Während des langen Wartens auf die neuen Weine konnte ich einen weiteren Erzeuger aus Gratallops für den Prioratführer komplett überarbeiten. Hier gab es viel zu tun, denn die Umstellung der Betriebsphilosophie auf die neuen Vi de Vilas machten eine komplette Neufassung des Informationstextes nötig.
Marc Ripoll erläuterte uns beim Besuch vor Ort im Mai seine Sicht auf Terroir und die Umgestaltung des Priorats im Sinne einer Art burgundischer Qualitätspyramide. Im Priorat gibt es nunmehr die Vi de Vilas als höherwertige territoriale Eingrenzung – ähnlich den Villages im Burgund. Weine, die sich Vi de Vila nennen wollen, dürfen zum Einen nur aus Reben aus dem Territorium dieser geografischen Einheit entstehen und sie müssen zum Anderen einen Mindestanteil an Grenache und / oder Carignan enthalten.
Dabei standen am Anfang umfangreiche Verkostungsserien, die zum Ziel hatten, verbindende charakterliche Eigenschaften bestimmter Weine einer geografischen Einheit zu finden und diese dann zusammenzufassen. Die Grenzen der Vi de Vila Gebiete stimmen somit also nicht überein mit den Gemarkungsgrenzen der Dörfer als politische Einheit.
Marc Ripoll ist einer der führenden „Terroiristen“ im Priorat und er ist über die Entwicklung froh, denn sie bedeutet qualitativ einen weiteren Schritt nach vorn. Er sieht in der Findung der Vi de Vilas keine kommerzielle Geschichte zum Ankurbeln des Verkaufs, sondern die Verwirklichung des Ausdrucks von Terroir im besten Sinne.
Die nächste Hierarchiestufe sind nun die Einzellagenweine – Single Vineyards – Cru´s. Auch hier muss es nach Marc Ripoll dabei um die Wertschätzung dieser besonderen Lage – oft ein historischer Weinberg mit einem Bestand an alten Reben gehen. Diese besonderen Schätze, die den Reiz und die Größe des Priorats ausmachen, gehören extra ausgebaut und auf das Etikett gehört der Lagenname (in größter Schrift) anstelle eines Phantasienamens. Er demonstriert dies eindrücklich selbst mit seinen neuen Weinen bis hin zum Spitzenwein aus der Einzellage Roncavall
Für Marc Ripoll ist das Priorat zu klein und aufgrund der gebirgigen Struktur zu ungeeignet für Massenwein – das Priorat hat keine Chance, sich ernsthaft über die Billigschiene zu definieren, man kann hier keine kommerziellen Weine erzeugen, denn das geben weder Menge noch Ausweitungspotential her. Die Zeit der großen Investoren, die die Berge „verschoben“ haben, sollte vorbei sein, die massenhafte Landschaftsumgestaltung war vielleicht auch ein Irrweg – auch das haben die vielen jungen Erneuerer und auch die Pioniere erkannt – es gehe vielmehr um das Bewahren – auch des ökologischen Gleichgewichts.
Biodiversität wird inzwischen größer geschrieben als Landschaftsveränderung im Sinne billigerer Bewirtschaftung. Die Berge kehren zurück, wie wir es erst kürzlich bei Mas Martinet erleben konnten.
Das Priorat hat einzigartiges Terroir für den spanischen Weinbau, ja, es ist sogar weltweit „unique“. Da die Kommerzialisierung und der Massenweinbau nicht gehen, ist der einzig gangbare Weg die Qualität – das Priorat muss sich auf das konzentrieren, wofür es grade dabei ist, wieder berühmt zu werden – Spitzenweine zu erzeugen. Auch wenn diese nicht für jedermann erhältlich sind, weil es zu wenig davon gibt.
Aber auch die kleinen verfügbaren Mengen in Verbindung mit höchster Qualität – das und genau das ist das Priorat – Prestige. Man muss stolz darauf sein, einige Flaschen Prioratwein im Keller zu haben, haben zu dürfen – und sie müssen zu den Besten des Kellers gehören, die Qualität des Weines muss das Prestige der Rarität bestätigen.
In disem Sinne ist es auch zu verstehen, wenn der Weg dahin führen wird, wie ich es so langsam ansatzweise erlebe. Sehr gute und große Weine kann man kaufen – die Besten jedoch werden immer öfter zugeteilt…
Neben diesem Exkurs gab es noch ein zweites neues Engagement von Marc Ripoll einzuarbeiten – seine spezielle Art, Besucher seines Weingutes das Priorat entdecken zu lassen – nämlich statt mit dem Geländewagen geht es bei ihm mit E-Bikes in die Weinberge. Damit leistet er einen wesentlichen Beitrag auch im sich gerade neu entwickelndes Prioratwein-Tourismus.
Im September habe ich mit zwei Weinnasen dieses Angebot getestet und kann es nur weiterempfehlen. Da wir zu dritt auf unserer E-Bike Tour auch jede Menge Fotos gemacht haben, ist die Prioratführerdatei zum Erzeuger Celler Ripoll Sans erheblich „angeschwollen“.
Die neue PDF – Datei mit komplett überarbeitetem Infotext und der Aufnahme einer neuen Verkostungsnotiz und etlicher neuer Bilder umfasst jezt 33 Seiten. 7 Weine sind besprochen und insgesamt 41 Bilder bringen uns den Erzuger auch visuell näher.
Das PDF ist bereits wieder aktualisiert worden…