Eine neue Woche bricht an, ich bin bereits deutlich weiter, als ich sein wollte – geschuldet dem Wetterumschwung am Freitag. In der Nacht blieb es trocken – mehr noch, durch leichten Wind ist das Zelt über Nacht getrocknet, also fix erst mal gleich abbauen. Denn es sieht schon wieder nach Regen aus, aber ich kann noch in Ruhe frühstücken und auch mit meinem Schatz in Bernburg telefonieren.
Nach einem kurzen Wasch- und Toilettenstopp in St. Leger s. Dheune fahre ich durch nach Monthelie. Zwar hatte ich auch nach Santenay, Remigny, Chassagne oder Puligny – Montrachet abbiegen können, aber ich will nicht den kompletten Tag mit dem Besuch von Weingütern zubringen. Zumal ich nicht wirklich auf der Suche danach bin, womit ich das Auto vollladen könnte – dazu muss erstmal bissel was weggetrunken werden. Aber der Weinfreak wird immer fündig, wenn er in Weindörfern unterwegs ist – einziger Ausweg: Weniger Weindörfer besichtigen…
Und diesmal zieht es mich eben nach Monthelie, hat doch auch da der gute Bodo aus Würzburg unlängst bei TAW auf einen alten Bekannten hingewiesen, bei dem ich schon Mitte der 90er Jahre Weine eingekauft hatte… Hinzu kommt, dass Monthelie neben Auxey Duresses und Saint Romain immer noch mit die vom PGV her besten Rotweine der Côtes de Beaune in der Breite anbietet.
Ich parke unweit der Domaine Mothelie – Douhairet – Porcheret, die im 2010er Guide Hachette einen**-Wein haben. Ein Grund also, diesen mir bislang völlig unbekannten Erzeuger aufzusuchen. Der **-Wein ist natürlich ausverkauft, aber die Weine, die ich probieren konnte, zeugen von sehr solidem Handwerk. Auch wenn mir die Weinentdeckungen des Vortages insgesamt mehr zusagten.
Die Preise sind allesamt noch recht fair, wenn man sich die Weine der AOC Monthelie anschaut. Es gibt auch Meursault (weiß) und Volnay und Pommard (rot) als höher angesehene AOC´s zu deutlich teureren Preisen, laut Bekunden der jungen Önologin zahlt man jedoch hier für das Renommée der AOC und nicht für deutlich bessere Weine. Ich beschränke mich bei der Verkostung daher auf die Weine der AOC Monthelie.
Miss Armande; Monthelie; 2006 weiß – Auftakt mit schöner Frische und Aromatik, ein solider sehr guter Chardonnay. 91+/100 Th.
Premier Cru Les Duresses; Monthelie 1er Cru; 2008 weiß – In der Nase noch etwas verschlossen, aber am Gaumen ist er bereits offener und recht freigiebig. Sehr gute 92+/100 Th. Könnte bei guter Entwicklung auch eine exzellente Note bekommen.
Miss Armande; Monthelie; 2007 rot – ein insgesamt recht einfach gestrickter Pinot Noir, der zwar solide ist, aber wenn ich bedenke, was ich in Givry für gleiches Geld bekam… Gute bis sehr gute 87-88+/100 Th.
Premier Cru Les Duresses; Monthelie 1er Cru; 2008 rot – etwas rustikal und recht männlich wirkend – kommt Duresses irgendwie von dure? Ich tue mich schwerer als mit dem Weißen aus der gleichen Lage. Sehr gute 89-91+/100 Th.
Premier Cru Le Meix Bataille; Monthelie 1er Cru; 2008 rot – zeigt zum selben Preis deutlich mehr an aromatischer Tiefe und sagt mir insgesamt schon mehr zu. Sehr gute bis exzellente 91-93+/100 Th.
Wenn man nicht unmittelbar zuvor so verwöhnt wurde wie ich, dann sind das mit Sicherheit auch sehr zu empfehlende Weine, schlecht fährt man hier keinesfalls.
Nur auch in Monthelie ist das Bessere der Feind des Guten…