Erster Winzerbesuch während der Reise im Februar – März 2009
Am Restaurant Venta de Pubill nahe Cornudella werden wir von Josep Gomez Puig und einem finnischen Freund empfangen, der wegen des Übersetzens mitgekommen ist.
Zum Weinberg von Maius Viticultors müssen wir am Tocs – Weinberg vorbei und dann ganz tief hinein in die Wildnis aus Garrigue, Wald und immer wieder Weinbergen. Die eigenen Anlagen wurden bereits 1998 gekauft und bepflanzt. Josep Gomez Puig ist Besitzer eines Restaurants und Weinshops in St. Cugat. Auch für ihn ist das Abenteuer Priorat ein Hobby, die meiste Arbeit hat er selber nach und nach ohne große finanzkräftige Investoren in der Hinterhand erledigt. Bis 2003 verkaufte er seine Trauben, 2004 machte er seinen ersten eigenen Wein. Er achtet auf das ökologische Gleichgewicht in seinen Ländereien. Füchse, Wildschweine, Rebhühner und Hasen haben ihren Rückzugsraum in den Wäldern, die zum Besitz gehören. Beim Bau der Terrassen ging er behutsam um, nutzte alte, vorhandene Anlagen, pflanzte aber neu. Auf künstliche Bewässerung verzichtet er. Die jungen Pflanzen ergeben aufgrund der ausgesuchten Böden schon früh konzentrierte Weine, die Wurzeln durchstoßen die oberen ärmeren Bodenschichten recht schnell und stoßen dann auf Llicorella Schichten. Wichtig ist ihm die Weinbergsarbeit, es wird auf chemische Substanzen verzichtet (man stellt den Boden auf biologische Bewirtschaftung um) und eine ein doppelter Grünschnitt sorgt für gewollt niedrige Erträge.
Josep Gomez Puig ist der Meinung, dass viele Prioratweine so teuer sind, weil die teuren Investitionen wie Prestigekellerbauten, großflächiges Terrassieren mit schwerem Gerät und aufwändiges Marketing sich auf die Flaschenpreise auswirken. Für ihn ist nicht immer der hohe Preis ein Zeichen hoher Qualität. Und er beweist mit seinen moderaten Preisen auch, dass es anders geht. Guter Priorat kann auch bezahlbar sein. An Billigwein aus dem Priorat indessen glaubt er nicht, dazu ist der Aufwand hier einfach zu hoch. Aber mit Preisen zwischen 10 und 20 € sollten viele Weine gut bezahlt sein. Er macht an seinem eigenen Wein vor, dass es geht, wir hatten ja bereits im letzten Jahr die Weine des recht unbekannten Erzeugers in einer ersten Blindprobe und waren begeistert vom Preis- Genuß – Verhältnis der Weine, die eher auf Eleganz, denn auf Wucht getrimmt sind.
Recht lange bleiben wir in dem wunderschönen Weinberg mit Blick auf die zum Greifen nahen Montsantfelsen und schließlich habe ich Angst um den zweiten Termin, dennoch will ich natürlich noch sehen, wo die Weine produziert werden.
Wir kommen zur Kellerei von Ametller und können nach dem Ende des Treffens gleich dableiben, denn das ist unser nächster Termin.
Zunächst aber kosten wir noch ein Muster aus 2008, Grenache mit ein wenig Cabernet Sauvignon aus dem Tank. Ein schöner, recht leichter Wein, der seine Malo grade beendet hat. Ein purer Spaß. Zum Trinken, nicht zur Anbetung gemacht.
Inzwischen habe ich den 2006er Maius und den 2007er Maius Assemblage in Ruhe verkostet, der 2006er ist noch einmal auch bei der nächsten großen Blindprobe dabei. Beide Weine haben mich so von ihrem Preis Genuss Verhältnis überzeugt, dass ich sie demnächst auch gern in meine Prioratführerselektion aufnehmen möchte.
Die Fotos in diesem Artikel stammen vom Berliner Fotografen Frank Korte.