Nach der tollen Vormittagsverkostung bei Perinet sind wir etwas geplättet und diskutieren, wo wir unser Mittagpicknick einnehmen wollen. Ich brauche unbedingt was zum Sitzen, meine Füße melden sich… Daher schlage ich den Platz bei La Morera vor, was aber verworfen wird – zu abgelegen vom heutigen Geschehen, so nehmen wir den zwar nicht wirklich hübschen, aber praktikablen Platz in Gratallops als Kompromiß an.
Nach dem Picknick wollen wir noch einen Kaffee trinken, eine Möglichkeit dazu finden wir in der neuen Weinbar am Platz oberhalb der Kirche. Noch einmal schaue ich, ob ich Jeroni treffe, ergebnislos.
Also gehen wir anschließend direkt zum Cal Llop hoch, um am Einlaß zum Tast amb Llops zu erfahren, dass Jeroni dieses Jahr wohl keine Karten für uns hatte – auch erfahren wir, dass der Tast amb Llops hoffnungslos durch Vorabreservierungen ausverkauft sei. Mit Verweis auf den mächtig nach drohendem Regen aussehenden Himmel bekommen wir den Tip, in einer oder anderthalber Stunde noch mal wieder zu kommen, vielleicht seien dann erste Teilnehmer schon gegangen oder welche nicht gekommen…
Auch wir blicken mit Sorge auf den Himmel und haben eigentlich keine Lust, hier jetzt Zeit zu vertrödeln, um dann vielleicht für eine halbe Veranstaltung das volle Geld hinlegen zu müssen und dann regnet es uns vielleicht in die Gläser. Auch wäre es eine gute Idee, die Zelte aufgebaut zu bekommen, bevor es regnet.
Also auf nach Bellmunt, wo wir für die nächsten Nächte unser Basislager errichten wollen. Wir nehmen dazu gleich den direkten Weg über El Lloar und durch die Siurana – Furt.
Nach dem Zeltaufbau fahren wir dann nach Falset ins Herz der Fira, wo es auch jede Menge interessanter Stände gibt. Da es nicht so heiß ist, werden wir auch hier gute Verkostungsbedingungen und -möglichkeiten haben. Die Idee, gleich am Ortseingang zu parken, erweist sich als richtig, denn alle anderen Plätze auf unserer Seite sind überfüllt.
Dieses Jahr ist deutlich mehr Polizei unterwegs, die auch die größeren Waffen zeigen, aber die richten sich offensichtlich nicht gegen friedliche Fira-Besucher. Auch wollen sie offenichtlich damit keine Alkohol-Tests erzwingen. Dass es zusätzlich vor dem Fira – Gelände erstmals auch eine Betonsperre gibt, hatte ich ja bereits erwähnt. Auch in Falset ist die Zeit nicht stehengeblieben.
Auf dem Gelände dann Party pur. Ziemliches Gedränge an den Ständen, dennoch bekommen wir den einen oder anderen interessanten Wein noch ins Glas. Nur eine Höchstleistungsverkostung ist jetzt nicht zu erwarten, dafür jede Menge Gespräche, mit Winzern, mit anderen Besuchern aus Katalonien, die wir jedes Jahr treffen oder auch mit ausländischen Gästen, natürlich auch Deutschen. So treffen wir unter anderem an diesem Abend die Truppe aus Berlin. Dessen „Anführer“ hatten wir ja letztes Jahr bereits zum Tast amb Dones kennengelernt.
Gerade als wir bei Gratavinum sind, fängt es dann tatsächlich richtig an zu regnen, wir werden allerdings sofort in den Stand rein gebeten. Wäre auch zu schade, würden sich diese tollen Weine mit dem Regenwasser vermischen. Auch an den Ständen danach erhalten wir Asyl im Inneren der Stände.
Und dann ist auch schon bald Feierabend, es hat zwar mit Regnen aufgehört, aber der Picknicktisch und die Bänke werden nass sein, also wäre es jetzt gut, wenn wir irgendwo eine Kleinigkeit zu Essen in Falset abfassen könnten. Nichts Großes, kein komplettes Menü, welches schon wieder nach Wein schreien würde – Pizza, Pasta oder ähnliches wäre jetzt eine gute Idee. Aber zu viele Leute suchen nach eben derselben Möglichkeit, es ist entweder voll oder es gibt nichts mehr oder es ist dann doch wieder gleich die Luxus-Variante.
Platz ergattern wir dann in einer Syrischen Imbissbar, die von vor dem Krieg in Syrien Geflüchteten betrieben wird und da ich mich ja zu Hause selbst für genau solche Menchen engagiere, finde ich die Idee gut, auch ruhig mal in Katalonien etwas Syrisches zu essen. Dass das Ganze dann voll in die Hose geht, liegt aber wohl eher an den konkreten Betreibern und läßt sich nicht verallgemeinern. Ich kenne so etwas zum Glück auch ganz anderes. Wir bestellen, meine beiden Begleiter jeweils eine Pizza, ich entscheide mich für eine syrische Spezialität. Eine Zeit später werden drei Teller hingestellt, etwas Fladenbrot und eine Kichererbsencreme wird in die Mitte gestellt. Sicher eine Art Tapa zum Zeitüberbrücken, denken wir und schwupps haben wir alle drei zugelangt und die kleine Portion Brei ist vertilgt, der Rest vom Fladenbrot wird trocken gegessen, denn erstens zieht es sich hin, bis das richtige Essen kommt und zweitens hat der Weinabend richtig Hunger gemacht. Klaus-Peter und Leon bekommen ihre Pizza, ich muss warten. Die beiden meinen dann nur, eine Spezialität würde sicher wohl aufwändiger sein und dauern. Schon gut, entgegne ich und sage, sie sollen ruhig essen, ehe die Pizza kalt wird. Die Pizzen sind aufgegessen und ich warte immer noch. Der Hunger macht langsam böse, aber ich frage dennoch nur freundlich nach und bekomme zur Antwort, es wäre alles da gewesen, das kleine Portiönchen Brei stellt sich im Nachgang als das heraus, was ich mir bestellt hatte. Okay, Nachsicht wegen der Sprach- und Verständigungsschwierigkeiten und eine Pizza bestellen – aber die gibt es dann plötzlich nicht mehr. Das Einzige, was es plötzlich nur noch gäbe, stellt sich als ein furztrockenes, nur ganz leicht mit einer undefinierbaren Masse befülltes Fladenbrot raus, welches beim Kauen zwar immer mehr im Mund wird, aber weder satt macht noch sonderlich schmeckt. So bin ich nicht satt, aber ich habs satt bekommen an dem Abend. Zu allem Überdruß versucht man uns noch finanziell übers Ohr zu hauen beim Bezahlen und beim Verlassen des Lokals bemerke ich, wie wieder eifrig Pizzen belegt werden…
Ich kann also nur warnen vor dem Besuch dort, es gibt nur eine syrische Bar in Falset, da musste ich mir den Namen nicht merken. Der Inhaber wurde dann von den anderen Beiden zum Tast Professional gesehen, er guckte wohl etwas überrascht, als er mich im Gespräch mit Winzern bemerkte und sah dann zu, dass er uns nicht über den Weg laufen musste. Ich hätte wohl aber dann an dem Tag eh kein Auge für ihn gehabt.
Außerdem wurde ich ja im Nachgang von meinen zwei Kameraden besänftigt, indem sie vorschlugen, noch zu meiner Lieblingseisdiele zu gehen. Mit einer großen Portion Eis ist dann auch der Priorat – Hammer wieder glücklich und schließt eine der üblen Gastro-Erfahrungen damit ab.