Priorat 2007, das ist schwarze Magie, eine reife, üppige, zum Teil sehr natursüße Frucht, das ist sündiges Verlangen, Walpurgisnacht und Ketzervollversammlung.
Priorat 2007, das ist Stoff, ganz nah am Wahnsinn, man könnte auch von großer Kunst sprechen.
Priorat 2007, das ist verhext, eine verzauberte und verzaubende Droge, das ist sinnlich wie sündig, das ist das, was die katholische Kirche als Ablass zelebriert und wonach die Unläubigen Schamanentänze vollführen.
Schnüffelstoff, der die Nase beherrscht, aber zugleich so trinkig, dass ein Schluck den nächsten fordert. Gaumensex – das bedarf keiner weiteren Erklärungen, einfach nur sich fallen lassen und genießen…
Ein enorm hohes Niveau, bereits auf „den billigen Plätzen“ wird hier die Show zelebriert, aber wer sich höher trinkt, fühlt sich irgendwann einem geheimen Zirkel der Auserwählten zugehörig. Faszinierend, in den Bann ziehend und alle Aufmerksamkeit fordernd.
In einem Jahr, wo selbst blinde Hühner genug Körner zum Sattwerden fanden, geht es in der breiten Spitze nur noch um Nuancen. Wirkliche Fehltritte sind sehr selten.
Die vielen außergewöhnlich guten Weine aus dem Priorat im Jahrgang 2007 sind hervorragende Solisten, zum Teil Dessertersetzer und Meditationsweine, aber natürlich begleiten sie auch perfekt ausgefallene moderne katalanische Küche oder bodenständige Enten, Lämmer, Kaninchen, Wildtiere, bald jedes wäre sich der hohen Ehre bewußt. Aber dennoch – der Nuancenreichtum, die Tiefe und Sinnlichkeit empfiehlt kompromisslose Konzentration auf das Wesentliche. Und das strömt teilweise im Übermaß aus den Gläsern.
Egal, ob man dazu Dark Metal, Gothic, Avantgarde oder auch eine Bachsche Fuge auf der Silbermannorgel hört, die Schwingungen zwischen dem Wein und der Musik sind da, nur nichts Banales bitte, keine Böhmische Blaskapelle und keine Schlagerschnulze, hier sind wahre und tiefe Gefühle gefragt – 2007 ist das Jahr im Priorat, welches unter die Haut geht.
Nicht eine Flasche oder zwei oder drei öffnen, wenn die größeren Kaliber auf den Tisch dürfen, dann sollte man sich trauen, vier bis sechs Flaschen zugleich zu öffnen und all die Weine stetig hin und her zu probieren. Den meisten macht auch eine Woche Luft nichts aus, sie lächeln drüber.
Lediglich, wer der Meinung ist, der vermeintlich süßliche Eindruck von süßer, sehr reifer Frucht (kein Likör, keine Marmelade, kein Bonbonkitsch) hat nichts in einem trockenen Wein verloren, der sollte sich vom Jahrgang her Alternativen suchen. Mit 2000, 2001, 2004, 2005, 2006 und 2008 gibt es dabei keine schlechten…
Ich selber habe in den zwei vergangenen Wochen eine stattliche Anzahl von 2007ern über mehrere Tage getestet – dies hat mich zu der euphorischen Ode an den 2007er geführt, ich erstelle jetzt ein Ranking dazu und stelle dann die Notizen zu den Weinen nach diesem Ranking einzeln ein. Freut euch mit mir auf spannende Weine aus einem wundervollen Jahr im Priorat.
Mit von der Partie sind:
Ficaria Vins – Èlia; Montsant
Noguerals – Corbatera; Montsant
Noguerals – Abellars; Cornudella
La Perla del Priorat – Noster; El Molar
La Perla del Priorat – Noster 2004 als Pirat; El Molar
Celler dels Pins Vers – La Fuina; El Molar
Celler Cecilio – Cecilio Negre; Gratallops
Cesca Vicent – Cesca Vicent; Gratallops
Balaguer I Cabre – La Guinardera; Gratallops
Balaguer I Cabre – La Guinardera 2006 als Pirat; Gratallops
Costers del Ros – Sirona; Gratallops
Bodega Puig Priorat – Odysseus Black Label; Gratallops
Roca de los Dotze – Roca Bruixa; La Morera de Montsant
Terres de Vidalba – Tocs; Poboleda
Les Cousins – Sagesse; Porrera
Celler Ardèvol – Terra d´ Hom; Porrera
Cims de Porrera – Cims Classic; Porrera
Germans Duran – Trosset de Porrera; Porrera
Und wer jetzt meint, der Priorat – Hammer drehe jetzt völlig durch, der kann sich noch am 2. und 3. Adventswochenende auf der Burg Rabenstein im Hohen Fläming von diesem außergewöhnlichen Jahrgang überzeugen. Bereits auf dem Weihnachtsmarkt der Sinne harren in der Folterkammer einige 2007er auf den Korkenzieher und falls der eine oder andere Weinfreund bereit für eine 2007er Probe jeweils am Samstag abend wäre (inklusive Menü und Übernachtung auf der Burg), wären noch weitere interessante 2007er aus meinem Programm exklusiv mitbringbar. Wie wäre es noch mal mit einer zusätzlichen Überprüfung von beispielsweise:
Pater (Ficaria Vins)
La Fuina (Celler dels Pins Vers)
Martinet Bru, Clos Martinet und Cami Pesseroles (Mas Martinet)
Degustaciò 3, 4 und 5 (Mas Martinet Assesoraments)
Akyles (Vinedos de Ithaca(Bodega Puig Priorat)
Cesca Vicent (Cesca Vicent)
Roca Bruixa (Roca de los Dotze)
Isaral und Prior Pons (Prior Pons)
Bujorn (Bujorn)
Roquers de Porrera (Celler de l´Encastell)
Terra d´ Hom (Ardèvol)
Pardelasses (Pardelasses)
Odysseus PX (Vinedos de Ithaca), Lo Coster Blanc (Sangenis I Vaque) in weiß und Rosat des Barriques (Celler de l´ Abadia) in rosé könnten die Auswahl komplettieren.
Für Weinfreunde aus Berlin und Mitteldeutschland, aber eigentlich auch von weiterher wäre das eine gelungene Wei(h)nnachtsprobe… in schönem mittelalterlichen Ambiente und mit guter Essensbegleitung.