Ramon Alzamora kommt zu uns in das Restaurant, er braucht noch ein paar Minuten, da ein befreundeter Fotograf noch ein paar Bilder im Keller machen möchte, dann sind sie startbereit und gemeinsam geht es in den Priorat – Weinberg von Noguerals.
Ramon fährt im Auto des Fotografen mit, wir sollen hinterher kommen, der Weg sei nicht sonderlich schwierig für ein normales Straßenfahrzeug. Dennoch kommen wir ganz schön ins Schwitzen, als es von der Straße runter auf einen unbefestigten Weg geht, auf dem wir einige Kilometer in die „Pampa“ müssen.
Norbert atmet sichtlich auf, als es heißt, wir sind da. Vor uns liegen die Weinberge, aus denen der Abellars kommt. Insgesamt handelt es sich um zwei benachbarte Parzellen, die eine am Hang mit mehreren Terrassen, die andere besteht aus mehreren Flachstücken, die aber ebenfalls terrassiert sind. Am Hang finden wir mehr Llicorella, vermischt mit Kalk und Konglomerat vom nahen Montsant-Massiv, die flache Parzelle ist durch eine Deckschicht aus rötlichem Sandstein gekennzeichnet. Auch wir machen einige Fotos, zunächst von der Hangparzelle.
Hier sehen wir im Hintergrund das Mas d´ Abella, nach dem die Lage und auch der Wein Abellars benannt ist. Die Hälfte dieses alten Hauses konnte Ramon kaufen – dort drin befindet sich der Vinifizierungs- und Fasskeller für den Abellars, später werden wir das Gebäude besichtigen und sehen dann, dass es eigentlich alles viel zu eng ist, um vernünftig Platz zu haben. Aber der Eigentümer der anderen Hälfte des Hauses mag nicht verkaufen und lässt seinen Teil lieber leer stehen. Aus dem Grunde plant Ramon noch den Bau eines zweiten unterirdischen Kellers neben dem Gebäude.
Auf dem Bild schauen wir zu der zweiten benachbarten Parzelle hinüber. Der rötlich-bräunliche Boden ist natürlich um diese Jahreszeit ein Blickfang.
Ramon Alzamora in seinem Weinberg.
Der Fotograf verabschiedet sich dann von uns, wir wandern noch bis zum Ende der zweiten Parzelle hinauf. Norbert entwickelt beim Wandern ungeahnte Kräfte und läßt sich nicht mehr aufhalten.
Dies ist der hinterste Punkt unseres Spazierganges. Hier blicken wir zurück über die gesamte Flachparzelle, aber auch zum Hang, an dem sich die erste besichtigte Parzelle befindet.
Wir kehren um und gehen zum Keller im Mas d´ Abella. Hier verkosten wir auch den aktuellen Jahrgang, den Abellars 2007. Den Rest der Flasche und auch einen Corbatera 2007 bekommen wir zur weiteren intensiveren Betrachtung mit. Dann fahren wir zurück ins Dorf Cornudella, welches außerhalb der DOQ Priorat liegt. Ramon zeigt uns die Grenze zwischen der DOQ Priorat und der DO Montsant. Der Weinberg für den Abellars gehört schon zur Gemarkung La Morera de Montsant.
Letzten Endes müssen wir auch noch einen Blick in den Weinkeller im Dorf Cornudella werfen. Hier entsteht der Montsantwein Corbatera – ebenso ein Einzellagenwein. Unterhalb des Roca Corbatera am Hang zum Montsantfelsen ist diese Lage, die noch kleiner ist als die Prioratlage. Daher gibt es auch immer noch weniger Corbatera als Abellars. Welchen der beiden Weine man letztlich bevorzugt, ist sicher auch eine persönliche Frage – als 2007er gefallen sie mir bislang beide am Besten.
Im Keller in Cornudella fällt uns auch ein alter Ziegel auf, der die Himmelsleiter von Scala Dei zeigt.
Der Vater von Ramon, der auch heute immer noch fleißig mitarbeitet, hat diesen Ziegel einst gefunden – leider können wir dem Vater heute nicht guten Tag sagen, da er mit heftigen Zahnschmerzen im Bett liegt. Ich richte allerdings meine besten Grüße aus, denn vor einigen Jahren auf der Tour mit dem Berliner Fotografen Frank Korte habe ich auch den immer noch sehr agilen Senior kennengelernt.
Wir beschließen, vor unserer Abfahrt aus Cornudella noch in der Bar am Marktplatz einige Tapas zu bestellen. Da die Sonne es heute so gut mit uns meint, setzen wir uns zu den anderen Gästen raus – alle Tische draußen sind belegt. Und da die Geschmäcker unterschiedlich sind, haben mir die Tapas besser gefallen und Norbert bevorzugt schlußendlich das Essen im Fonda El Reco. Am Besten, Ihr wählt euren eigenen Favoriten, wenn Ihr in Cornudella mal hungrig seid. Neben den beiden Möglichkeiten, hier etwas zu beißen zu bekommen, gibt es nämlich in diesem Dorf noch weit mehr. Schließlich ist auch Cornudella eine Klettersporthochburg und entsprechend gut ist der Ort besucht. Durch das Aufstreben auch der DO Montsant ist aber auch hier ein zusätzlicher Schub passiert.
Da ich aber nicht als Restauranttester arbeite und auch traditionalistisch veranlagt bin, werde ich beim nächsten Besuch in Cornudella wohl wieder Tapas am Markt essen – wenn ich ein Bett brauche, komme ich aber sehr gern wieder auf die Ferienwohnungen der Fonda El Reco zurück.
Wir packen dann unsere Sachen ins Auto und machen uns auf den Weg ans andere Ende der Comarca…