Es ist Dienstag, der 26.11.2013 und wir sind unterwegs zu Norbert und Wera Kreutzer nach Oberhausen. Das Wetter ist zunächst noch sehr freundlich – Sonnenschein, aber kalt. Irgendwann hinter Hannover verschlechtert es sich und als es kurz vorm Ruhrpott besser wird, ist es auch gleich dunkel. Dieses Mal finde ich mich super nach Oberhausen rein und pünktlich nehmen wir Platz an Kreutzers gastfreundlichem Tisch. Wie schön, dass es einige Weinfreunde geschafft haben, sich auch unter der Woche für einen grandiosen Weinabend frei zu machen.
Jeder brachte dabei einige interessante Weine mit und Norbert hatte die Aufgabe, alles zu einer Probe zu arrangieren.
Norbert und Wera waren letztes Jahr bei ihrer Tour ins Priorat mit mir auch bei Ficaria Vins und mir blieben die leuchtenden Augen in Erinnerung, mit denen beide an der oberen Pater – Parzelle standen. So begeistert waren sie, dass sie sich wünschten, diesen Winzer auch einmal bei sich zu Gast zu haben. Und diesen Wunsch erfüllen wir nun.
Was für ein grandioser Abend mit vielen großen Weinen – denkwürdig und in Erinnerung bleibend…
Es geht gleich mit einem Feuerwerk spannender Weißweine los und auch die ersten Roten hängen die Messlatte sehr hoch:
Schloss Gobelsburg; Kammerner Lamm Grüner Veltliner; Kamptal; 2006 weiß;
Offen, ausgewogen mit exotischer Frucht, etwas schwer, aber rund und bei allem Fett gut zu trinken. Blind war ich auch eher an der Rhône unterwegs, aber da ich weiß, dass man so was bei Norbert im Keller eigentlich vergeblich sucht, war ich etwas verwirrt – bei Norbert denke ich eher an Riesling und das wäre, wenn, dann ein sehr untypischer Riesling… Auf Grüner Veltliner konnte ich nicht kommen, weil ich mich damit bislang kaum auseinander gesetzt hatte – und das wenige, hatte mir wegen des alkoholischen Touch´s nicht gefallen. Somit mein bislang bestes GV – Erlebnis. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.
Wittmann; Westhofener Morstein Riesling GG; Rheinhessen; 2002 weiß;
Wunderbare Balance, von feiner Säure getragene Frucht, dicht, vielschichtig und groß. Steine und große Klarheit und Rasse. Noch lange nicht am Ende. 95+/100 Th. Großer Wein.
Keller; Westhofener Morstein Riesling GG; Rheinhessen; 2003 weiß;
Herrlich offen, intensiv und vielschichtig. Wirkt auf mich süßer, zugleich aber gepuffert durch ein gefühltes Mehr an Säure, so dass eine beste Balance entsteht. Explosiv am Gaumen und für den Jahrgang herrlich frisch. Denkwürdiges Riesling – Erlebnis und für mich einer der besten Rieslinge bislang in meinem Glas – gut, ich trinke ja auch nicht ständig welche… 97+/100 Th. Weltklassewein.
Künstler; Hochheimer Hölle Riesling EG; Rheingau; 2005 weiß;
Verblasst nach den Weinen zuvor leider. Noch recht verschlossen in der Nase, aber am Gaumen wirkt er viel reifer sls die vorigen Weine, weniger Spiel und für mich etwas unbalanciert. Eine bonbonhafte Süße trifft auf knallende Säure… Nicht mein Wein, obwohl ich versuche, ihm noch das Beste abzugewinnen. 91/100 Th. Sehr guter Wein.
Dann wird es rot…
Domaine Harmand-Geoffrey; Mazis-Chambertin; Mazis – Chambertin Grand Cru; 2000 rot;
Sehr präsentes, üppiges Nasentier. Mit kühler Noblesse und Kräuternoten am Gaumen. Blind war ich an der nördlichen Rhône unterwegs und als Jens fragte, ob das kein Burgunder sein könnte, mußte ich einwerfen – „sollte ich mir dazu einen Burgunder vorstellen müssen, dann einen von ganz oben, einen richtig großen… Und Norbert wird doch nicht mit einem Burgunder Grand Cru eröffnen…“
Ich hab Norbert unterschätzt – er hat mit einem Burgunder Grand Cru eröffnet.
95+/100 Th. Großer Wein.
Domaine du Pegau; Cuvée Réservée ; Chateauneuf du Pape; 2000 rot;
Ebenfalls kräuterwürzig, viel Druck am Gaumen und noch recht viel Tannin, alles sehr rund, nobel und ebenfalls recht kühl wirkend. Macht viel Spaß und zeigt ebenfalls Größe. Wir steigern uns trotz hoher Messlatte am Start. 96+/100 Th. Großer Wein.
Jérôme Bressy; Domaine Gourt de Mautens; Côtes du Rhône Villages Rasteau; 2000 rot;
Gedanklich ging ich oft mit diesem Wein schwanger, leider landete er dennoch nie in meinem Keller. Umso dankbarer war ich jetzt, mal davon trinken zu können. Süße, reife Frucht, dicht, es dominieren Schwarzkirschen. Wirkt noch recht jung und erinnert in der Mineralik fast an Llicorella – Noten, blind hätte er auch ein Priorat-Etikett tragen dürfen. Großes Kino. 97+/100 Th. Weltklassewein.
Es folgen die Weine von Jaume…