Donnerstag.
Es hat nicht geregnet über Nacht, aber der Himmel ist wolkenverhangen und trüb, als ich aufstehe.
Vorsichtshalber baue ich zunächst erst einmal das Zelt ab. Aber die Götter lassen m ich auch noch in aller Ruhe frühstücken.
Just, als ich alles im Auto verstaut habe und starten will, fängt es dann an zu regnen. Heute dann wohl aller Voraussicht nach kein Klettersteigtag…
In Bozel entdecke ich ebenfalls einen sehr schönen Biwakplatz, die dazugehörigen Toiletten sind allerdings A la Francaise Ancienne… Da vergeht mir alles, jedoch gibt es zum Glück in dem Sportlerheim hinter den Sportplätzen eine weitere, nutzbare.
Ich beschließe, von Bozel aus nach Moutiers eine Alternativstrecke zu fahren, nicht durch das Tal auf der D915, sondern am Hang auf der D89.
In Montagny schaue ich mir die neogotische, schön ausgestattete Kirche an.
In Moutiers gibt es dann einen längeren Kulturstopp. Während es in den Bergen auf der Vanoise – Seite grauenvoll aussieht und es sich dort vermutlich eingeregnet hat, kann ich hier trockenen Fußes die Stadt besichtigen. Die kleine Stadt hat ein sehr gut erhaltenes Ortszentrum mit alten Häusern und schönen Straßenzügen.
Die kleine Kathedrale wirkt äußerlich etwas uneinheitlich und wenig anziehend, ist aber im Inneren umso schöner und besitzt viele Ausstattungsstücke von der Romanik bis zur Neuzeit, darunter etliche schöne Skulpturen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert.
Nebenan im Bischofspalast ist ein liebevoll ausgestattetes Heimatmuseum zur Geschichte der Region und zum historischen Alltagsleben im Tarentaise, sehr zu empfehlen.
Nach dem Mittagspicknick stoppe ich erneut in Aîme zum Lebensmitteleinkauf, bevor ich mich dann ins Abenteuer einer Bergfahrt stürze.
Wer öfters in den französischen Alpen unterwegs ist, meint, dass er irgendwann so ziemlich alle 2000er Pässe kennt, denn die Straßenauswahl erscheint einem ja in dieser Gegend doch übersichtlich und oft muss man sich wiederholen, was allerdings auch nicht so schlimm ist, weil die Strecken immer wieder von faszinierender Schönheit sind.
Aber etwas noch nie gemachtes, etwas völlig Neues???
Als ich am Vorabend die Karte genauer studierte, entdeckte ich die D218 von Aîme nach Beaufort und da ich eh in diese Richtung weiter will, wage ich es, mich auf den Weg über die 2108 m hohe Cormet d´ Arèches zu machen…
Hand auf´ s Herz, wer von meinen Lesern hat diesen Pass bereits auf seiner „Haben“-Seite? (und wer es kennt, der verrate nichts und grinse sich eins)
Harmlos beginnt es in Aîme, etliche Serpentinen führen durch locker bebautes Gebiet am südlichen Hang, bis ich schließlich in Granier lande.
Hier gibt es eine schöne Barockkirche, die noch einmal einen Besichtigungsstopp lohnt. Diesmal nehme ich sogar den Fotoapparat mit.
Am Platz oberhalb der Kirche geht es dann strikt rechts, das Schild, das auf den Cormet d´ Arèches verweist, kann sehr leicht übersehen werden.
Dann sind wir in einer anderen Welt…
Die Straße wird deutlich schmaler und abenteuerlicher, zum Teil ist sie so eng, dass man sich arrangieren müsste, wenn Gegenverkehr käme. Zum Glück kommt kein Gegenverkehr…
An einer kleinen uralten Siedlung vorbei schraubt sich das Sträßchen unaufhaltsam höher.
Die Landschaft ist bezaubernd, die Blicke faszinieren immer mehr, je höher ich komme.
Bereits oberhalb des Wasserfalles kommen mir dann doch Autos entgegen, aber hier ist die Straße übersichtlicher als vorher im engen Tal.
Hier oben kommt dann eine Ferme, ein Bauernhof mit Käseverkauf.
Natürlich muss ich hier anhalten. Ein gutes Stück Beaufort, ein Ziegen-Tomé und ein Stück Butter müssen in die Kühltasche. Das ist dann für zu Hause gedacht, wenn der Urlaub vorbei ist und ich was zum Erinnern brauche…
Ich schaue auf den weiteren Verlauf meiner Strecke und ich muss zugeben, mir stockte kurz der Atem…
Wer mit mir die sicher spektakulärste Passfahrt miterleben möchte, der freue sich auf den nächsten bilderreichen Post meines Tagebuches…
Da wird es dann hinauf gehen…
stay tuned!!!