Ramon Alzamora und sein Vater erwarten uns im Keller in Cornudella, mitten im alten Dorf. Das ca. 400 Jahre alte Haus war früher eine Bäckerei.
Die Familie besitzt zwei eigene Weinbergslagen, deren Trauben lange Zeit an die Kooperative geliefert wurden.
Ramon Alzamora hängte für das Vinifizieren eigener Weine sogar seinen ersten Beruf, den eines Zahntechnikers, an den Nagel und kehrte 1999 aus Barcelona nach Cornudella zurück. Seitdem gibt es den Corbatera, benannt nach der gleichnamigen Lage in der Nähe des Dorfes Cornudella. Die knapp 2000 Flaschen dieses Weines der DO Montsant sind in aller Regel schnell ausverkauft, vor allem seit der 2004er durch Robert Parker höhere Weihen erhielt.
Eine zweite Parzelle, rings um die Ruine des Hauses Mas de la Abella in Richtung La Morera gelegen, gehört zur DOQ Priorat und seit 2002 wird hieraus der Abellars vinifiziert. Anfänglich wurde der Wein im Keller von Cartoixa de Montsalvat in La Vilella Alta bereitet, inzwischen hat man die Keller des Mas de la Abella restauriert und vinifiziert quasi vor Ort direkt imWeinberg.
Wir kosten den 2006er Abellars, ein fast schon zärtlicher Wein mit einer schönen Frische und einer tollen Balance, der mir besser als der 2005er und fast so gut wie der 2004er gefällt.
Dennoch, die 96 Parkerpunkte für den 2004er konnte ich bislang noch nicht nachvollziehen, meine Bewertung liegt hier etwa 2, 3 Pünktchen niedriger. Alles in allem ein sehr schöner, gar exzellenter Wein – den man in Cornudella im Lebensmittelladen nach wie vor zu irgendwas um die 16 € bekommt – dieser Preis lädt eigentlich doch mal zum Kauf ein, ich weiß selber nicht, warum ich es bislang doch immer nicht getan habe…
In Deutschland hingegen wird der Wein auch angeboten, allerdings mit einem mir all zu deutlichen Parker-Punkte-Bonus.
Spannend wird es, als Ramon Alzamora beginnt, verschiedene Fassproben zu ziehen. Hier lernen wir den Einfluss des Holzes der verschiedenen Barriques auf den Wein kennen. Die Trauben werden zwar separat vinifiziert, es wird aber dann vor der Füllung der Barriques bereits verschnitten, d.h. in die Barriques kommt jeweils derselbe Wein.
Erstaunlich wie unterschiedlich dann derselbe Wein aus den unterschiedlichsten Fässern schmeckt, die Alzamoras arbeiten mit rumänischer und ungarischer Eiche ebenso wie mit französischer und amerikanischer, hinzu kommen verschiedene Toastungsgrade und, aber auch „Water Brand“ – Fässer in den Größen 225 und 300 l. Gearbeitet wird mit erster und zweiter Belegung der Fässer.
Wir probieren den 2007er Wein aus zentraleuropäischer Eiche (2. Belegung, Water Brand): eine gute Frucht und florale Noten mischen sich, der Wein ist offen und etwas adstringierend, aber keinesfalls aggressiv. Durch die Säure eine schöne Frische.
Dann dasselbe aus neuem französischen Holz (Water Brand) – hier zeigt sich der Wein nobel mit einem deutlich süßeren Eindruck und softem, fast seidigen Tannin.
Ein hart getoastetes Fass amerikanischer Eiche in erster Belegung zeigt den Wein ebenfalls fruchtig-süß, fast noch üppiger, aber auch sehr holzbetont und mit einer typischen Kokosnote.
Zum Schluß das beste Fass: französisches neues Holz, medium getoastet plus Water Brand – hier haben wir die animierendste Nase, der Wein ist wahrlich sexy und zeigt sich in großer offenheit – hüllenlos quasi. Am liebsten das Fass rausrollen und verladen… – aber es wird dann vor der Flaschenabfüllung natürlich mit allen anderen gelungenen Fässern verschnitten.
Ramon Alzamora zählt zu den eher stillen Winzern, die kaum Rummel um sich machen, aber Jahr für Jahr verläßliche Weine zu einem vor Ort sehr fairen Preis machen.
Ebenso sehr sympathisch ist aber auch Vater Alzmora, der sich mit 68 Jahren entschied, sich mit seinem Sohn als Winzer selbstständig zu machen. Dass er hier im Februar 2008 bereits 78 Jahre alt ist, sieht man ihm keinesfalls an. Und noch immer ist er fleißig bei allen anfallenden Arbeiten dabei.
Ein sehr schöner und herzlicher Besuch für uns – und Frank Korte machte hier erneut eine wunderschöne Fotostrecke für den Prioratführer, von denen ich einige jetzt hier ausgewählt habe, um diesen Artikel aufzuwerten.