo Herr Boeck,
interessant… – die Kooperative in El Molar kenne ich vom Besuch vor Ort, die machen normalerweise nur Weine der DO Montsant (bislang zumindest) – Ein Teil der Rebfläche der Gemarkung El Molar gehört zur DOQ Priorat – dort sind zumeist kleinere Erzeuger am Werk und es sollte kaum Rebfläche übrigbleiben. Der größere Teil der Gemarkung El Molar gehört zur DO Montsant, die Mitglieder der Genossenschaft haben eigentlich hier ihre Rebflächen.
Normalerweise muss ein Wein der DOQ Priorat auf dem Territorium der DOQ abgefüllt sein und darf nur von Trauben erzeugt werden, die von Weinbergen innerhalb der DOQ stammen. Die Kooperative sitzt direkt im Dorf, also außerhalb des DOQ Territoriums – normal dürften die nicht als Abfüller für einen Prioratwein fungieren oder sie müßten einen zweiten Keller auf DOQ-Gebiet gebaut haben, was unwahrscheinlich ist.
Die Kellerei dels Pins Vers hingegen steht auf DOQ Prioratgebiet, doch das ist ein kleiner Garagenwinzer, deren Weine ich in Deutschland verkaufe. Deren Kapazität reicht unter Garantie nicht für eine Lidl – Abfüllung.
Auf jeden Fall scheint da mal wieder was faul zu sein. Nix Neues bei Lidl.
Aldi ist da deutlich transparenter geworden inzwischen. Deren Wein wird von den Genossen in Poboleda abgefüllt – der Genossenschaftskeller dort gehört zu Celler Uniò. Wenn die dafür verwendeten Trauben allesamt aus der DOQ Priorat stammen also kein Thema.
Aber letztlich ist auch der Wein nicht mehr wert als das Geld, was er kostet. Lieber etwas mehr ausgeben und dafür einen nachvollziehbaren Wein im Glas haben und auch noch deutlich mehr Qualität dazu.
Beste Grüße
Torsten Hammer
Die Cooperativa Agricola El Molar hat DOQ Montsant und nicht Priorato.
Montsant ist aus dem Priorato entstanden, aht aber jetzt seine eigene D.O.
Der Wein “ Vinya Carles “ wird von 2 Bodegas hergestellt, nämlich von 1) de Muller, El Molar, sowie 2) Vinicola del Priorat, Gratallops.
In beiden Fällen stellt man den Wein unter dem bekannten Namen her, aber für einen Händler, welcher wiederum an die Lidl Gruppe verkauft hat.
Somit ist die von de Muller gemachte Aussage korrekt. Wahrscheinlich wird der Wein auch erst beim Händler etikettiert.
MfG – Jochen
Weine aus der Region Montsant gab es auch vorher schon. Zunächst wurde das Priorat als DO klassifiziert, später zur DOQ aufgewertet. Die DOQ Priorat ist aber nur ein Teil der Verwaltungseinheit Priorat – auch die heutige DO Montsant liegt in der Verwaltungseinheit Priorat, nur ein kleines Stück ragt sie im Südwesten darüber hinaus. Bevor die DO Montsant anerkannt wurde, hatten die Weine die Bezeichnung DO Tarragona Subzona Falset (Weine mit DO Tarragona – Falset noch zu finden ist heute schwierig, ich hatte aber letztens noch einen 1996er von Capafons – Osso im Glas und hab auch noch einen 1998er von der Kooperative Falset im Keller. Das aber nur nebenbei.)
Interessant Ihre Aussage dazu, wer den Vinya Carles macht, wahrscheinlich aber (wenn ich die Aussage von Nuria von De Muller richtig deute, dass man damit eigentlich nichts zu tun haben will) ist es so, dass dieser für Lidl arbeitende Händler selbst auch der „Weinmacher“ ist und man dort nur Platz, Equipment und evtl. auch Personal gemietet hat.
Wenn unter demselben Namen aber an zwei Stätten gearbeitet wird, verwundern aber auch Flaschenvarianzen überhaupt nicht mehr – eigentlich würde es gar keinen Sinn mehr machen, den Wein überhaupt zu verkosten und darüber zu berichten, weil man nicht weiß, über welchen man eigentlich jetzt schreibt, den in Gratallops oder den in El Molar entstandenen…
Ihre aufklärenden Worte, für die ich herzlich danke, machen mir die Sache an sich auch nicht sympathischer.
Beste Grüße
Torsten
Wir leben ja recht nahe von den Weingebieten hier (Penedes, Pla de Bages, Tarragona) und kaufen seit Jahren unseren Bedarf nur noch direkt in Bodegas, die wir auch alle persönlich besucht haben.
