Als wir unser Mittagpicknick oberhalb von den Minen von Bellmunt machen, kommt Wind auf und es bewölkt sich zusehends.
Der Wetterumschwung nimmt seinen Lauf, aber wir haben noch Zeit, in Ruhe zu picknicken. Nur der Wind will den Tisch mitunter etwas durcheinander bringen.
Wir lassen uns abrollen und nehmen den direkten Weg nach El Molar durch die Siurana – Furt. Auf den neuen Wein von Casa Gran del Siurana, den wir ja bereits verkosten durften, weist auf dem Weg bergab eine Eisentafel mit dem Lagennamen hin.
Die Furt führt nur wenig Wasser, das Queren geht bedenkenlos, der weitere Weg auf der schmalen Straße ist wie immer abenteuerlich. ich muss an die vielen Male denken, als ich hier zu Charles fuhr. Das alte Hinweisschild von La Perla steht immer noch, aber wir haben nun doch nicht mehr die Zeit für einen Abstecher. Zu gern würde ich wissen wollen, was jetzt nach dem Umzug von Estriacus aus dem Anwesen, dem Keller und den Weinbergen wird bzw. geworden ist. Früher hatte mich hier immer Vif bereits freudig begrüßt, wenn ich noch einen knappen halben Kilometer entfernt war, der Hund von Charles kannte die Geräusche meines Autos genau. Jetzt ist Stille. Kein Hund bellt nach uns, kein Fuchs quert die Straße. Zum Glück kommt uns auf dieser schmalen Strecke auch kein Auto entgegen.
Von El Molar geht es hinauf nach La Figuera, es zieht sich mehr und mehr zu, je höher wir kommen. Die Zeichen stehen jetzt auf baldigen Regen.
Jaume Roca erwartet uns bereits, als wir bei Ficaria Vins klingeln. Seine Frau öffnet uns, er selbst geht an einer Krücke, ein Bänderriß macht ihm zu schaffen. Wir werden schnurstracks in den Verkostungsraum gebeten. In dem kleinen Raum, wo sonst die Weinflaschen für die Touristen zum Kauf stehen ist gähnende Leere, statt seiner Weine stehen dort plötzlich Pardelasses und Co von Jordi Aixalà zum Verkauf? Ja, das ist halt so, meint Jaume mit einem lächelnden und einem weinenden Auge „Plus d´vins“… „…rien?!?“ „Rien. Zero. Niente“ Ooookay…
Für uns stehen weitghend Fassmuster zur Verkostung, Èlia 2016, Pater 2015, Cerverola 2015. Und Matraketa Tranquil 2016 aus der Amphore. Später zaubert er noch einen neuen experimentellen Weißwein her.
Dummerweise bin ich aufgrund meines immer schlimmer werdenden Schnupfens nicht in der Lage, die Weine zu bewerten und muss mich auf die zustimmenden und begeisterten Worte von Leon verlassen. Aber klar, Jaume hat uns noch nie schlechten Wein in die Gläser gefüllt und ich kenne das Weingut so ziemlich von Beginn an. So komme ich darauf zu sprechen, was es zu kaufen für mich gibt. Viel ist es dieses Mal nicht.
Zum Glück habe ich Pater und Cerverola 2014 im Dezember 2016 bereits erhalten, Èlia 2015 kam im Januar raus und war nach wenigen Tagen vergriffen, ich konnte davon nur bekommen, was ich bereits vorab reserviert hatte.
Seit Jaume im November 2016 vom Guia des Vins Catalans zum Besten Winzer Kataloniens gekürt wurde, rennen ihm die Katalanen die Bude ein. Dabei hatte sein Matraketa Blanc als bester Weißwein und sein 2013er Pater als bester Roter und mit der höchsten Gesamtnote von weit über 1.000 verkosteten Weinen aus ganz Katalonien abgeschnitten.
Pater 2013 bekam ich zum Glück in komfortabel großer Menge, lange bevor der katalanische Weinführer raus kam und auch 2014 war eine erste Tranche bereits auf em Weg nach Deutschland. Ein paar Tage später war klar, es wird die einzige Tranche bleiben dieses Mal, nicht nur der Siegerwein Pater 2013, sondern auch der 2014er Nachfolgejahrgang war innrhalb von Tagen ausverkauft, für 2015 bereits riesige Vorbestellungen. Dazu beim Èlia 2015 wieder nur knapp über 1.000 Flaschen, die zweitkleinste Èlia-Auflage nach dem 2012er… Restaurants der Gegend, die den Èlia seit Jahren auf der Karte hatten, bot Jaume den Matraketa Negre als Ersatz an, aber diese ca. 400 Flaschen sind ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir bekommen ihn nicht mal mehr zu kosten…
Um die Flaschen für meine Zuteilung in diesem Jahr feilschen wir wie auf dem türkischen Basar. Zum Schluß kommt er mir mit der Menge zum Matraketa Tranquil so weit entgegen, dass ich basierend auf der Pater Zuteilung Kisten anbieten kann, bei der auf einen Pater gleich zwei Cerverola und drei Tranquil kommen. Anbieten kann ich eine solche Kiste nur Ficaria – Vins Stammkunden oder Leuten, die aus den lieferbaren Weinen entsprechend mitbestellen. Aber immerhin dürfte ich wohl so ziemlich der Einzige sein, der sowohl trinkreife jahrgänge anbieten kann, als auch den Siegerwein Pater 2013. Dennoch ist diese Minimenge dieses Jahr auch für mich eine Art Zäsur. Und so wundert es auch nicht, das bereits jetzt Kunden bei mir Èlia 2017 vorabbestellt haben, um sich die gewünschte Flaschenzahl zu sichern. Und auch nach Matraketa und Pater 2017 wurde ich bereits gefragt.
Ich äußere meine Hoffnung, dass ich auf dem Tast Vi Natural am Freitag besser verkosten kann, als heute, aber Jaume wiegelt ab – er wird nicht an der Verkostung teilnehmen, obwohl er auf der Liste der dort ausstellenden Winzer ist: „Plus d´ vins – aucune…“ Nur auf der Weißweinverkostung in Falset würde man den Matraketa Blanc kosten können, der ebenfalls komplett ausverkauft ist, aber es sind Flaschen aus dem Aguiló – Bestand…
Als wir Ficaria Vins verlassen, sind die Straßen nass. Wir fahren durch Nebelschwaden auf den engsten und abenteuerlichsten Straßen des Priorats zu unserer Bleibe für die nächsten beiden Schlechtwetternächte.Wir werden damit wieder einmal mehr alles richtig gemacht haben…