Erneut wechseln wir aus der Schweiz nach Frankreich hinein.
Am Stadtrand von Pontarlier kaufen wir Lebensmittel ein – für den Abend , aber auch zum Mitnehmen nach Deutschland. Schließlich ist es Samstag nachmittag und ich will mich nicht darauf verlassen, dass wir am Sonntag an einem vernünftigen größeren Supermarkt vorbei kommen, wo ich all die Dinge kaufen kann, die ich so gerne habe und die es in Deutschland nicht oder nur arg überteuert gibt.
Während wir im Supermarkt sind, fängt es so richtig an mit regnen – da ist er, der angekündigte Wetterumschwung, nachdem es auf der Fahrt tagsüber noch mal angenehm war, wenn es sich auch bereits merklich abgekühlt hatte, aber wenigstens kein Schmuddelwetter.
Dennoch, jetzt zelten – bei dem Gedanken kommt gar keine Freude mehr auf, und auch das Essen zubereiten und verzehren könnte freudlos werden. Und eigentlich wollen wir es ja noch mal richtig krachen lassen…
Ich erinnere mich an die Gîte oberhalb der Echelles du Mort von vor zwei Jahren – das ist zwar noch ein Stück weg und wir müssen uns sputen mit der verbleibenden Helligkeit, aber es ist auch kein nennenswerter Umweg auf einer Strecke wie dieser.
Just mit dem Dunkelwerden kommen wir an und müssen feststellen, das die Gîte komplett belegt ist und es noch immer tüchtig regnet.
Die Gîte wurde für eine Familienfeierlichkeit komplett gemietet und auch so ausgenutzt, allerdings bekommen wir angeboten, in der Scheune nebenan unter zu kommen. Das ist allemale besser als Zelten, wir haben ein Dach über dem Kopf, können im Trockenen kochen und essen, haben Tisch und Bänke, ein wenig Licht und sogar eine eigene Toilette und ein Waschbecken.
Wir haben zwar ein klein wenig weniger Komfort als in der Gîte, aber deutlich mehr als draußen bzw. im Zelt und Geld will auch niemand dafür haben. Und wir müssen im Dunkeln keine Alternative suchen.
Noch ein letztes Mal für diese Tour wird der Trangia für mehr bedient, als nur zum Kaffeewasserkochen – es darf noch mal richtig krachen…
Trangia deluxe: Coquelet in Morchel /Vin Jaune – Creme – Sauce
Es gibt in Frankreich häufig sogenannte Coquelets zu kaufen, kleine Minihähnchen, die genau in den Topf eines Trangia passen und eine Person gut satt machen – und jeder darf ein ganzes Hähnchen essen, ohne Angst um die Figur zu bekommen…
Die Hähnchen reibe ich mit eier Mischung aus Salz, Pfeffer und Paprika ein und lasse sie auf Olivenöl bei reduzierter Flamme anbraten – öfter wenden, das alles gleichmäßig angebraten ist. (Dosierscheibe des Trangia nutzen) Vorher bereits werden die getrockneten Morcheln gewässert und dürfen aufquellen. Das Morchelwasser gieße ich mangels Sieb oder Kaffeefilter durch ein Blatt Küchenrolle – Jörg muss assistieren und das Tuch zum Filter gefaltet halten. Die Morcheln werden werden unter fließendem Wasser gewaschen (oft sind kleine Sand- / Dreckkörner in den Morchelporen versteckt). Für jeden wird eine schmale Möhre und zwei, drei Schalotten geschält, die dann in fingerdicken Ringen an das Hähnchen gegeben werden. Dazu kleine komplette Babykartoffeln. Das Morchelwasser dazu, jeweils einen guten Schluck vom Vin Jaune opfern – sonst mindestens einen 100% Savagnin oder einen verunglückten Vin Jaune, der von manchen Winzern als Vin de Cuisine angeboten wird und jeweils einen halben Becher Creme Fraiche einrühren.
Im Idealfall ist alles dann zur gleichen Zeit gar – wir haben natürlich den Idealfall… In den Urlaubsweinkisten, die ich dabei habe, findet sich auch ein 2008er Chardonnay von Didier Grappe (AOC Côtes du Jura), der mit 91/100 Th. zwar sehr gut ist, aber der natürlich von dem – zugegeben sehr preiswerten Vin Jaune, den ich in Pontarlier mitnahm, weit in den Schatten gestellt wird. Dieser passt naturgegebener Maßen auch weit besser, ja perfekt zum Essen. Diese Flasche war mit nur 19,90 € (für einen Vin Jaune ein echtes Schnäppchen) ausgepreist und der Weinfachverkäufer des Marktes, der auch Ahnung von seinem Metier hatte, verschwand kurz mit dieser, der letzten Flasche, um zu überprüfen, dass dies wirklich der korrekte Preis sei.
Wir haben hier einen 2005er Vin Jaune der AOC Arbois von La Cave de la Reine Jeanne – der Großhandelskellerei von Stephane Tissot im Glas. Ein typischer, intensiv duftiger Vin Jaune, etwas männlicher wirkend – fast eine Spur noble Rustikalität, aber sehr komplex in der Aromenfülle. Beeindruckende Länge. Das Attribut „Großer Wein“ und 95+/100 Th. sind angebracht für diesen eigenwilligen Schlemmerwein.
Ein würdiger Abschluß unserer Tour, denn am 26.08.2012 werden wir nur noch fahren und zwar noch mal kurz durch die Schweiz (zwischen Saignelegier und Porrentruy), anschließend durchs Elsaß und nahe Mulhouse geht es dann auf die Autobahn und oberhalb von Strasbourg nach und durch Deutschland. Das Wetter wird durchwachsen sein und wir werden nur zum Toilettengang, zum essen, zum Fahrerwechsel und zum Tanken halten. – es wird nicht lohnen, dazu noch einen Extrapost zu schreiben.
Ich verabschiede mich also mit einem letzten Foto, welches Jörg von mir in der Scheune gemacht hat – es zeigt mich bei der Arbeit – beim Kochen des Coquelets.
Danke für das Mitlesen und wenn der Eine oder andere eine Anregung aus dieser Tour mitnimmt, dann war das genau so gewollt.
PS: Eines muss für den Sonntag doch noch erwähnt werden, nämlich der kleine Laden in Charquemont, von dem ich bereits vor zwei Jahren so begeistert war (die langjährigen Leser erinnern sich sicher) – er war am Sonntag offen und hat dafür gesorgt, dass ich doch noch Jura – typische Wurst (Morteau und Montbeliard) kaufen konnte – was ich in Pontarlier schlicht vergaß und dass ich sogar noch eine 6er Kiste Wein (Jurawein natürlich) für die Zukunft ins Auto packen konnte.