Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (9) 22.03.2012 – Ein Tag in Porrera Teil 2

BY IN Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET , , ,

Ich stehe vor einem unscheinbar wirkenden Gebäude und schon kommt sie nebenan aus der Tür – Ester Nin Llort, eine der ganz großen Önologinnen, die das Priorat bis jetzt gesehen hat.

Als ich in einem Restaurant einen Tisch für uns reservieren ließ, bat ich die Leute vom Restaurant, Ester zu fragen, ob sie uns nicht ihren eigenen kleinen Weinberg zeigen könne. Denn ich weiß ja, dass sie dort oft und gern verkehrt. Und so war der Termin mit ihr über diesen kurzen Weg zustande gekommen. Wir treffen uns also nicht mit ihr, um über all ihre Projekte im Priorat, die sie begleitet hat und noch begleitet, zu sprechen oder um mit ihr in einem der geheimnisvollsten Keller in Gratallops zu verschwinden, nein, wir wollen mit ihr in einen der spannendsten Weinberge des Priorats, in den Mas d´ en Cazador – Weinberg. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts bepflanzt, teilen sich heute viele namhafte Erzeuger in diese spektakuläre Steillage. Ester Nin besitzt hier zwei Parzellen für ihren Nit de Nin, einmal die höchstgelegene und eine zweite, etwas tiefer gelegene, die wir besuchen. Um die Lage ganz oben zu erreichen, reicht die Kraft ihres alten Wagens nicht aus, hier hilft nur der Geländewagen, der aber heute anderweitig unterwegs ist.

Wir halten oberhalb der Parzelle und machen uns dann zu Fuss auf den Weg.


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Zuvor schauen wir noch hinauf zum höchsten Teil des Weinberges, ganz oben ist die zweite Nit de Nin Parzelle…


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Und hier blicken wir hinunter – rechts oben im Bild ist ganz unten – wir sehen ein Stück der Straße nach Torroja… Der Costers – Hang hat teilweise bis 60° Hangneigung – die Reben sind so gepflanzt, dass man mit dem Esel oder Maultier dennoch bequem in Reihe gehen kann. Hin und wieder gibt es einige alte Terrassenmauern, z.T. ist es der natürliche Schieferfels.


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Ein schmaler, teilweise recht steiler Wirtschaftsweg erleichtert den Einstieg in den Weinberg. Ester sammelt gleich störendes Reisig auf.


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Hier erläutert sie uns, wie man einen so steilen Weinberg sinnvollerweise bewirtschaftet.


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Norbert hatte ja anfänglich Angst vor dem Laufen durch derart steile Weinberge, aber hier verflog diese Angst sehr schnell. Es war eine wahre Freude für mich, hier auch in seine Augen zu schauen, es waren die Augen eines reich beschenkten Kindes, das genau das bekam, was es sich gewünscht hatte. Nunja, bei solchen Blicken ist wohl jeder Weinliebhaber schlichtweg verzückt.


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Alte Carignan Rebstöcke, die sich hier pudelwohl fühlen…


(N+WK)

Ein außergewöhnlicher Weinberg für einen außergewöhnlichen Wein…


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Auf dem Weg nach unten halten wir noch mal kurz für einen Blick zurück in den Weinberg, durch den wir eben spaziert sind.

Im Anschluß fahren wir zurück nach Porrera und noch mal ein Stück in Richtung Falset hoch, dann biegen wir rechts ins Gelände. Wir erblicken dann den neu terrassierten Weinberg, der die Trauben für den neuen Wein Planetes de Nin liefert. Auch dies ist ein Einzellagenwein. Wie so häufig im Priorat darf man nicht den Fehler machen, von einem preislich kleineren Wein auf einen Zweitwein zu schließen. Oft, wie auch hier ist das ein zweiter – im Sinne von anderer Wein.

Ester Nin hat in all den Jahren den Preis für eine Flasche Nit de Nin kaum erhöht, obwohl die Kosten Jahr um Jahr höher werden, erläutert sie uns. Eigentlich ist der Wein somit sogar günstiger geworden, sagt sie und Stolz blitzt aus ihren Augen, wenn sie so spricht.

Leider aber gehört der Wein zu den gesuchten und nachgefragten Weinen, da werden die Preise nicht immer allein vom Winzer gemacht. Wir erfahren bzw. wissen aber, wo es den Nit de Nin nach wie vor noch zu realen Preisen gibt und gönnen uns sowohl einen 2009er zum Mittagessen als auch ein gemischtes Kistchen 2008 und 2009 für später…

Auch die typisch katalanische Küche, hier recht schnörkellos gehalten, macht immer wieder Spaß. Natürlich sitzen an anderen Tischen andere Winzer aus Porrera, ich werde sofort begrüßt und so verbreitet sich dann auch die Kunde davon, ich sei im Priorat gesichtet worden… Und auch der Winzer unseres Nachmittagstermines setzt sich bald schon mit zu uns an den Tisch, er kommt dazu, als wir grad den Kaffee bestellt haben… Wir werden noch weiter in Porrera bleiben.

So, what do you think ?