Zu Zeiten, als das Gelände noch Cal Grau hieß, blieb uns ein Besuch verwehrt, die Priorat-Kellerei des spanischen Giganten Osborne lehnte seinerzeit alle Besuchsnachfragen ab.
Als einer der ersten Krisenverlierer mußte Osborne jedoch das Anwesen aufgeben, zu schlecht liefen die Geschäfte mit den Weinen, die, so wir sie verkosten konnten, sich qualitativ im unteren Drittel dessen fanden, was es im Priorat so ins Glas gab. Zu hoch die Belastungen für den neu angelegten Weinberg und vor allem für die super – prunkvolle und moderne Kellerei, bei der man an nichts gespart hatte.
Zur selben Zeit ergab es sich, dass Agnès de Cervera mit ersten Weinen auf den Markt kamen – und sie suchten händeringend einen Keller. Ich hatte meinen ersten Kontakt mit Agnès de Cervera zur Vinisud 2010 in Montpellier und sofort blieb etwas haften, nämlich sympathische Leute, die zwar nicht an die Weltklasse strebten, aber die Prioratwein im optimalen Preis-Genuss-Verhältnis machen wollten…
Als ich dem Önologen vorgestellt wurde, war es ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten. Francesc Vernet, kurz genannt Fran, kenne ich lange Zeiten – damals arbeitete er noch für Mas Igneus…
Nun war es in diesem Jahr ganz schnell klar, dass ein Besuchstermin her muss – wir trafen uns zur Weißweinverkostung und sofort wurde ein Termin gefunden…
Im Ergebnis dessen kann ich nun eine komplett überarbeitete Seite zu Agnès de Cervera anbieten. Das PDF mit Stand 14.10.2013 enthält auf insgesamt 21 Seiten nunmehr die Verkostungsnotizen zu 7 Weinen seit dem Erstlingsjahrgang 2008. Auch der Informationstext wurde entsprechend aktualisiert und insgesamt 21 Fotos bereichern die Seite.
Sie kann hier herunter geladen werden:
El Molar – Agnès de Cervera
Beim Besuch entdeckten wir auch die Kisten und Fässer des 2012er La Cartuja und fragten natürlich nach, was es mit dem Nachfolgeprojekt von Osborne auf sich hat – somit können wir auch die Seite dazu inhaltlich etwas ausbauen, auch wenn wir diesen Wein nicht kosten konnten. Informationen dazu gab es jedoch von kompetenter Stelle.
Auch sprachen wir mit Fran über die Philosophie von Agnès de Cervera, über die Kompliziertheit des 2012er Jahrganges, was die klimatischen Rahmenbedingungen anging – immerhin bekamen wir hier den ersten in Flaschen gefüllten Roten aus diesem Jahrgang ins Glas. Fran hat diesen neuen Basiswein hervorragend gemeistert, insgesamt aber setzt er erstmal deutlich mehr auf 2011 als großes Jahr.
Wir entdecken zwei spezielle Grenache – Fässer zu je 320 l, die man weiter beobachten wird. Eventuell ergeben sie eine Art bestes Fass-Auslese, eigentlich sind sie Fran für den bisherigen Spitzenwein Kalos zu gut…
Fran meint, dass die Aromen der Grenache und auch der Syrah hier im Raum El Molar zu delikat für einen üppigen Umgang mit neuem Holz sind, daher ist der Holzeinsatz hier vorsichtig reduziert worden, man verwendet Fässer mit mindestens 300 l Inhalt, häufiger aber sogar 500 l Fässer.
Auch wenn Cal Grau zu den großen Verlierern der Wirtschaftskrise in Spanien gehört, für einen symbolischen Euro bekam man das luxuriös anmutende Anwesen nicht, Osborne nahm auch die gesamte maschinelle und technische Ausstattung vor der Übergabe raus, lediglich die Abfüll- und Etikettieranlage durfte Agnès de Cervera übernehmen.
Insgesamt wurde aber ein Kompromiss gefunden, der für alle Seiten befriedigend ist, Osborne kann weiterhin einen Prioratwein herausgeben und Agnès de Cervera hat eine wunderbare Weinbergs und Kelleranlage bekommen.