Wir spüren bereits am frühen Morgen, dass dies ein extrem heißer Sonntag wird. Kaum ist die Sonne draußen, knallt sie erbarmungslos. Daher beschließen wir nach dem Frühstück, zunächst nicht an Klettersteige zu denken, sondern dieses Thema auf den späteren Nachmittag zu verschieben.
So fahren wir erst einmal einige Kilometer zurück und schauen uns die hübsche kleine Altstadt von Le Bourg d´ Oisans an. Zwar ist das keine Sehenswürdigkeit von Weltrang, aber für einen kleinen Bummel lohnt es allemal. Die Stadt verfügt über ein kleines historisches Zentrum mit einfachen, aber hübschen Häusern und profitiert natürlich von der tollen Lage im Romanche – Tal. Die Kirche und das Museum sind leider geschlossen, aber wir vertrödeln ein wenig Zeit auf einem Trödelmarkt und trinken noch in aller Ruhe einen Kaffee in einer der vielen netten Bars der Stadt.
Auch finden wir einen kleinen „Petit Casino“ – Markt, der im Sommer sonntags geöffnet hat – hier können wir noch ein paar nötige Lebensmittel erwerben. Ansonsten lassen wir uns gemütlich treiben… Eine Badestelle wäre schön, aber der Fluß ist zu reißend und der Lac de Chambon ist halb ausgetrocknet und es gibt wohl auch ein allgemeines Badeverbot dort. In Les Deux Alpes oben gäbe es ein Bezahlbad, aber dort wird es bei der Hitze sicher überfüllt sein.
Also fahren wir hinauf nach Mizoen und besichtigen dort bei einem Spaziergang das schmucke alte Dorf und entdecken unterhalb der Kirche den ausgeschilderten offiziellen Biwakplatz. Natürlich ist es zum Biwakieren viel zu zeitig, aber wir werden wieder kommen, denn eigentlich wollen wir ja unbedingt den Klettersteig an der Cascade de la Pisse machen.
Nur ob das heute etwas wird? Der im Dorf angeschlagene Wetterbericht verrät, dass dies heute der heißeste Tag des Sommers sein soll und das mit überall rekordverdächtigen Temperaturen… – der heißeste 19.08. seit Aufzeichnung… – nicht nur seit Menschengedenken… Und der heißeste Tag dieses Sommers – wahrscheinlich…
Entmutigt, irgendwie lustlos und schlaff gönnen wir uns ein Eis und kaufen noch ein Brot, das hatten wir in Le Bourg d´ Oisans glatt vergessen. An jedem Brunnen kühlen wir uns etwas ab… – in der Bushaltestelle im Schatten konsultiere ich das Infoheft „30 Verticales“ zu den empfohlenen Bergsportaktivitäten im Oisans-Gebiet. Der Klettersteig an der Cascade de la Pisse ist hier zwar noch nicht mit aufgezeigt, da es diesen erst seit 2011 gibt, aber wir wissen, dass dieser in totaler Südlage ist – dementsprechend fällt er heute der Hitze zum Opfer.
Oberhalb von La Grave wird aber noch ein kleiner Steig in Nordlage empfohlen, das ist besser als nichts und ich werde hibbelig, sollte ich heute nicht irgendwie noch zu etwas kommen…
Wir halten mal kurz am Klettersteigparkplatz der Cascade de la Pisse und schauen uns die Tafel und das Ensemble an – es sieht so aus, als ginge es in der Südwand eine ziemlich kompakte Wand hoch: Schatten – völlige Fehlanzeige. Andererseits ist es ein so beeindruckender Blick, dass wir beschließen, dass dies ein „Muss – Steig“ ist – morgen…
Heute genießen wir die schattige Fahrt im Tal hinauf nach La Grave und weiter bis wir nur noch etwa knapp 8 Kilometer vom Col de Lautaret entfernt sind.