Obwohl es in der Nacht recht frisch war, habe ich sehr gut geschlafen und frühstücke dann auch in aller Ruhe. Allerdings hat dieser Platz keine Toilette und ich muss in Mont-Louis daher noch mal auf einen Toilettenkaffee einkehren. Aber ich halte mich nicht länger auf als nötig. Dafür genieße ich die schöne Landschaft, die oben in den Bergen und Hochebenen der Pyrenäen zunächst lieblich ist und dann mit der Abfahrt in die Aude – Schluchten immer bizarrer wird.
Die Straße, die auf dem Hinweg noch gesperrt war, ist inzwischen frei und ich kann sorglos abrollen lassen. Aber auch das kostet seine Zeit. Ich halte zwar nirgends an, aber ich halte mich auch an die vorgegebenen Geschwindigkeiten und so wird es ein Kampf gegen die Uhr…
Tatsächlich aber schaffe ich es, noch vor der Mittagspausenschließung in Limoux bei Sieur d´ Arques anzukommen. Verkosten darf ich mit Verweis auf die Schließung in Kürze zwar nicht mehr, aber ich darf was kaufen. Und da ich nicht zum ersten Mal hier bin – für mich ist Sieur d´ Arques eine der lohnenswerten Kooperativen in Frankreich – weiß ich so ziemlich, was ich will. Einer der vier Lagenchardonnay – Selektionen darf mit, natürlich Cremant und Methode Ancestrale, der restsüße Schaumwein, der so gut ist wie auch eigenwillig. Ein Sechserkistchen verschwindet im Kofferraum und darf nun mit den Priorat- und Montsantweinen kuscheln.
Nun habe auch ich ein wenig Muße für ein schnelles Mittagspicknick, von Carcassonne bekomme ich gar nichts mit außer einem erhöhten Verkehrsaufkommen, ich nutze die Umgehungsstraße und komme auch gut mit der Ausschilderung dieser klar. Meine Zielrichtungist Mazamet, wo wir ja den Klettersteig auf dem Hinweg wegen Regens fallen lassen mussten. Heute dagegen ist erneut Kaiserwetter und ich bin hibbelig. Grade nach dem Erfolgserlebnis des gestrigen Tages mit seinem D+ Steig.
Aber zunächst genieße ich die Fahrt durch die Wälder der Montagne Noir. Hier scheinen die Wälder wie fast überall in Frankreich noch deutlich mehr in Ordnung zu sein als beispielsweise bei uns im Harz oder in der Sächsischen Schweiz – ein großflächiges Waldsterben ist mir nirgends aufgefallen.
Dafür fällt mir aber rechtzeitig das Schild auf, welches nach Hautpoul verweist und schon finde ich mich auf abenteuerlich enger Straße wieder, die als Sackgasse zu diesem alten Ortsteil von Mazamet führt, wo es einen neuen Klettersteig geben soll.
Und tatsächlich bin ich nicht der Einzige, der den Klettersteig suchen wird. Ein paar Meter weiter vor mir auf dem Parkplatz sind zwei junge Burschen, die ebenfalls damit beschäftigt sind, ihre Klettersteigausrüstung zusammen zu stellen. Sie wissen auch nicht, wo es los geht, hoffen aber auf einen Verweis.
Ich gehe dann schon mal los und bin sofort auch ein begeisterter Fan dieses mittelalterlich anmutenden Dorfes mit seinen steilen Gassen, alten Häusern und Ruinen. Tatsächlich erfahre ich dann in einem der kleinen Café´s, dass ich mich auf die Burgruine zu bewegen muss und dann sehe ich schon die riesige Brücke über die Schlucht und dort seien dann auch die Topos zum Steig und der Steig selbst… Ich genieße den Spaziergang durch das alte Dorf, schaue mir auch kurz die Burgruine an und weiß dann, dass ich hier am Ende des Klettersteiges wieder heraus kommen muss.
Dann sehe ich die gigantische Hängebrücke über die Schlucht, die für jedermann und sogar kostenfrei begehbar ist. Ängstliche Zeitgenossen bekommen schon bei dieser Brücke ihren Rest, die müssen sich die Frage nach dem Klettersteig gar nicht stellen. Natürlich ist diese Brücke eine Touristenattraktion ersten Ranges. Entsprechend hat man dann beim Klettersteig gehen auch sehr viel Publikum…
Hier nun erst einmal die Fotos vom alten Dorf Hautpoul:
Hautpoul. Der Eingang ins alte Dorf.
Ein Blick ins Tal.
Die Reste der alten Burg.
Und da haben wir den Blick auf die gigantische Brücke über die Schlucht und auf Mazamet. Links unterhalb der Brücke sieht man beim Vergrößern schon die längste der vier Seilbahnen der Via Ferrata. Und man erkennt auch die Landebahn der zweiten der vier Seilbahnen.