Ausschlafen ist angesagt. Nach dem Frühstück und ein paar kleinen notwendigen Arbeiten fahren wir zum Jessener Weingut Hanke. Der Jessener Weinberg ist ein historischer Weinberg, der schon zu Zeiten Luthers bewirtschaftet wurde und der auch den Sozialismus überlebt hat. Damals wurden die Trauben nach Meissen gegeben – allerdings machte man daraus auch eigene Jessener Weine, die damals als Geschenk und Rarität gesucht waren. Ich hatte mehrfach das Vergnügen, auch schon zu DDR-Zeiten mal einen Jessener Wein trinken zu dürfen.
Nach der Wende machte sich die Familie Hanke selbständig und gilt seither als nördlichster Qualitätsweinbaubetrieb Deutschlands. Die Weine können sich durchaus sehen lassen, ich habe schon seit langer Zeit immer wieder gern einmal was von Hanke getrunken – aufmerksam geworden bin ich seinerzeit durch einen phantastischen 1998er Schwarzriesling.
Wir werden bereits erwartet und nach kurzer „Aufwärmphase“ kommen die beiden Winzer miteinander ins Gespräch – meine Aufgabe ist die Sprachmittlerei.
Gegen Ficaria Vins ist das Weingut Hanke zwar fast ein Großbetrieb, aber es finden sich genug Ansatzpunkte für interessante Gespräche. Beeindruckt ist Jaume auch davon, das es hier über 60 Jahre alte Riesling-Reben gibt, eine Flasche davon und auch ein Eiswein müssen mit nach Katalonien.
Auf dem Rückweg machen wir Halt in der sehenswerten Lutherstadt Wittenberg. Derzeit gleicht die Stadt zwar einer einzigen Großbaustelle – man bereitet sich auf 500 Jahre Reformation vor – und wir müssen gleich wieder an Oberhausens Gasometer denken… Ist die imposante Verhüllung des Schloßkirchenturmes ein weiteres Christo – Werk? Nein, wohl nur das einer x-beliebigen Baufirma, die hier restauriert…
Auf dem Weihnachtsmarkt essen wir Grünkohl als typisches deutsches Weihnachtsgericht, einen Glühwein hingegen möchte Jaume besser nicht probieren, nachdem ich ihm erzählte, was man da so landläufig erhält.
Am Abend kommen Coswiger Freunde zu Besuch und wir trinken die in Oberhausen geöffneten Flaschen von Ficaria Vins aus – die Weine präsentieren sich alle deutlich besser als am Dienstag, was uns dazu veranlassen wird, die Flaschen der Probe für den Samstag bereits am Freitag morgen doppelt zu dekantieren.
Zum Essen gibt es dann den weißen 2011er Matraketa von Jaume. Ganz oben im Èlia – Wienberg stehen dafür die noch ganz jungen Grenache – Blanc – Reben. Im Erstlingsjahrgang gab es deutlich weniger als 300 Flaschen. Ein paar davon gab es auch für die Prioratführerselektion und ganz wenige Restflaschen davon gibt es noch… Der Wein präsentiert sich sehr frisch und fruchtbetont, aber auch ohne die Tiefe und Komplexität der Weine aus alten Reben. Sehr guter Trinkfluß. 91+/100 Th. Sehr guter Wein.
Nur noch 9 Flaschen im Bestand!
Preis pro Flasche (incl. 19% MwSt.) 14,00 €
Netto 11,76 € 18,67 €/l.
Außerdem gibt es noch einen 2008er Billo von Blai Ferré I Just, der sich ebenfalls exzellent präsentiert, die letzte Flasche, die ich davon noch im Bestand meiner Prioratführerselektion hatte, lässt sich Tesi darauf hin gleich mal zurück legen…
Später öffne ich als Betthupferl für Jaume und mich noch meien letzte Flasche der 2003er Traminer Beerenauslese vom Weingut Hanke. Ein durchaus beeindruckender Traminer – Süßwein, mit 16° Alkohol zwar schon sehr speziell, aber durch seine aromatische Komplexität exzellent, vielleicht sogar groß. Ich hab leider nichts weiter notiert dazu. Vielleicht ergänzt ja noch der eine oder andere, der am Freitag mit an der Flasche nuckeln durfte…