Am letzten Samstag wurden die nächsten 6 Weine aus der 2004er Sammlung in Ulm und Coswig parallel geöffnet, Samstag und Sonntag wurde blind verkostet, ab Montag dann die offenen Nachverkostungen. Es war dieses Mal eine recht schwierige Runde, wir hatten zum Teil deutliche Flaschenvarianzen. So hatte Klaus Peter eine nicht überraschende Flasche vom Clot del Cirer, wogegen ich vielleicht eine Ausnahmeflasche dieses Weines hatte, die sich über alle Tage grandios präsentierte, wie ich es bislang auch nicht von diesem Wein kannte…
Beim Clos Severi hatte Klaus-Peter zunächst einen Vollkork und dann mußte er sich mit einer suboptimalen Flasche zufieden geben, während ich erneut eine Flasche hatte, nach der ich am Tanzen war.
Dafür aber brauchte mein Espectacle vier Tage, um annähernd auf Touren zu kommen. Anfänglich sehr verschlossen – das zog den Schnitt bei mir arg nach unten – Klaus-Peter dagegen hatte eine Flasche, die von Beginn an Top war.
Hier zunächst die drei Weine mit der niedrigeren Bewertung in dieser Teilprobe:
Ainat; Clot del Cirer; Priorat – La Morera de Montsant; 2004 rot;
14°
Tag 1 (blind):Dunkles Kardinalsrot, an dem Richelieu seine Freude gehabt hätte. Eröffnet sofort mit einem hellen Glockenspiel aus Porzellan, sündig anspringend offene Nase, dunkle Kirschen an einem trockenem Kräutersud (eher Medizin-Essenz als Likör), es wabert wie in einem Hexenkessel. Wirkt dabei kühl und etwas grenachelastig. Ganz tief. Am Gaumen zunächst leicht wirkend, aber Vorsicht, er beherrscht Karate und Judo. Schnittige Mineralik und wird beim langen Schlürfen am Gaumen immer voller. Hat etwas Geheimnisvolles und wieder kommt das Glockenspiel zurück. Dabei gänzlich kühl, kantig und trocken wirkend. Äußerst interessant. Schöne Länge. Vermutung: Clot del Cirer, aber dann aus einer Top-Flasche. 95+/100 Th.
Tiefes, dichtes, dunkles Rot. Feine, elegante Nase, die sich mit Luft schnell öffnet, dann betörende rote Früchte, kandierte Kirschen und ganz feine schiefrige Mineralik. Verändert sich mit mehr Luft, schwarze Oliventapenade, würzig. Großartig! Am Gaumen frisch, Kräuter, wenig Frucht, feine Säure, ganz feines Tannin, bleibt schön am Gaumen haften. Die Nase verspricht etwas mehr als der Gaumen hält. Für einen Priorato eher schlanker Wein. Clot del Cirer? 91 VP
Tag 2 (blind): Immer noch die total offene, irre Kräutersudnase, sehr anspringend und dicht, in verrückter Art komplex und vielschichtig. Am Gaumen ein Schieferblock, extem mineralisch, aber alles andere als karger Fels, hier blühen jede Menge Kräuter und Blumen, dazu wachsen wilde Himbeeren. Nach wie vor schnittig und kantig, nicht all zu füllig vom Körper her, aber mit Muskeln und von schöner Länge. Kein Konsenzwein, dazu ist er zu schräg, aber in dieer Flasche hier begeisternd. Unverändert zum ersten Tag. 95+/100 Th.
Wunderbar mineralische Nase, frisch und betörend. Am Gaumen heute ein eher karger Eindruck, null Frucht, etwas Kräuter, feine Würze, insgesamt etwas eindimensional. Als Essensbegleiter sicher in Ordnung, solo getrunken nicht der große Spaß. 88 VP
Tag 3: Unverändert zu Tag 2, noch immer duftig und kräuterwürzig und sehr schön zu trinken. 95/100 Th. Großer Wein.
Die Nase wie an den beiden Vortagen tadellos, dicht, sehr mineralisch geprägt, feine Kräuter. Am Gaumen sehr schlank, präsente Säure, schön zu trinken, feiner Nachhall. Dank der wirklich sehr schönen mineralischen Nase. 89 VP
Tag 5: Im Kern des Charakters des Weines unverändert, aber weniger üppig und „braver“, aber immer noch unerwartet gut. 94/100 Th. Exzellenter Wein.
