Saulieu ist auch zugleich eine Pforte ins Morvan. Dieses Mittelgebirge ist bei uns eher recht unbekannt, würde ich irgendjemandem erzählen, ich mache Urlaub im Morvan, gäbe es sicher ungläubige Blicke. Aber dieser Naturpark gehört zu den landschaftlich schönsten Gegenden Burgunds, es ist ein sehr waldreiches und dünn besiedeltes Mittelgebirge, in dem der Wanderer sich tagelang austoben könnte und wo der Kletterer vereinzelt einige durchaus imposante Granitfelsen findet. Einen Kletterführer in französischer Sprache kann man sich auch recht einfach aus dem Internet hochladen und dann ausdrucken.
Ich war bereits 2006 mal kurz da und habe an einem der Felsen an einem Nachmittag drei, vier schöne Routen gemacht, auf Nachschlag am Folgetag musste ich leider wegen einsetzendem Regen verzichten.
Ob ich diesmal mehr Glück habe, wage ich fast zu bezweifeln, aber an sich wäre es schon schön, hier mehr als nur einige Stunden auf der Durchreise zu verbringen.
In der Nähe von St. Brisson befindet sich das „Haus des Morvan Parks“, eigentlich eine Ansammlung von Häusern mit Ausstellungen, Museen, Touristeninfo, einem netten Park und anderem mehr.
Ich würde mir gern die exakte Lage der Kletterfelsen auf meinem Atlas zeigen lassen, aber die zwei jungen hübschen Damen geben mir sogar eine genaue Karte und kopieren mir zusätzlich weitere 10 Blätter oder mehr zu meinem Kletterführerauszug hinzu (gratis für ein Lächeln!) – quasi als Ergänzung, denn beide gehen selbst auch dort klettern und waren begeistert, dass sich jemand aus Deutschland dafür interessiert.
Ich will wie in 2006 wieder im Fôret du Breuil übernachten, allerdings ist in der dortigen Gîte d´ Etape niemand anzutreffen, nur die Damhirsche des nebenan gelegenen Wildgatters sind neugierig und lassen sich fotografieren, mit Gras füttern (das außerhalb des Gatters ist für sie scheinbar die größere Delikatesse…) und sogar streicheln.
Der alte Knabe ist dabei am zahmsten…
… aber auch dieses junge Tier war neugierig und wollte mir gern aus der Hand fressen.
Allerdings wurde der Alte dann jedesmal eifersüchtig und schubste den Jungen weg. Das Privileg des aus der Hand Fressens behielt er sich vor…
In der Nähe befindet sich noch eine Schutzhütte für Wanderer und Jäger. Damals hatte ich sie zum Frühstücken genutzt, heute beschließe ich mangels geöffneter Gîte hier drinnen zu schlafen, denn es sieht verdammt nach Regen aus…
Ich heize den Ofen an, versuche das Zelt zu trocknen, lese den Kletterführer und koche.
Trangia deluxe:
Im Topf brate ich zunächst kleine Kartoffelstückchen mit einer roten Zwiebel und einer Vogelpimentschote in Olivenöl an, den Deckel setze ich als Pfanne oben drauf und zerlasse schon mal etwas Butter und dünste eine kleingeschnittene Schalotte an. Dann kommen die sehr dünnen, zarten Filets de Sole und die vorab gepulten Crevetten hinzu. Ich würze mit Salz, roten Pfefferkörnerm, Anis und Kreuzkümmel und gebe den Saft einer halben Zitrone darüber. Das ganze gart schön über den Bratkartoffelstückchen, die ich ab und zu umrühre. Nach dem diese fertig sind, wende ich den Fisch und brate ihn noch mal kurz für eine knappe Minute von der anderen Seite – fertig ist der Hochgenuss, dazu gibt es den besten Weißwein, den der Kofferraum hergibt:
Vinedos de Ithaca; Odysseus PX; Priorat; 2007 weiß
– der bringt auch ohne einen Bonus für diese spezielle Gelegenheit wieder stolze und große 95/100 Th. auf die Waage. Ein paar Restflaschen kann ich aus meiner Prioratführerselektion davon sogar noch an neugierige Interessenten oder an Kenner abgeben.
Dazu laufen CD´s von den Einstürzenden Neubauten und von Tom Waits – das Leben kann so schön sein…