Der Morgen beginnt etwas blöd, der kleine Brotkanten, den ich am 01.05 noch fürs Frühstück übrig habe, ist so steinhart geworden, dass er nur noch als Paniermehl taugt oder aufgeweicht zum Mischen mit Gehacktem für Klopse. Ich mache mir einen Aufwachkaffee auf nüchternen Magen und gehe dann durch das Dorf, um den kleinen Dorfladen zu entern. Fehlanzeige, der Laden ist noch zu und auch die Bar.
Also ab nach Falset zum Brot kaufen und dann frühstücke ich gleich noch in einer der vielen Bars, weil noch mal zurück und in der Ferienwohnung frühstücken, ist zeitmäßig nicht drin. Ich habe noch einmal zwei Termine in Porrera, um Musterflaschen einzusammeln und die kommende Bestellung abzuklären.
Maria von Sangenis I Vaque erwartet mich schon. Und auch Dic Duran wartet im Cims – Keller auf mich. Während ich oben die Muster von Germans Duran in Empfang nehme, sind Klaus-Peter und Hans schon am Tanzen um die Cims-Fässer im Keller. Ich sollte ruhig auch runter gehen, meint Dic. Aber ich weiß, wie so was für gewöhnlich endet und ich will nicht den nächsten Termin auf´s Spiel setzen. Dazu muss ich wieder zurück nach Falset, um Alba vom neuen Projekt Constel*Lats zu treffen. Sie hat allerdings nur wenig Zeit, will mir aber unbedingt die Musterflaschen übergeben. Wir vereinbaren, uns an der Tankstelle zu treffen. Dann ist schon wieder die Mittagszeit heran gekommen, ich nehme die Chance wahr, gleich mal in den Supermarkt zu gehen, der neben der Tankstelle ist, ich hab da eh das Auto in der Tiefgarage geparkt.
Ich kaufe ein paar Lebensmittel und fahre zurück nach Bellmunt, lade die eingesammelten Flaschen aus dem Auto, damit sie nicht den ganzen Tag durch die Sonne gefahren werden müssen.
Ich habe noch Zeit, gemütlich in der Ferienwohnung etwas zu essen und mir noch mal einen Kaffee zu machen. Dann geht es ab nach Poboleda, erneut einmal quer durchs Priorat über El Lloar, Gratallops und Vilella Baixa.
Ich bin keine fünf Minuten angekommen und will die Zeit nutzen, im Auto etwas umzuräumen, Yvonnes Gepäck alles auf einen Fleck, um Platz zu haben für die ganzen sich angesammelt habenden Kisten und Flaschen. Nicht, dass ich noch irgendwas da lassen muss… – aber da kommt schon Sandra Doix angeschlendert und empfängt mich.
Mas Doix hat eine lange Erfolgsgeschichte vorzuweisen, inzwischen haben sich die beiden einstigen Gründerfamilien zur Ruhe setzen wollen. Damit kommt es zu gravierenden Änderungen.
Sandra Doix bewirtschaftet nun eigenverantwortlich mit ihrem Mann die familiären Weinberge und hat dafür den bisherigen Mas Doix – Keller in Poboleda übernommen.
Das altbekannte Weingut Mas Doix wird nun von amerikanischen Investoren betrieben, die einen neuen Keller außerhalb von Poboleda, aber in der Gemarkung errichtet haben. Sie haben auch die Markenrechte auf die alten Weinnamen übernommen, was zu eine etwas bizarren Situation beim Salanques führt… Salanques ist sowohl ein Markenname (Mas Doix), als auch der Name einer Lage, deren Reben aber zum Besitz gehören, die Sandra Doix hat.
Somit sind in den neueren Jahrgängen des Salanques von Mas Doix keinerlei Trauben der Lage Salanques mehr enthalten. Sandra Doix aber darf ihre Weine aus der Lage Salanques aber nicht Salanques nennen, sondern benötigt einen einen Markennamen dafür. Sie darf aber auf dem Etikett vermerken, dass der Wein aus der Lage Salanques stammt…
Mas Doix hatte zuletzt auch zwei extra-teure Weine mit den Namen „1902“ und „1903“ heraus gebracht. Die Trauben für den „1902“ stammen aber auch aus dem Besitz der Familie Doix. Diese ergeben nun den neuen Spitzenwein von Sandra Doix.
Der erste eigene Jahrgang bei Sandra Doix ist der Jahrgang 2019.
Nachdem ich den Stand von Sandra wie schon im letzten Jahr beim Tast amb Dones besucht hatte, machte ich für dieses Jahr einen Besuchstermin bei ihr im Keller und darf jetzt hier alle vier Weine verkosten.
Leider hat sie so wenig Flaschen, dass sie nur auf strengste Zuteilung verkauft und ich momentan auch nicht Weine von ihr verkaufen könnte. Dass ihr die wenigen Flaschen so aus der Hand gerissen werden, hat natürlich zum Einen mit der hohen Qualität der Weine an sich zu tun, aber zum Anderen natürlich auch mit der hohen Reputation von 20 Jahren Mas Doix als Weingut auch ihrer Familie, wo sie natürlich auch beizeiten verantwortlich mitarbeitete.
Sandra Doix; MarLa PX Blanc Peculiar; Priorat – Poboleda; 2021 weiß;
100% Pedro Ximenis, 13° Alkohol, nur 600 Flaschen. Sehr frisch, blumig, duftend und mit Tiefe. Zeigt wie großartig die alten PX-Reben in Poboleda gedeihen. Gutes Zukunftspotential, macht aber bereits Spaß. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.
Sandra Doix; MarLa Vi de Vila de Pobolda; Priorat – Vi de Vila de Poboleda; 2019 rot;
70% Carignan, 30% Grenache aus verschiedenen eigenen Parzellen in der Gemarkung Poboleda (6 ha); 1.815 Flaschen; 14,5°. Sehr feine offene Nase, sehr floral, dazu rote Früchte. Sehr elegant und mit schöner Frische, recht leichter Körper. Im Nachhall eine schöne Mineralik, feminin und finessebetont. Macht mit Luft sehr schön auf – beobachten! 95-96+/100 Th. Großer Wein.
Sandra Doix; MarLa Vi de Paratge de Les Salanques – Carinyenes des de 1902; Priorat – Poboleda – Vi de Paratge; 2019 rot;
1.206 Flaschen, die Flasche, aus der verkostet wird, ist den 5. Tag offen. Ein toller einnehmender Duft, ein wahres Universum, Carignan – Alarm. Enorme Finesse, viel Frische, Schiefer im Nachhall. Zärtlich und verführend. Schon jetzt nahe der Perfektion. Die Rebstöcke wurden 1902 von Josefina Estrems gepflanzt. Das ist die Uroma von Sandra, im August 1884 geboren. Sandra Doix ist 100 Jahre später – im August 1984 geboren, von daher ist dieser Wein für sie eine ganz besondere Herzensangelegenheit. 99+-100/100 Th. Weltklassewein.
Sandra Doix; MarLa PX Blanc Peculiar Crianza; Priorat – Poboleda; 2020 weiß;
100% PX, im Fass ausgebaut, nur 300 Flaschen. Was für ein Aromenuniversum, exlosive Nase, auch am Gaumen absolut top. Ein wahres Wunderwerk. Geballte Explosion komplexer und vielschichtiger Aromen, unfassbar! Das erste Mal, dass ich einem Weißwein die 100/100 Th. attestiere. Perfekter Wein.