Wir stoppen zum Einkaufen in Falset – fatalerweise kommen wir zur Unzeit an, alle Geschäfte sind zu. Also machen wir einen kleinen Stadtrundgang bis hoch zur Burg. Aber auch diese ist geschlossen und bei dem Wind hier oben hat sie etwas Abweisendes, auch wenn die Sonne sich müht, uns ein Plaisir zu sein. Wir sind beileibe nicht die einzigen „Touristen“, die hier über das verlassene Burggelände streunen und enttäuscht gucken, dass es hier derzeit fast nichts zu sehen gibt. Wir sehnen 17.00 Uhr herbei und hoffen auf das Öffnen der Geschäfte.
Vom Burghof aus entdecke ich auf dem Platz hinter der Tankstelle einen riesigen neuen Supermarkt. Vielleicht müssen wir auch dort hin gehen, wenn sich in der Innenstadt nichts tut. Leider ist auch die Eisdiele geschlossen, das wäre jetzt ein wirklich schöner und genussvoller Zeitvertreib, denn die Eisdiele in Falset ist qualitativ schon Kult für mich.
17.00 Uhr und nichts passiert. Es stehen natürlich auch nicht mal Öffnungszeiten an den Läden… Wir haben in Bellmunt ebenso eine Ferienwohnung, aber dort ist Selbstversorgung angesagt. Auf den kleinen Miniladen in Bellmunt möchte ich mich nicht verlassen und seit ich erfahren habe, dass sowohl das Mas Trucafort zwischen Bellmunt und Falset als auch das Economat de las Mines in Bellmunt längst wieder geschlossen haben, ist wohl die Benutzung der Küche unumgänglich. Denn dass die kleinen Bars Essen anbieten ist auch nicht selbstverständlich.
Als die Minuten vergehen, ohne, dass sich etwas tut, werde ich aber auch immer nervöser. Es ist auch grad niemand auf der Straße zu sehen, den man fragen könnte. Ein paar Besoffene sehen, dass wir untätig wartend rumstehen und sie meinen nur, der neue Supermarkt mache alle Läden der Stadt systematisch kaputt…
Dann plötzlich kommt eine junge Frau in Verkäuferinnenkleidung aus einem Haus und geht auf den kaum identifizierbaren Laden der Fleischerei Llorenc zu. Ich frage, ob sie öffnen – „Ja 17.00 Uhr…“ Es ist zwar schon mehr als 10 Minuten drüber, aber jetzt wissen wir, dass Hoffnung besteht. Nun rührt sich auch bei den anderen Läden etwas und plötzlich sind alle Läden wieder offen und der Einkauf kann beginnen.
Wir haben Fleisch, Wurst, Schinken, Käse, diverses Gemüse und andere nützliche Zutaten geholt und auch an Brot gedacht – nun können wir aufbrechen nach Bellmunt… Aber stopp, wie war das doch noch gleich mit dem Weinladen? Eigentlich wollte Norbert der Versuchung widerstehen, aber jetzt, da er so lange ausharren musste, da muss ein kleiner Blick eben doch sein. Und vielleicht gäbe es ja „eine Flasche, die so interessant ist, dass…“
Ich mache es kurz, es gab die eine Flasche für Norbert…
Wenig später sind wir in Bellmunt und ich frage bei Solà Classic nach dem Schlüssel für die Ferienwohnung. Toni sei gleich da, versichert mir die Mutter und wenig später kommt er in kompletter Rennradleruniform und mit Fahrradhelm auf dem Kopf angeflitzt…
Wir sind in unserem zweiten Domizil angekommen, es ist wesentlich bescheidener, versprüht aber den Charme der guten alten Zeit, die hier etwas stehengeblieben scheint. Die Küche ist so klein, dass ich sofort Platzangst bekomme, wenn sich Wera oder gar Norbert mit zu mir in die Küche stellt. Dafür muss man hier keinen Schritt laufen, sich nur entsprechend drehen. Aber die Aussicht vom Balkon ist grandios.
Nachdem wir uns etwas eingerichtet haben, gehen wir gleich wieder durch das Dorf hoch zum Wohnhaus von Solà Classic – hier ist jetzt auch der Keller des kleinen Familienbetriebes restauriert worden und dient nun als Vinifizierungs- und Lagerkeller des Betriebes. Wir bekommen natürlich alles gezeigt und dann wird ein Tisch aufgebaut, damit wir zur Weinprobe sitzen können. Wir kosten uns ausgiebig durch das gesamte Weinsortiment, dass mir im Laufe er Jahre immer besser gefällt. Zwar markieren die 2007er noch einen Schwachpunkt und Toni ist mit dem Jahrgang auch nicht glücklich, aber seit nicht mehr bei Buil und Giné vinifiziert wird, geht es mit großen Schritten bergauf. Die Unterschiede sind im Glas deutlich zu spüren, selbst die ganz kleinen Weine aus 2010, die wir kosten, machen bereits wesentlich mehr Spaß als die älteren Weine (abgesehen von einem 2005er, den ich aber schon immer sehr mochte…) und sind grad vom Preis-Genuss-Verhältnis her empfehlenswert.
Als wir mitten beim Probieren der Weine sind, kommt ein junger Mann dazu, trinkt ein Glas mit uns und wird uns als neuer Inhaber des Economat de las Mines vorgestellt. Wir könnten auch dort essen, wenn wir wollen… Nun aber haben wir schon mindestens für zwei Tage zu Essen eingekauft. Montag sei zu, erfahren wir, aber an den anderen Tagen können wir auch gern dort essen. Wir entgegnen, dass wir Dienstag tagsüber in Torroja sind, aber am Abend gern die Chance nutzen würden. Wir verabreden uns also auf Dienstag abend. Dann widmen wir uns wieder ganz den Solà Classic Weinen.
Ganz wunderbar munden auch die gerösteten Haselnüsse aus eigener „Produktion“. Dass im Priorat Haselnussschalen zur Wärmegewinnung verfeuert werden, erfuhren wir bereits im Cims Keller, aber hier lernen wir auch den traditionellen Ofen kennen, der Wärme spendet und zugleich köstlich geröstete Nüsse liefert…
Nach der Verkostung der Weine sind wir gar nicht mehr in Steak-brat-Stimmung und so gibt es kalte Küche: herrlichen Schinken und Wurst von einem der zwei besten Fleischer im Priorat, wunderbaren Käse und frisches Brot. Und dazu noch jede Menge Wein aus diversen noch angebrochenen Flaschen, die wir zur Beobachtung noch dabei haben. Wenn das kein würdiger Tagesabschluss ist…