Durch diesen Schriftwechsel kommt es mir zum Bewustsein, dass alle Weine der Supermärkte manipuliert sind. Diesen Verdacht hatte ich bereits seit langer Zeit, aber, bez. Carles, hatte ich rein zufällig einen Artikel in der BILD (digital) von Martin S. Lambeck gelesen, und der war so positiv, dass ich uns den gleich kaufte und kostete. Schmecken tat er ja wirklich, aber der Preis ist für einen Priorat einfach unmöglich (Hier kostet er nur € 4,99).
Diese Korrespondenz war mir eine grosse Lehre und Freude, wirklich. So wie Sie berichten, scheinen mir sicherlich ein Fachhändler zu sein?
MfG – Jochen
Hallo Herr Boeck,
inzwischen ja…
2007 habe ich einen ersten Prioratführer auf CD herausgebracht. Dadurch bekomme ich immer etliches an Flaschen zum Kosten und vergleichen – etliche dieser Verkostungen kann man auch inzwischen hier nachlesen.
Da es zum einen Nachfragen seitens der Leser nach dem einen oder anderen Wein gab und zum anderen auch Nachfragen seitens der Winzer nach Handelsmöglickeiten. importiere ich seit 2008 einiges an Weinen selber und verkaufe diese an Interessierte weiter – dabei such ich gern auch nach Perlen hinsichtlich der Preis-Qualitätsverhältnisse.
Meine Angebote an Weinen finden Sie auch auf dem Blog, allerdings ist ein Re-Import nach Spanien eher teurer, wegen der doppelten Transportkosten… – aber vielleicht interessiert sich der eine oder andere noch in den deutschsprachigen Ländern Verbliebene aus Ihrem Umkreis dafür.
Beste Grüße
Torsten Hammer
Hallo Herr Hammer:
In nicht entferntesten Falle hätte ich an einen Kauf von Priorato in Deutschland gedacht. Ich finde lediglich Ihre Komentare sehr interessant, und bin zu dem Schluss gekommen, dass Sie höchst professionell sind.
Wenn wir nach Deutschland gehen, bringen wir immer hiesige Weine für Verwandte und Freunde mit, beköstigen uns jedoch dort ausschliesslich mit deutschen Produkten, wobei uns in Lüneburg eine nette Fachhändlerin gut berädt.
Wir haben uns bisher im Plá de Bages (hauptsächlich) umgesehen, wie auch im Penedes Alt (Barcelona und wohl bekannter für den Sekt), so wie den Penedes Baix (Tarragona). Danach werden wir wohl im Priorat beginnen, aber bei einem Angebot von 96 Bodegas fällt aller Anfang schwer…
Vor über 30 Jahren kannte man bez. Priorat lediglich “ de Muller „, und wenn man in Katalonien mal nach einem Priorato fragte, wurde man im besten Falle milde angeguckt. Heute eher andächtig.
Na ja, wie werden sehen.
Es hat mich sehr gefreut, sie auf diese Art kennengelernt zu haben.
MfG – Jochen
Blicke auf über 30 Jahre Weinkenntnisse zurück.Der Vinya Carles 2005, etwas weniger 2007, von Lidl ist auf das Leistungs-Preis-Verhältnis bezogen ganz hervorragend.
Ich kann mich nicht erinnern, nach fachgerechter Lagerung, richtigem Rot- weinglas, ein- bis zweistündigem Öffnen vor dem Trinken je einen derart preiswerten für 4,99 € u. qualitativ guten Rotwein gefunden zu haben.
Insbesondere mundet der Wein nach längerer Ess- u. Trinkpause sehr gut.
Da muß man schon tief in die Tasche greifen, um ähnliche Qualität aus dem Priorat zu bekommen
Habe immer wieder große Mengen eingekauft u. bis heute nichts bereut.
Ich habe den Wein auch Bekannten empfohlen, sie sind alle sehr angetan
Freue mich jedesmal auf den Wein.
Hoffe nur, daß bei der Weinherstellung alles mit richtigen Dingen zuge-
gangen ist.
Schade, daß hier keine genauen Informationen zur Verfügung gestellt werden.
Wir hatten einen interessanten Austausch über Carles, dem ich entnommen habe, dass es sich bei Ihnen um professionelle Weinkenner handelt.
Vielleicht, wenn Sie an weiteren katalanischen Weinen interssiert sind, sollten sie sich evtl. einmal um die D.O. “ Pla de Bages “ zu kümmern (die Haupstadt der Region ist Manresa). Die haben so 1 Dutzend Kellereien, seit über 10 Jahren kräftig im Aufschwung, und findet man inzwischen deren Weine auf den Karten der besten Restaurants hier.
Viel Vergnügen und freundliche Grüsse