Dann gehen wir endlich hinüber zum Celler Cecilio.
Hier ist heute zum Sonntagvormittag Hochbetrieb. Ganze Scharen von Leuten lassen sich von August den Keller zeigen, wie es aussieht, sind es Katalanen, August redet und redet und hat natürlich Augen für die Frauen in der Gruppe. Doch auch als die große Gruppe endlich mit Einkaufen fertig ist und nach und nach den Keller verläßt, hat er kaum Zeit für uns, da kommen die nächsten Familien, die unbedingt etliche große Plastikbehälter vom Fass für 2,50 € / l abgefüllt haben wollen, dann kommen weitere Freunde der Familie, wie es aussieht… – August empfängt sie alle und herzt jede der Frauen zum Empfang und zum Abschied. Nur so ganz nebenbei, immer mal zwischendrin erinnert er sich daran, dass er uns im Fasskeller „abgestellt“ hat und läßt uns von einem Fass nach dem anderen probieren.
Doch kaum ist er eine Minute bei uns, erspäht er schon die nächsten Besucher und so hüpft er hin und her zwischen seinen katalanischen Stammkunden und uns. Es war insgesamt wohl keine so gute Idee, den Termin hier für Sonntag vormittag zu machen, Norbert und Wera empfanden das wie mit geteilter Aufmerksamkeit zwischen Tür und Angel und auch ich war damit nicht so ganz zufrieden, kam doch der eigentliche Charme eines Besuchs bei August so genau so wenig an, wie die Weine in dieser Hektik.
Klar, ich kann auch August verstehen, er hat voll Haus und muss in erster Linie jedem den Wein verkaufen, den er ihm verkaufen kann. Und Leute, die 20 oder 30 Liter vom Fass für die Woche holen, sind ihm auch wichtig, denn damit hat er schon immer das große Geschäft gemacht.
Der Fasswein ist im Übrigen ein Verschnitt aus 2008 und 2009 und für den Preis durchaus angemessen in der Qualität. Der Wein zu 2,50 € / l tut keinesfalls weh und ist selbst für Norbert unfallfrei zu trinken, auch wenn er sich davon nichts abfüllen lassen würde. Aber ich habe in einigen Bars hier im Priorat schon deutlich schlechtere „Hausweine“ bekommen und auch der Malondro in Cornudella war deutlich schlechter.
Nachdem wir dann durch Abbruch des Besuchs beschleunigt haben, gehen wir hinüber ins Restaurant Piró,
wo schon die niederländische Fraktion des Weinforums mit Wil und Dick warten, ein dritter Weinfreund, Sven, der nicht im Weinforum schreibt, ist auch noch dabei. Es gibt erst einmal ein großes Hallo unter Prioratfreaks und wieder kann ich einige Gesichter den Schreibern und Lesern – und auch Kunden meiner Prioratführerselektion zuordnen.
Wir essen gemeinsam und trinken zwei Flaschen, die ich aussuchen darf. Natürlich bestellen wir zunächst eine Flasche La Guinardera 2007, denn das ist ja quasi hier der Wein vom eigenen Keller. Dann schlage ich den 2007er Roca Bruixa von Roca de les Dotze vor, den ich ja auch in meiner Selektion führe, und von dem wir ja bereits den Weinberg am Freitag gesehen haben. Es wird natürlich viel Priorat-gefachsimpelt, aber auch die Erlebnisse der Reisen werden ausgetauscht. Ein netter internationaler Priorat-Lunch…
(Leider lassen sich auch hier wieder die Fotos von Wera und Norbert nicht laden, daher gibt es hier an der Stelle nur zwei Fotos von Dick und mir, diie mir Dick freundlicherweise geschickt hat.)
Wir verabschieden uns voneinander, denn beide haben wir noch Anschlusstermine am Sonntagnachmittag. Einen gemeinsamen weiteren Termin haben wir für Montagnachmittag dann bei Ficaria Vins geplant – unabhängig voneinander hatten wir bei Jaume Roca
für den Montag nachmittag einen Termin erbeten. Dann haben wir festgestellt, dass wir auch gemeinsam den Termin wahrnehmen könnten.