Einmal in die Alpen 2016, ein Reisetagebuch (11)

BY IN Essen und Trinken hält Leib und Seele beisammen, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET , ,

La Chemin des Vierges gehört zu den großen Klettersteigen im System der Klettersteige des Teufels von Aussois – Avrieux – La Norma.

Er ist mit Ausnahme der Kinderklettersteige am Fort Victor Emmanuel der Leichteste.

In den Beschreibungen ist er mit AD+ angegeben (Assez Difficile + = Mäßig schwierig+), mit dem Zusatz, das letzte Stück sei durchaus D+.

Man startet am Fort Marie Thérèse und geht den Schildern nach, Anfangs steht nur Via Ferrata da, dann ist auch der Weg zu unserem Steig direkt ausgeschildert, er ist blau markiert. Man kann wahlweise über die Steine im Bachbett queren oder schon mal über die Jungfrauenbrücke gehen, mit der dieser Steig dann endet.

Der Zugang zieht sich natürlich hin, denn unser Steig ist auch der längste einzelne Klettersteig hier, aber der Anmarschweg ist einfach zu gehen und er bietet unterwegs immer wieder phantastische Ausblicke

Der Klettersteig selbst ist dann hauptsächlich ein langes Queren in den Felswänden der Schlucht des Arc, aber es geht viel Auf und Ab.

Zum Warmwerden muss man gleich ein Stück überhängenden Fels ab klettern und auch zwischendrin wird nicht mit Aufgaben gegeizt. Etwas, was die vorigen Steige dieser Tour ja bislang eher vermissen ließen. Zwar gibt es zwischendrin immer wieder längere Wanderabschnitte, aber wenn es zur Sache geht, dann jeweils richtig und oft auch nicht mit zu viel verbautem Eisen, so dass richtig viel Felskontakt aufgebaut wird.

Reibungsquerungen, viel zum Spreizen, kleine Überhänge hoch und auch runter, Queren um diverse Kanten, ja an einer Stelle sogar ein kleiner Überfall… Etwas, was ich bislang von Klettersteigen noch gar nicht kannte, aber gerade diese Mutprobe hat natürlich ihren Reiz.

Wenn die Steige von Aussois – La Norma die Bewertungsnorm wären, müssten sich viele Steige nach unten korrigieren. Das D+ von Vaujany war deutlich leichter, das AD+ von St.Vincent auch…

Aber natürlich will man auch innerhalb der Steige hier in Aussios etwas differenzieren und da sind die anderen hier mit D oder D+ bewerteten Steige natürlich noch mal deutlich schwerer in ihren Gesamtheiten.

Auch das bewerten von Klettersteigen bleibt halt relativ…

Will man diesen Steig machen, sollte man sich aber schon im Bereich D / D+ noch wohlfühlen. Die Unterarme sind hier gefragt und auch die Psyche kommt ein wenig auf ihre Kosten. Da geht schon ordentlich was bei der Adrenalinausschüttung, aber auch die Augen haben in dieser grandiosen Landschaft ihr Doping.

Den Steig wegzulassen, weil man denkt, er lohne sich nicht, wäre durchaus ein Fehler. Natürlich ist er ein wenig abseits von den anderen Steigen in diesem System, aber man kann ihn als 2-3 Stunden Aktivität auch prima solo machen oder ihn mit anderen Steigen kombinieren. Solo für mich eine 19/20, in Verbindung mit nur einem weiteren Steig dann schon eine klare 20/20 in meiner Genusswertung.

Im Gegensatz zum Fun- und Actionpark war der Klettersteig absolut nicht überlaufen. Ich hatte nur eine holländische Familie vor mir, wobei der Abstand wegen meiner Fotos immer größer wurde.

NB 2020: Leider hatte mein Fotoapparat für einige Tage ab diesem eine Macke und fast alle gemachten Fotos wurden unscharf und nicht vorzeigbar. In 2017 wurde der Steig wegen eines Felsausbruchs nach einem Unwetter komplett gesperrt, bis jetzt gibt es keine Nachricht, ob er eines Tages repariert sein wird. Bislang ist er nicht wieder begehbar.

 

Ich fahre dann zurück nach Modane und dann hoch nach Valfréjus, wo ich mir ein ruhiges Biwak verspreche, was ich auch bekomme. Zwar parken dort noch mehrere Autos, aber deren Insassen scheinen sich wohl für länger verabschiedet zu haben, man kann dort auch schöne Hochalpentouren beginnen.

Ich genieße den ruhigen Abend mit einem Alpenbier (Preiselbeere und Veilchen) und später zum Essen gibt es einen 2014er Vin Gris von Michel Laroppe von den Côtes de Toul – ein durchaus erneut ansprechender Rosé, der bei meinem Einkauf in Toul im letzten Jahr mit im Einkaufskorb landete – aber ich kenne den Winzer ja schon lange und war auch schon vor Ort. Der Wein (90/100 Th) passt auch sehr gut zu meinen Doigts mit gelber Zucchini und Nudeln in Creme – Fraiche – Soße.

 

 

 

 

 

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