Wir wollen nach unserem Klettersteig noch eine Runde durch das Bauges Massiv machen. Zunächst aber besuchen wir noch die Käserei in Aillon le Jeune. Auch hier dürfen wir natürlich die Produkte kosten und wir entscheiden uns für insgesamt drei Stücken Käse, einem Valbleu Blauschimmelkäse, einem sehr kräftigen Vieux Margeriaz und natürlich dem Klassiker dieser Region, dem Tomé des Bauges. Auch hier bekommen wir wieder einen ausführlichen Prospekt zum Käse des Bauges Massivs und wir werden sogar eingeladen, gratis das kleine Museum im Obergeschoß zu besichtigen, wo wir viel Wissenswertes zum hiesigen Käse erfahren und von wo aus man sogar durch Glas in den Produktionsraum runter schauen kann.
Aber selbst für den kleinen Obolus kann man das Museum empfehlen.
Übr den Col des Pres geht es dann in Richtung St. Jean de Arvey, wie schon erwähnt, ist es für den dortigen Klettersteig inwischen leider schon zu spät. Durch den längeren An- und Abmarschweg sollte man mindestens 4, besser 5 oder mehr Stunden „Luft nach oben“ – haben, sprich, man sollte besser spätestens Mittag hier starten können.
Wir aber brauchen noch Lebensmittel für das abendliche Kochen und die Wasservorräte müssen auch aufgefüllt werden.
Also rollen wir runter in Richtung Chambery. Im Tal angekommen, fahren wir dann nach Montmélian, wo wir beim Super U anhalten, in dem ich bereits letztes Jahr mit Steffen war, als wir aus dem Chartreuse – Massiv kamen.
In den Einkaufskorb kommen Forellenfilets, Obst und Batterien.
Hier unten an den Hängen des Isére – Tals gibt es einen Weinberg nach dem anderen, aber Jörg würde ich damit langweilen, wenn ich jetzt hier auf die Suche nach Winzern gehen würde. Dann geht es bei St. Pierre d´Albigny wieder in das Gebirgsmassiv hinein. Wir sind jetzt auch wieder im Naturpark, durch den nur wenige Straßen hindurchgehen, das meiste sind Sackgassen, wie in vielen anderen Alpenmassiven auch.
In Ste. Reine finden wir eine Wasserquelle zum Auffüllen unseres Wasservorrates, aber einen geeigneten Biwakplatz haben wir auf den letzten Kilometern nicht gesehen und auch beim Weiterfahren kommt nichts. Am Vormittag war ein Platz nach dem anderen, jetzt kommt nicht einer. Viel schneller als gewollt sind wir am Lac d´ Annecy. Normal wären wir in wenigen Kilometern auch schon in der Stadt Annecy, die ja eigentlich auch sehenswert sein soll… Aber wir brauchen einen Schlafplatz und haben keinen Bock auf all die überteuerten Zeltplätze, die es für gewöhnlich an Seen wie diesem gibt. Für das viele Geld, was man pro Person, Zelt und Auto lässt, gibt es oft noch nicht mal Picknickbänke und das Duschen wird auch oft extra berechnet, so das man in so einem Fall eher noch ein paar Euro drauf legt und sich gleich ein Zimmer nehmen kann. Aber dazu ist eigentlich das Wetter auch wieder viel zu gut…
Wir entschließen uns zu einer zusätzlichen Umrundung des Sees und hoffen, dass es irgendwo auch einen normalen Picknick – / Biwakplatz gibt. Aber es bleibt schwierig, ein Zeltplatz nach dem anderen, die meisten mit etlichen Sternen, für die einem viel Geld aus der Tasche gezogen wird, ohne dass diese Plätze uns einen Mehrwert bieten könnten. Dann fast an der Spitze des Sees kommt ein Hinweis auf einen Stellplatz für Camping – Cars an einer Straße oberhalb des Sees, aber wie es sich heraus stellt, ist auch dies wieder ein Bezahl- Campingplatz ohne den Komfort von Picknicktischen und Bänken. Aber wir sind jetzt nicht mehr direkt am Seeufer.
Wir bleiben auf der kleinen Straße und siehe da, es kommt der einzige Platz seit Ewigkeiten, allerdings mit nur einem Tisch und dort sitz ein älteres Paar mit Wohnwagen beim Picknick. Zudem stehen noch etliche weitere Wohnwagen auf dem Platz und es sieht nach Party aus.
Wir fragen das Paar, ob sie etwas dagegen hätten, wenn wir uns mit an den Tisch setzen. Normal ist so etwas in Frankreich nie ein Problem und der Mann hätte auch nichts dagegen gehabt, aber die Frau fragt uns, woher wir kommen und sagt dann, nachdem sie kurz den Mundwinkel verzog, als sie Deutschland hörte, dass sie es nicht möchte, dass sie den Tisch mit uns teilt, sie hätten hier beizeiten den Platz als Schlafplatz auserkoren und es gäbe etwa 250 Meter weiter noch einen Platz – „tres bon pour vouz mais un peu sauvage“.
Es ist inzwischen kurz vorm Dunkelwerden und wir haben keine große Wahl mehr – der Platz stellt sich als einer der miserabelsten Plätze heraus, an denen ich je übernachtet habe, aber wenigstens sehen wir noch, wo wir das Zelt aufbauen und schlafen nicht wieder auf einem toten Hasen, wie auf der Radtour 1981 in der Slowakei, als ich auch schon mit Jörg das Zelt teilte und wo wir an einem Tag erst im Dunklen einen Platz für die Zelte fanden…
Sämtliche Tische und Bänke hier sind demoliert, einzig eine Tischtennisplatte aus Stein ist als Tisch zum Kochen und gleichzeitig als „Sitzgelegenheit“ nutzbar. Die Frau, sicher seit Jahren überzeugte Wählerin der Front Nationale, wird das gewußt und gemeint haben mit dem „tres bon pour vouz“, naja abgehakt, die meisten Franzosen sind nicht so, aber wenn sie alle nur freundlich wären, wäre sie Welt auch zu schön, um wahr zu sein.
Wir entschließen uns zu bleiben, gemäß der Erfahrung, dass es bei derartigen Urlauben jeweils einmal weniger gut kommen muss. Und vielleicht ist dies ja schon der diesjährige Tiefpunkt der Tour?