Einmal in die Alpen 2016, ein Reisetagebuch (8)

BY IN Essen und Trinken hält Leib und Seele beisammen, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers, Trangia deluxe NO COMMENTS YET , ,

Samstag

Erneut habe ich sehr gut geschlafen und gut gefrühstückt. Danach fahre ich direkt nach Vaujany – Villette hoch, eine Sackgassenstraße. Hier will ich die „Via Ferrata Cascade de la Fare“ machen. Im Dorf Vaujany ist es schwierig, einen Parkplatz zu finden, es ist daher empfohlen, noch einen Kilometer weiter hoch zu fahren, bis dann nahe „La Collet“ ein Parkplatz mit Picknicktischen kommt. Hier parkt man am Vormittag die erste Zeit noch im Schatten, das Auto heizt sich also weniger auf, als wenn man auf anderen Parkplätzen des Sportgeländes La Collet parken würde und es sind maximal 3 Minuten mehr an Fußmarsch. 

Man sieht eine auffällige Bar / Pizzeria, auf diese müssen wir zu laufen, auch ein erstes Hinweisschild auf die Via Ferrata weist uns in diese Richtung. Es geht an dieser vorbei und dann auf breitem asphaltiertem Weg bergab. Bei einem ersten Abzweig fehlt ein Hinweisschild, hier weiter bergab laufen in Richtung „La Villette“.

Am nächsten Abzweig haben wir wieder einen Hinweis auf die Via Ferrata, danach kommt wieder eine Markierungsstelle, wo erneut ein Schild Via Ferrata fehlt. Hier gehen wir weiter runter, dem Schild „Le Moulin“ folgend.

Der an dieser Stelle unbeschriftete Pfad wird der sein, den wir am Ende nach dem Klettersteig herunter kommen werden. Nach dieser Stelle ist es dann später wieder ausgeschildert.

Bis zum Einstieg in die Via Ferrata sind 45 Minuten bis eine knappe Stunde einzuplanen. Wenn man wie ich zwischen 11 und 12 Uhr startet, geht man einen guten Teil des Weges im Schatten und hat auch im Klettersteig selbst noch fast nur Schatten, was es in der Sommerhitze erholsam macht. 

Es gibt zunächst zwei Steige zur Auswahl, „Les Passerelles“ heißt der einfachere, im Topo des Office de Tourisme als D (difficile = schwierig) bezeichnet. „La Cascade“ stellt sich hier mit D+ vor. Vom Erlebnis und der Landschaft her ist La Cascade die eindeutig bessere Wahl, denn man geht hier immer in der Wand direkt neben dem spektakulären Wasserfall hoch. 

Was von Weitem sicher ganz abenteuerlich aussieht, entpuppt sich beim Steigen als harmlos. Natürlich gewinnt man gewaltig an Höhe, aber es gibt kaum richtig vertikale Wandabschnitte und auch die sind alle einfach zu meistern.

Überwiegend ist die Wand recht schräg und gestuft, mehrere Abschnitte lassen sich mit den Händen in den Taschen steigen. Aber welch eine Freude für die Augen…

Wenigstens die bekommen ihre Adrenalinportion…

Man steigt schnell und gleichmäßig neben dem Wasserfall und der Blick in die weite Alpenlandschaft wird immer grandioser, je höher man kommt. 

Dabei wartet man immer auf den Kick, denn D+ ist ja versprochen. Als plötzlich das Sicherungsseil endet, stelle ich fest, dass AD (Assez difficile = mäßig schwierig) ohne Plus es deutlich besser getroffen hätte.

Aber in 400m auf dem Wanderpfad folgt ein zweiter Teil, so wird es uns versprochen. Dieser obere Abschnitt ist dann für beide Steige gemeinsam. Hier gibt es wenigstens einen kleinen kurzen Überhang, aber auch der ist eigentlich Pille – Palle. 

Kein Vergleich zum gleich gut bewerteten Steig an der Cascade de la Pisse, der erheblich sportlicher ist!

Für mich AD mit einem ganz kleinen Stück, welches man als AD+ hin nehmen könnte, mehr auf keinen Fall.

Ausgepowert wird man dann durch den langen Rückweg mit steilem Abstieg und vielen Geröllfeldern. Anderthalb bis zwei Stunden dauert es, bis man wieder am Parkplatz ist, wenn der Steig durchstiegen wurde.

Als Hochgebirgswanderung mit Klettersteigeinlage ist es eine grandiose Halbtagesaktivität in einer wunderschönen Landschaft. Viereinhalb bis Fünf Stunden Aktiv – Sein ohne Pause bringen wir am Parkplatz an.

Unter diesem Gesichtspunkt gebe ich 19/20, gerade auch wegen der großartigen Landschaft. Adrenalin gibt es nur für Anfänger oder Leute mit leichten Höhenproblemen, die Unterarme haben mal Ruhetag. Die Füße dafür nicht – aber irgendwer muss ja was tun…

Bei meiner Rückkehr ist aber auch der Picknickplatz in der Sonne, also waschen und umziehen, aber  das Picknick auf später verschieben. Ich finde in Vaujany noch einen Supermarkt zum Einkaufen, etwas oberhalb der Hauptstraße durch das Dorf. Zu beachten ist von hier aus der Blick auf den gewaltigen Wasserfall, hier sieht man noch mal, was man da gemacht hat…

Dann geht es einmal mehr über den Col du Glandon.

Am Einstieg zum 2011 gemachten Steig von La Chal ist für mich das Etappenziel erreicht. Essen, Trinken, Ausruhen und den Spätnachmittag und Abend genießen… 

Später gibt es Doigts mit Spinat und Birne, die ich in Vaujany gekauft habe, das Ganze auf einem selbst gemachten Ratatouille aus dem Trangia. Hinterher Käse aus dem Jura. 

Dazu noch einmal Didier Grappe… „Les Insouciantes“ 2010, ein ehrlicher Roter aus dem Jura, inzwischen gut gereift und gefällig ohne Anspruch auf Größeres. Zum Weichkäse „Le Petit Mournier Aux Graines de Fenugrec“ zieht der Wein seine Trümpfe.

Recht elegant und sehr ausgewogen, aber ohne Tiefe und Komplexität. 90/100 Th.

Ein wunderbarer Tag in Ruhe und Frieden geht zu Ende. Lou Reed singt „Perfect Day“…

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