Unverändert sehr schöne Nase, aber der Gaumen kann da nicht ganz mithalten. Guter Trinkfluss. 89 VP
(09/2014)
95+, 95+, 95, 94 = 94,75++/100 Th. = 95/100 Th. Großer Wein.
91, 88, 89, 89 = 89,25/100 VP = 89/100 VP
92++/100 = 92/100
Agricola Baix Priorat Els Guiamets; Isis; Montsant – Els Guiamets; 2004 rot;
14°; Syrah, Grenache, Carignan & Cabernet Sauvignon; 12 Monate im französschen und amerikanischen Eichenfass ausgebaut; 16.000 Flaschen
Tag 1 (blind): Dunkles Schwarzrot mit ganz leicht bräunlichem Rand, in der Nase noch leicht verhaltene dunkle Aromatik, Brombeere trifft Tannenwald nach dem Regen. Am Gaumen glasklarer Kirschsaft, dann auch Waldfrüchte mit Schlehe, Vogelbeere und Holunder, mit Steinstaub, fast beißende Mineralik, extreme Frische am Gaumen, am Gaumen wie ein Kern, der sich immer mehr aufbläst und dann den Gaumen komplett auskleidet. Nobel und lang. Assoziiert auch am Gaumen einen Spaziergang durch den Wald nach einem kühlen Sommerregen. Ich vermute den Isis. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.
Auch hier fast blickdichtes tiefes Rot, schon leicht ins Schwarze gehend. Betörende Nase, ein Mix aus roten und schwarzen Beeren, feine Barrique-Noten, ein Hauch Minze. Dreht mit mehr Luft von Minute zu Minute auf, wandelt sich stetig und lässt den Gaumen wässern. Am Gaumen dicht, vielschichtig, zupackende Frucht, Kräuter, Mandeln, feine Säure, ein feiner Tanninteppich saugt sich am Gaumen fest, langanhaltender Abgang. 93 VP
Tag 2 (blind): Offene Nase, heute neben dem immer noch an der Nase vorherrschendem Wald-Thema auch erste Reifeanzeichen.Moos und Waldpilze ergänzen die Nasenassoziationen. Am Gaumen dann weniger frisch als am ersten Tag, aber voll in der Aromatik und eine leichte likörige Schärfe, allerdings ohne jegliche Süße dazu. Weniger trinkig und eher nach guten einem Essen rufend. 91/100 Th. Sehr Guter Wein.
Recht reife Nase, dichte Frucht, feine Mineralik, dunkle Schokolade, betörend. Am Gaumen reife schwarze Frucht, feiner Extrakt, schöne Würze, langer Nachhall. 93 VP
Tag 3: Nicht ganz offene Nase, am Gaumen aber wieder so gut wie am ersten Tag, die likörigen und ersten reifen Noten sind wieder weg, der Wein wirkt wieder jünger und sehr harmonisch. 93/100 Th. Exzellenter Wein.
Reife Nase, dichter Fruchtmix aus roten und schwarzen Früchten, Kirschschokokuchen, weihnachtliche Würze, sehr animierend. Was mich sehr überrascht und begeistert ist die betörende Mineralik. Sehr dicht und betörend am Gaumen, Fruchtsüße gut durch die Säure gepuffert, Vollmilchschokolade, bleibt sehr schön am Gaumen haften. Begeistert mich. 93 VP
Tag 5: Unverändert zum Tag 3, fast noch ein wenig offener in der Nase. Ausgewogen und harmonisch. 93/100 Th. Exzellenter Wein.
Sehr reife, dichte Nase mit schwarzer Frucht, dann Kirsche und Schiefer. Am Gaumen dicht, elegant, vielschichtig mit Ecken und Kanten, gefällt mir sehr gut. Bleibt sehr schön am Gaumen haften und hat einen sehr langen Abgang. 93 VP
(09/2014)
93+, 91, 93, 93 = 92,5+/100 Th. = 93/100 Th. Exzellenter Wein.
