Einmal in die Alpen 2016, ein Reisetagebuch (10)

BY IN Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET

Sonntag

Ich hatte auf meinem Biwakplatz am Abend zuvor einen Deutschen getroffen, der sich bei mir nach dem Klettersteig von Le Chal erkundigte. Ich sagte ihm, dass ich den Steig bereits gemacht habe und erklärte ihm die Route, die ja im zweiten Teil äußerst sportlich wird.

Am Morgen – ich bin gerade fertig mit Frühstücken, da kommt er mit schwerem Rucksack des Weges – ich hatte mitbekommen, dass er einige Meter weiter vorn am Straßenrand im Auto übernachtet hatte.

Ich frage ihn, was er denn in seinem prall vollen Rucksack mitschleppe und erkläre ihm dann, dass es absolut nicht nötig sei, ein Seil mit zu schleppen, das sei unnütz und in den schweren Passagen sei ein so schwerer Rucksack eher hinderlich.

So geht er wieder zum Auto zurück, um seinen Rucksack doch noch etwas zu erleichtern, als er wieder vor mir steht, denke ich mir, es sei immer noch zu viel, was er da trage, aber naja.

Dafür mangelt es ihm an Ausrüstung, ohne Klettersteigset steht er vor mir mit bereits angelegtem Gurt – weder mit Klettersteig-Seilbremse noch einem modernen Set, nur mit einfachsten Seilschlingen sächsischer Art und einfachsten schmalen Schnappern will er auf diese Tour.

Auf seine bisherige Klettersteig – Erfahrung angesprochen, erklärt er mir, dass er bislang lediglich in Planfoy gewesen ist – nicht gerade die Referenz, wenn man in La Chal einsteigen will, ich kenne ja den schönen, aber deutlich einfacheren Steig  nahe St.-Ètienne auch, weiß das also einzuschätzen.

Ich melde arge Bedenken an, weise ihn auf die Risiken seines gesamten Tuns hin (zumal er alleine ist – vor ihm ist noch niemand hoch und weitere Leute sind noch nicht in Sicht) und rate ihm dringend, es zu überdenken und sich im Dorf unten wenigstens noch die nötige Ausrüstung zu leihen.

Vergeblich, ich kann ihn nicht davon abhalten, einzusteigen…

Ich hoffe, er ist heil durch gekommen…

Manch Einer  muß eben nur auf einem Ski und mit nur einem Stock die schwarze Piste runter…

 

Ich will unten in St.-Etienne-les-Cuines beim Intermarché gleich noch mal bei nur 1,219 € pro Liter nachtanken, aber dummerweise wird meine EC-Karte einmal mehr nicht akzeptiert. Es gehört auch in 2016 immer noch nicht zur Normalität, dass in Frankreich ausländische Karten angenommen werden, auch wenn immer mehr Supermärkte die Kassen einsparen. Also die altbewährte Variante, zum Glück spreche ich ja französisch… einen Franzosen bitten, auf seine Karte hin zu tanken und ihm das Geld dann bar geben… Meist klappt das auch recht gut, außer man gerät an jemand Fremdenfeindliches.

 

Ich mache dann einen Kulturstopp in St.-Jean-de-Maurienne, kaufe frischen Käse und mache einen Bummel durch die kleine Altstadt. Die Kathedrale ist zwar von außen sehr unscheinbar, bietet aber innen viele Kunstwerke, unter anderem ein reich geschnitztes Chorgestühl. Und auch der gotische Kreuzgang ist sehr schön anzuschauen.

Das Museum wäre zwar gratis, aber es ist leider Sonntags und an Feiertagen geschlossen, dafür aber ist das Parken überall in der Stadt an diesen Tagen kostenlos.

Die Stadt wirkt dennoch seltsam leergefegt, auch die Gaststätten sind überwiegend geschlossen.

Umso mehr ist dann weiter oben am Fort Sainte Thérèse los.

Es ist kaum ein Parkplatz zu finden, der dortige Fun-Kletterpark ist überfüllt, die lange Seilbahn, die schon mal reizen würde, geht nur mit langem Anstehen. 19 € für nur 2 Stunden finde ich angesichts dieser Menschenmassen sehr happig, zumal mit dem überall anstehen und warten und auch mit dem Rückmarsch von der langen Seilbahn viel Zeit verloren geht. Eigenes Material ist ebenso nicht erlaubt. Man muss also zeitig herkommen, um dann mit einer 25 € Tageskarte für dann den ganzen Tag ein akzeptables Preis-Leistungsverhältnis zu haben.

Ich widme mich daher ganz dem mir noch fehlenden Klettersteig der Klettersteig-Serie von Aussois – La Norma.

 

Im nächsten Kapitel des Tagebuches…

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