Eigentlich sollte es ja heute auf den Rückweg gehen, aber die liebe Bitte von Rafa und Maleni, noch einen Tag zu bleiben, können wir schwerlich abschlagen. Am späten Vormittag lassen wir Rafa etwas in seinem Gartenbüro arbeiten, er sitzt mit seinem Laptop unter großen Bäumen und schreibt…
Maleni beschäftigt die vier Jungs und wir fahren ins benachbarte Carmona. Die 60 Cent für einen tatsächlich bewachten Parkplatz zahlen wir gerne (wir hätten zu dem Preis hier den ganzen Tag stehen dürfen), im Parkhaus von Sevilla hatten wir für etwa vier Stunden 8 € hingeblättert. Hier bekommen wir touristische Auskünfte gleich noch gratis hinzu.
Carmona ist ein wahres Juwel – die andalusische Kleinstadt ist reich an alten Palästen, Häusern, Kirchen und Klöstern. Auch Bauten aus römischer und islamischer Zeit gibt es und auch ein Teil der Befestigung ist sehr gut erhalten. Die zwei Stunden für einen ausführlichen Stadtrundgang gehen sehr schnell vorbei, wer in Museen hinein will und sich einige der Denkmäler auch von innen anschauen möchte, kann hier gut und gerne einen kompletten Tag verbringen.
Aber Rafa und Maleni wollen uns ja ihre Lieblingsbar in El Viso zeigen, also geht es nach dem Stadtrundgang wieder retour in die Siedlung und mit den beiden und zwei der Kids gleich wieder nach El Viso hinein.
Die Bar wird von den Einheimischen gut frequentiert und hier gibt es zu jedem Bier ein richtiges Tapa kostenlos dazu. Zum ersten Glas bekommen wir ein Stück geräucherten Schweinebauch mit Knoblauch, zum zweiten eine Scheibe Manchego – Käse und zum dritten eine Brotscheibe mit Sardellenfilets belegt. Verständlich, dass Rafa und Maleni gern hier her gehen.
Bei ihnen zu Hause gibt dann zunächst eine Wasserschlacht im Pool mit den Kids und dann servieren Maleni und Rafas Mutter Julia einen Kichererbsentopf mit Spinat und hausgemachte Gazpacho Completo, das heißt mit gerösteten Brotwürfeln und Gemüsestückchen zum Kauen. Dazu trinken wir vom El Masroig Crianza und hinterher ist Siesta – Zeit. Bei 37° C die beste Idee…
Gegen 18.00 Uhr „weckt“ mich Rafa und wir fahren in die Bibliothek von El Viso, unsere E-Mails checken und die wichtigen kurz beantworten. 30 Minuten lang kann ich hier kostenlos im Netz surfen – oder war es gar eine Stunde? Jedenfalls bin ich grade so fertig geworden, als meine Leitung „geschlossen“ wird. Ein super Service! Aber auch die Leihe von Büchern, Filmen und CD´s, ja die gesamte Nutzung der Bibliothek ist kostenlos. Bei uns leider keine Selbstverständlichkeit mehr…
Ich entdecke eine mir noch unbekannte Lluis Llach CD und nehme sie zum Hören mit. Auch Rafa und seine Mutter sind große Lluis Llach Fans, aber dass er seit inzwischen 11 Jahren im Priorat eine ganze Reihe eigener Weine macht und diese zu den angesehensten des Priorats gehören, davon hören sie zum ersten Mal.
Die letzte helle Stunde nutzen wir alle gemeinsam zu einem Spaziergang rund um die eingezäunte Urbanisation. So groß hätten wir uns das Gelände nicht vorgestellt. Viele Menschen wohnen nur den Sommer über hier und sonst in Sevilla, daher ist die Umzäunung als Schutz vor Einbrechern keine schlechte Idee, im Winter wird das Gelände auch verschlossen. Jede Menge Hunde, Pferde und Autos begegnen uns, ab und an wechseln Rafa und Maleni auch ein paar Worte mit Mitbewohnern, die wir antreffen.
Dann schwimmen wir noch ein paar Runden im Pool vor dem Abendessen. Es gibt eine Porree – Creme – Suppe, frittierte Krabbentortillas, Käse und geräucherten Thunfisch – und immer noch den Crianza von El Masroig, aber auch Bier zum Durstlöschen.
Zwar wird es nicht so spät wie am Vortag, aber ein gemütliches und lustiges Beisammensein wird es allemale. Erstaunlich, wie wir nach 7 Jahren sofort wieder da anschlossen, wo wir einst aufgehört hatten.
Aber dies ist wohl einzig und allein die Frage der südländischen Mentalität und Gastlichkeit der offenen Herzen.