Wir haben super gut geschlafen, ausgiebig gefrühstückt und dabei noch recht nett und ausführlich mit unseren Gastgebern geplaudert. Nachdem ich dann noch das auf Verdacht mitgenommene Olivenöl von Miro Cubells sowie die Arbequinaoliven desselben Erzeugers komplett ausgeladen hatte (beides kam am Vorabend bei der Probe wenigstens ebenso gut an wie die Weine), wurde es Zeit, gen Frankreich zu starten. Ohne missverständliche Googlewegbeschreibung fanden wir sofort zur Autobahn und nach Karlsruhe, fuhren dann aber ein wenig zu lange auf der deutschen Autobahn und mussten dafür durch Landau und von dort über kleine schmucke Dörfer auf der Bundesstraße direkt nach Wissembourg fahren, was aber kein „Weltuntergang“ war. Man hätte fast auch hier und da mal halten können, um etwas in die Tiefen des Pfälzer Weines eintauchen zu können. Aber da fehlten mir Klaus-Peters Geheimtipps und auf ein Lotterie-stocher-spiel hatte ich keine Lust. Außerdem wollte ich die paar gemeinsamen Tage mit Yvonne nicht in Verkostungsorgien ertränken…
Auch am fast schon zum nationalen Denkmal erhobenen Deutschen Weintor mit seinen vielen Touristenbussen fuhren wir vorbei und stellten das Auto erst in unmittelbarer Nähe zu einem schönen Rest der Stadtbefestigung von Wissembourg ab.
Der rustikale Charme der Pfalz setzt sich auch hier fort, die Häuser sind sehr typische Elsässer Fachwerkhäuser und es gibt daher jede Menge zu entdecken. Auch der mitten durch den Ort fließende Bach gibt dem ganzen einen zusätzlichen Kick, hinzu kommt bestes Kaiserwetter. So schauen wir uns natürlich auch die Kirchen an, besichtigen eine Ausstellung über das Wissembourger Judentum und entdecken jede Menge Schnörkeleien und Details in der schönen nordelsässischen Kleinstadt.
An den Türen der Kirche Saint Jean fanden wir diese sehr originellen Türklinken, aber auch ganze alte Häuser waren oft sehr sehenswert.
Natürlich sind wir an diesem schönen Samstagmittag nicht die einzigen deutschen Touristen hier, es wimmelt regelrecht von Deutschen und man ist hier auch allerorten darauf eingestellt. Dennoch kann man natürlich schon sehr schön auf französisch parlieren, wie ich es auf dem Markt mit einem „Seifenmann“ tat. Früher arbeitete er selber in der kleinen Seifenmanufaktur in der Provence, deren Naturprodukte er heute auf Märkten verkauft. Da ich seit Jahren auf diese Seifen auf Olivenölbasis schwöre, wird natürlich gleich der „Jahres“vorrat eingekauft.
Mimose, Schokolade, Mohn (pavot), Rotweintrester ? (vigne rouge), Honig, Anis und Maiglöckchen (muguet) wandern in die Tüte, eine kleine Herzseife packt der nette Seifenmann noch gratis hinzu…
Kultur macht hungrig und eigentlich waren wir uns bereits einig, dass es Elsässer Flammkuechle sein müßte, da kommen wir an einem Stand mit türkischen Frauen vorbei, die diverse orientalische Spezialitäten anbieten, aber auch wie in alter Zeit eine Art „galets sarrazines“ zubereiten, wobei man ihnen hier bei der Arbeit zuschauen kann. Ein kleines Schild verrät, dass die Erlöse dieser Aktion den Hochwassergeschädigten in Pakistan zugute kommen, also essen wir halt ganz anders als geplant, aber für einen guten Zweck – und dazu hat es noch vorzüglich geschmeckt…
Dann geht es auf zu neuen Entdeckungen – vorher aber tanken wir noch zu 1,34 € / l., um durch Frankreich zu kommen. Richtig volltanken wollen wir erst in der Schweiz, da uns ja dort deutlich günstigere Mineralölpreise erwarten sollten.