Nun geht es „mit aller Macht“ auf den Weg zurück, durch die Absage von Weinfreund Adrian aus der Schweiz, die Steffen auf seinem Handy auf Umwegen erreicht hat, wo er dieses einmal ganz kurz anhatte, plane ich nun eine andere Strecke zurück. Sicher hätten wir dennoch über die Schweiz fahren können, aber außer der schöneren Landschaft hätte es für uns keinen Vorteil getan, ist doch durch den immer schlechter gewordenen Umtauschkurs nicht mal mehr das Tanken in der Schweiz ein Vorteil.
Durch Grenoble fahren wir auf dem freien Autobahnabschnitt trotz hohem Verkehrsaufkommen flott hindurch und in Voiron kommen wir zum Einkaufen. Der Markt ist rappelvoll, die Leute kaufen, als wäre es die letzte Chance und entsprechend voll ist es an den wenigen besetzten Kassen. Es ist schon erstaunlich, wie populär in Frankreich noch immer das handschriftliche Ausstellen von Schecks ist – die Kassiererin könnte nach dem Abarbeiten fast jeden Kundens noch einen Kaffee trinken, während dieser in mühevoller Kleinarbeit seinen Scheck ausfüllt.
In Deutschland sind die Papierschnipsel ja glücklicherweise völlig aus der Mode gekommen und ich würde auch einen Teufel tun, wenn bei mir jemand mit Scheck bezahlen wollte. Ich akzeptiere sie als Zahlungsmittel nicht mehr, nachdem ich erlebt habe, welch hohen Anteil sich die Bank als „Bearbeitungsgebühr“ einbehält.
Wir tanken zu 1,489 € noch einen guten Schluck nach und hoffen auf irgendwann wieder günstigere Preise zum Volltanken.
Danach dauert es noch eine ganze Weile, bis wir einen anständigen Picknickplatz fürs verspätete Mittagspicknick finden. Dann fahren wir weiter – mit nur einem einzigen ganz kurzen Stopp in Villemotier.
Hier in diesem kleinen Dorf gibt es einen Bäcker, der weit über die Region hinaus bekannt ist, ja fast schon einen Kultstatus besitzt. Le Pain de Villemotier – das sind normalerweise riesige runde Laibe von einer Qualität, wie man sie auch in Frankreich leider nicht mehr all zu häufig findet. Man bekommt es auch als halbes oder als Viertel. Es hält im Gegensatz zu vielen Backwaren Frankreichs einige Tage frisch, ähnlich wie das Pain de Montagne in den Pyrenäen, ist weniger „fluffig – luftig“, sondern richtig schwer. Das ist für mich ein Brot für die vielzitierte Butterstulle, die sich selbst genügt, um Hochgenuss zu sein.
Das kleine Dorf liegt an der N83 etwas mehr als 15 km hinter Bourg en Bresse Richtung Lons le Saunier. Der Bäcker ist dann auf der rechten Seite, eigentlich nicht zu übersehen, denn für das berühmte Brot wird durch ein großes Wandgemälde geworben. Angeschlossen ist auch ein Café Restaurant, insofern gibt es auch mitunter länger als zu den üblichen Öffnungszeiten noch Brot, so lang noch welches da ist.
Wir fahren weiter bis nach Arlay, dessen schönen Picknickplatz ich ja bereits im Jahr zuvor kennenlernte.
Hier gibt es dann Trangia deluxe – Seiche nach andalusischer Art.
Die Tintenfischlamellen beiderseits von den Häuten befreien und in Stücke schneiden. Sie werden in Olivenöl mit Tomatenstücken gegart. Ich würze etwas arabisch orientiert, weil man aber beim Camping nicht alles mitschleppen kann, ist das improvisiert eine Mischung aus Couscousgewürz, Currypulver und Paprika. Dazu kommen dann einige Minuten später noch Kartoffelstückchen und eine große Zehe Knoblauch, in Scheiben geschnitten. Am Ende wird ein halber Becher Creme Fraiche eingerührt.
Dazu mache ich noch einen bunten Tomatensalat und reiche das wunderbare Brot aus Villemotier
Als Begleitwein gibt es dazu den unverkäuflichen weißen Blanc Jove 2007 von Mas Garrian aus dem Priorat. Er enttäuscht erneut nicht mit seinen Apfel- und Mürbteignoten und bietet wie schon zuvor exzellenten, aber auch leicht schrägen Weingenuss. 94/100 Th.
Anbieten würde sich aber ein Sherry oder Montilla – Moriles der trockenen Art genau so wie ein traditioneller weißer aus dem Jura.