Am Sonnabend mit Norbert und Wera stand zunächst ein Ausflug nach Quedlinburg und Westerhausen auf dem Programm. Wir besuchten den Weinberg am Westerhäuser Königstein und den dazugehörigen Winzer Matthias Kirmann, der unter anderem einige frisch gefüllte 2010er aus dem nördlichen Vorharz präsentierte. Ein schwieriger Jahrgang, den er mit durchaus leichteren Weinen als gewöhnlich dennoch gut gemeistert hat. Zusätzlich gab es auch den einen oder anderen älteren Wein aus seinem Weinberg.
Dann gab es mit Quedlinburg hochrangige Kultur – ein ausgiebiger Spaziergang durch das historische Zentrum der Fachwerkstadt macht natürlich auch Durst – und so gab es am 2. Abend in Bernburg zunächst vor der Nachverkostung der 1998er zwei einfachere Prioratweine aus meiner Selektion.
Der Billo 2008 von Blai Ferré I Just präsentierte sich sehr straight mit sehr guten 90+/100 Th., der daran anschließende Vall Por 2004 von Sangenis I Vaque zeigte eine betörend schöne Nase – typisch Porrera mit all seiner Würze, einer dunklen Frucht und Kaffee. Der Wein macht im Laufe der Zeit immer weiter auf. Derzeit exzellente 93+/100 Th.
Beide Weine sind nach wie vor über meine Prioratführerselektion erhältlich (14 € Billo, 18 € Vall Por).
Auch Norbert hatte noch einen weiteren Überraschungswein im Gepäck, den wir noch vor den 1998ern tranken.
Bodegas Tanajara; Tanajara; El Hierro; 2007 rot
Recht helle Farbe, eine offene, sehr würzige Nase und am Gaumen ein explosives Gemisch aus Pfeffer und Erdbeere, dazu eine Mineralik, die mich vermuten lässt, dass dieser Wein von vulkanischen Böden stammt. Auf die Insel El Hierro wäre ich nicht gekommen – mein erster Wein von dort!, aber die Kanaren an sich waren mir schon bei der Blindprobe in den Sinn gekommen. Sehr gute 92/100 Th.
Auch in der Nachverkostung ein spannender Wein, wobei die pfeffrige Würze ab- und der Erdbeerton zunahm. An den Folgetagen unverändert.
Zu den am Vortag geöffneten Weinen habe ich ja in den vorigen Postings bereits geschrieben. Bleibt nur noch ein Fazit zum Prioratjahrgang 1998:
Die Weine zeigten sich insgesamt in einer sehr schönen Verfassung, erstaunlich fit die kleineren (immer noch zu trinken!) und durchaus ansprechend auch die größeren (trinken oder aufheben). Nicht eine Flasche enttäuschte, alle bewegten sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Erwartungen. Der Tirant und der Vall Llach lösten Emotionen aus, der Gran Clos zeigte sich sehr souverän.
Der Jahrgang ist tatsächlich als exzellent einzustufen, die Weine waren noch teilweise mit erstaunlichen Reserven ausgestattet. Wenn man bedenkt, wie wenige Weingüter und auch Weine es damals im Vergleich zu heute erst gab, dann darf man die kleine Probe schon als ein klein wenig repräsentativ ansehen.
Wir hatten jedenfalls jede Menge Spaß mit diesen Weinen. Und ich bin froh darüber, noch den einen oder anderen Wein aus diesem Jahrgang in Reserve zu haben… Wir haben uns das Ziel gesteckt, 2021 noch eine kleine Probe zu diesem Jahrgang zu machen, eine weitere Flasche Vall Llach (und auch Tirant und Cims) ist noch da.