93, 93, 93, 93 = 93/100 VP = 93/100 VP
92,75+/100 = 93/100
Mas Garrian; Clos Severí; Priorat – El Molar; 2004 rot;
15°; 10.044 Flaschen
Tag 1 (blind): Dunkles Rot bis Schwarzrot. Eine verführende Romannase, die von der Liebe erzählt. Tief, vielschichtig und wandelbar, macht Gänsehaut. Sehr vielschichtig auch am Gaumen, auch hier sanft, aber auch mit viel Druck, komplexe Aromenpalette, tolle Länge. Frisch und kühl, anfangs am Gaumen auch leicht wirkend, aber mit dem Schlürfen kommt die Fülle. Sehr rassig. Nahe der Perfektion, aber noch nicht ganz bereit dafür. Dennoch sehr beeindruckend. Sollte sicher der L´ Espectacle sein. 99+/100 Th. Weltklassewein.
Dichtes Schwarzrot! Betörend fruchtige Nase, dicht, Klebstoff, Schnüffelstoff :-), verfliegt mit etwas Zeit und dreht insgesamt dann mächtig auf. Am Gaumen dicht, feine Frucht, mineralisch, schöne Länge. 92 VP
Tag 2 (blind): Nase nicht 100%ig offen, aber tief und vielschichtig, Kommt mit Luft im Glas wieder ins Erzählen. Liebe in schwarzrot… – sanft, sinnlich, aber mit fester Umarmung und Leidenschaft am Gaumen. Erotica. Frisch im Antrunk, eine Knallermineralik, die sich heute etwas in den Vordergrund drängt. Dann aber auch eine sehr komplexe Aromatik, hier heute auch kräuterige und würzige Noten neben den schwarzen Früchten und dazu eine tolle Länge. Aber nicht so überragend wie an Tag 1. Auf Weltklasseniveau aber bleiben wir dennoch. 97/100 Th. Weltklassewein.
Zunächst wieder neben der schönen Frucht diese Klebstoffnote, die mit Luft aber weitestgehend verschwindet. Am Gaumen ein Korb voll reifer roter Kirschen, likörig, etwas alkoholisch, schöne Schiefermineralik. Könnte evtl. eine nicht ganz optimale Flasche vom Clos Severi sein? Schöner Extrakt im Abgang, der lange haften bleibt. 89 VP
Tag 3: Unverändert zum Tag 2. Eine Flasche, die so gut ist, wie ich es von diesem Wein gewohnt bin. Leider zeigt die extreme Flaschenvarianz bei Klaus-Peter, dass es auch Ausnahmen gibt. Bei meiner Flasche jedoch stimmt alles, die betörende tiefe Nase bis hin zum wieder etwas harmonischeren Gaumeneindrück (weniger präsente Mineralik, kräuterige Noten wieder eher im Hintergrund) Es bleibt wie am 2. Tag bei 97/100 Th. Weltklassewein.
Völlig abgedrehte Nase, Ich kann mir heute nicht helfen, aber irgendwie passt diese Klebstoffnase zur Mineralität und der dichten Frucht. Am Gaumen heute sehr wild, Frucht und Säure liefern sich ein Duell, sehr faszinierend. Diese Flasche eignet sich sicher nur für Priorat-Verrückte wie mich, aber ich weiß, was der Wein normalerweise kann, schade für die Gesamtwertung, dass ich ihn runterziehen muss. Wild and wonderful, für diese Flasche deshalb 90 VP.
Tag 5: Weniger tief und aufwühlend wie in den letzten Tagen, aber immer noch groß. Noch immer sehr gut zu trinken. 95/100 Th. Großer Wein.
Sehr beeindruckende dichte und tiefe Schiefer-Nase, heute ganz wenig Klebstoff. Am Gaumen heute sehr sanft, ein Korb voller Kirschen, Säure etwas ungestüm, hat sich insgesamt aber verbessert. 91 VP
(09/2014)
99+, 97, 97, 95 = 97+/100 Th. = 97/100 Th. Weltklassewein.
92, 89, 90, 91 = 90,5/100 VP = 91/100 VP
93,75+/100 = 94/100
Diesen Wein habe ich noch mal für meine Prioratführerselektion nachgeholt, nachdem er wieder einmal fast alle gewesen wäre.
Preis pro Flasche (incl. 19% MwSt.) 22,00 €
Netto 18,49 € 29,33 €/l.