Es hat nicht geregnet. Ich frühstücke sogar im Trocknen, aber das Zelt ist von außen immer noch naß, als ich es ins Auto packe. Dicke, düstere Wolken über mir…
Was macht man an einem Sonntag in Arlay, wenn man auf Château d´ Arlay keine Weine verkosten darf? Deren Weine gehören zweifelsohne seit vielen Jahren zu den zuverlässigen Standards im Jura. Hier habe ich schon desöfteren zur Verkostung angehalten, 1997 sogar per Fahrrad. Und etliche exzellente und auch große Weine habe ich bereits von hier getrunken… Aber Sonntag ist hier niemand da. Was also tun…
Château d´ Arlay dennoch besuchen – zumindest bis Ende September ist das möglich und eine absolute Empfehlung. Bislang war ich immer außerhalb der Saison da oder hatte nicht genügend Zeit – aber heute werde ich zur im dunklen Wald versteckten Burgruine emporsteigen und will sehen, ob da ein verwunschenes Schloß auf mich wartet…
Die Parkanlagen sind für die Öffentlichkeit zugänglich, am Eingang befindet sich eine touristische Tafel mit Erklärungen und Besucherordnung. Die Anlagen sind frei und kostenlos zugänglich, was für französische Schlösser in Privatbesitz eher die rühmenswerte und seltene Ausnahme ist.
Vorbei am Schloss aus dem 18.Jahrhundert und dem aus selbiger Zeit stammenden Flügel, in dem sich heute alles um das Thema Wein dreht, geht es stetig bergan auf die Kuppe, wo mich zunächst zwei zahme Ziegen begrüßen, die gestreichelt werden wollen.
Dann habe ich die umfangreichen Burganlagen der Burg aus dem 13. Jahrhundert vor mir. Auch hier gibt es desöfteren Erklärungstafeln. Die Anlage ist sehr weitläufig und es gibt jede Menge alter Mauerreste zu sehen.
Natürlich kann man von hier oben auch auf einen Teil der Weinberge des Château d´ Arlay blicken. Weinbau wurde hier bereits seit dem Mittelalter betrieben und somit wird das Château d´ Arlay auch als ältestes Weinschloß in Frankreich bezeichnet. Bis heute ist es ununterbrochen in Familienbesitz, es wechselten hier und da die Erblinien und damit die Namen, aber es liest sich schon fast wie ein who is who des adligen Weinbaus – mit Verweisen nach Burgund, aber auch auf die Familie d´ Arenberg, die ja heute in Australien in puncto Wein auftaucht.
Die eigentliche Attraktion hier oben ist aber eine stattliche Sammlung von Greifvögeln aller Art und aller möglicher Herkunft. Manche kommen neugierig gleich an den Rand des Käfigs, grüßen einmal oder schauen stumm…
Manche der Vögel posen regelrecht in ihren Käfigen aber auch im Freien, denn viele der fast zahmen Vögel sind auch quasi frei, dürfen fliegen und kehren dennoch zu ihrem Unterstand zurück. Oder sind an einer Laufleine…
Hier werden auch Flugschauen durchgeführt, in der Regel an den Nachmittagen der Wochenende und Feiertage oder zu Ferienzeiten in der Saison zwischen Ostern und Ende September. Das erklärt natürlich, warum viele der Vögel hier die sie besuchenden Menschen als „Freunde“ ansehen.
Ich fotografiere wie ein tanzender Japaner, lausche dem „Singen“ einer Eule und dem Dauergekreisch einer einzigen Art aus Amerika, die wohl denkt, ich komme zum Füttern… Ein wirklich toller Rundgang durch die Ruinen.
Und wer aufgrund des Sonntags hier nichts zu trinken bekommt und es nicht so mit Vögeln hat, der bekommt in der Fortsetzung noch etwas gänzlich anderes für die Augen…