Es ist mir inzwischen eine schöne Tradition, um meinen Geburtstag herum ein paar Leute einzuladen, die sich über den einen oder anderen guten Wein aus meinem Keller, in gemeinsamer netter Runde genossen, freuen. Den einen oder anderen durchaus weinaffinen Freund hatte ich ja schon immer, aber dank Internet und Weinforen sind seither auch viele neue Weinfreunde dazugekommen.
Da der eigentliche Geburtstag auf einen Sonntag fiel, bot es sich diesmal an, mit einer Reihe hoffentlich guter Weine hinein zu feiern.
Und so war dann auch am Sonnabend abend die „Hütte voll“. Norbert und Wera Kreutzer waren aus Oberhausen angereist, dazu kamen die im Weinforum ebenso aktiven „Mitteldeutschen“ David, Martin und Jochen und meine beiden weinaffinen „Altfreunde“ Frank und Tesi.
Es ist ja auch immer schwer, ein interessantes Thema zu finden, aber im Keller liegen immer genug Sachen für spannende, mitunter auch skurrile Proben, zu denen, offen ausgerufen, vielleicht nicht jeder gleich kommen mag.
Im letzten Jahr hatten sich einige 1996er Bordeaux-Weine im Trinkregal angesammelt, darunter einiges, was ich seit der Subskription im Keller habe, aber bislang nie im Glase. Das ist dann eine Probe, wie sie hier im Osten umlagefinanziert schwer anzusagen ist, denn immerhin haben diese Weine auch damals schon teilweise richtig Geld gekostet, zum anderen versprechen die klangvollen Namen auch den würdigen Rahmen für so einen Abend, zu dem man einfach mal nur einlädt…
Außerdem fanden sich zwei 1996er Prioratweine ganz in der Nachbarschaft zu den 1996er Bordeaux und was also lag näher?
Um die Wartezeit zu überbrücken, bis alle angekommen waren, stellte ich zunächst einen kleinen Cabernet Franc von der Loire auf den Tisch, über den schon der eine oder andere ins Grübeln kam und der natürlich wie vieles an diesem Abend auch kontrovers diskutiert wurde. ich habe allerdings nicht wirklich ernsthaft Notizen zu den Weinen gemacht, denn mir kam ja auch die Rolle des Gastgebers und Koches zu. Daher hab ich mich oft aus die Punkte beschränkt.
Domaine Laurent Mabileau; Confidence; Saint Nicolas de Bourgueil; 2003 rot;
Während schon an einer Stelle das Wort spaßbefreit fiel, fanden andere den Wein gar nicht so schlecht. Ich lag hier bei sehr guten 92/100 Th., was nicht viel für einen Spitzenwein eines durchaus guten Winzers aus Bourgueil ist, aber auch entfernt von spaßfrei…
Für mich war dieser „Wein 0“ durchaus nicht der schlechteste des Abends, wenngleich auch einer der preiswerteren.
Dann wurde es ernst. Ich war der einzige, der wußte, was in die Gläser kam, an einem Tag wie diesem war es auch mal mein Vergnügen, zu sehen, wie die Weinfreunde rieten, wenn sie blind den einen oder anderen Wein in die Gläser bekamen.
Wein 1
Château La Tour de By; Cru Bourgeois; Medoc; 1996 rot;
Leicht offene Nase und eine reife Frucht, baut durchaus ein wenig Druck auf und hat einen angenehmen Nachhall, wirkt reif und cabernettypisch, zeigt aber auch etwas grüne Paprika.Durchaus ein wenig Finesse und eine schöne Länge. Ich habe schon deutlich teurere Bordeauxweine deutlich schlechter getrunken als diesen in 1996 zuverlässigen kleinen Wein. Sehr gute 91/100 Th.
Wein 2
Château Maucaillou; Cru Bourgeois; Moulis – en – Medoc; 1996 rot;
Wirkt anfangs noch etwas verschlossener, offenbart dann aber bald viel Klasse und ist am Gaumen schon sehr rund. 94/100 Th. Exzellenter Wein. Für mich einer der zuverlässig guten Weine aus diesem Jahrgang mit einem hervorragenden Preis – Genuss – Verhältnis, für viele andere am Tisch eine der positiven Überraschungen des Abends – ist es doch ein Wein, den man eher selten im Fokus hat – der 1996er aber sollte durchaus dort sein.
Wein 3
Capafons-Osso; Masia Esplanes; Tarragona – Falset; 1996 rot;
Das Mitbringsel von Norbert und Wera für diese Probe ist ein sicher inzwischen kaum noch aufzutreibender Wein aus einer Zeit vor der Gründung der DO Montsant. Denn dahin gehört Masia Esplanes heute. Dass Capafons-Osso schon damals gutes Zeugs machte und die Weine schon damals auf Reifezeit ausgelegt waren, sieht man an diesem perfekt reifen und kräuterwürzig – minzigem Wein, der für mich Sieger der ersten Runde wurde. Sicher kontrovers und nicht jedem gefielen die Teenoten, aber für mich ein Wein, der hier durchaus Größe gezeigt hat (vielleicht mit einem kleinen Ehrfurchtsbonus, blind vielleicht ein oder zwei Punkte weniger, aber das wär dann wohl bei fast allen Weinen des Abends so gewesen). 95/100 Th. Groß durch das einzigartige Erlebnis, welches dieser Wein mir bot. Hendrik Thoma sagt hier seit Neuestem Soul Faktor zu… Auch das träfe es bei dem Wein für mich.
Wird fortgesetzt.