Einmal ins Ungewisse und zurück 2009, 06.09. (Kapitel 22, 1.Teil)

BY IN Priorat - Tourismus, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers 2 COMMENTS , , , , , ,

Wir schlafen auf unserem Platz in La Morera de Montsant aus und frühstücken. Skeptisch blicken wir über das trockene, aber bewölkte Priorat. Ist dieses Mal eine Wanderung möglich oder wird sie wieder durch den Regen vereitelt?

Wir entschließen uns, die Wanderschuhe zu schnüren. Zunächst geht es auf der Straße entlang bis ans Dorf La Morera, von dort nehmen wir gleich den direkten Abzweig ins Oberdorf zur Kellerei von Pasanau Germans. Quasi vor deren Tor starten die verschiedenen Wanderwege ins Montsant-Massiv. Wir haben uns für einen der vielleicht spannendsten Aufstiege entschieden, die Grau de Carrasclets. Es steigt stetig und gleichmäßig an, bereits am Start ist unsere Schlucht ausgeschildert. Nach etwa zwanzig Minuten zweigt nach links die Grau de Barrots ab, die etwas leichter sein soll. Wir bleiben auf dem Weg mit der Ausschilderung „Carrasclets“. Der Weg wird spannender, bleibt aber stets gut ausgeschildert. Wir erreichen die Felsen und sehen auch einige Bohrhaken von Kletterwegen. Unser Weg führt anfänglich über kleine Blöcke und erreicht dann eine kleine Schlucht mit einem „Jung – urwald“. An dessen Ende kommen wir an ausgebaute Stellen mit U-Eisen und Leitern, die uns an die Stiegen der Sächsischen Schweiz erinnern und die fast so etwas wie ein kurzer, leichter Klettersteig sind. Sicherungsmaterial wie beim Gehen von Kettersteigen könnte eingesetzt werden, ist aber eigentlich nicht vonnöten.

Oben schauen wir uns zunächst die Aussichtspunkte an, hier kommen auch Wege vom Inneren des Montsantmassivs und der Weg von der Grau de Barrots zusammen, dazu müssen wir ein Stück im Entengang durch einen boofenähnlichen Felsvorsprung kriechen. Die Blicke von hier oben sind einfach atemberaubend schön.

Da wir aber in die Gegenrichtung wollen, krauchen wir zurück und nehmen den Pfad , der beim Carrasclets – Ausstieg nach rechts geht und wenig später den linken Abzweig durch eine enge Kaminschlucht hinauf. Dann sind wir oben und folgen mehr oder weniger intuitiv den Pfaden am Hang, später auf einem Kamm. Hier oben hapert es ein wenig mit der Ausschilderung, aber eigentlich führen alle Wege wieder zusammen, man darf nur nicht ins Innere oder näher an die Felsen gehen, sondern sollte sich immer parallel zur Hauptfelswand halten. Hier oben ist das Relief viel bewegter als zunächst vermutet. Auch ins Massivinnere gehen viele Täler und Schluchten ab.

Dummerweise fängt es jetzt hier oben an zu regnen bzw. zu nieseln. Somit müssen wir uns den weiteren Weg zur Cova Santa sparen und steigen wie ein paar junge Spanier sofort in die Grau de Carabassols ein. Von hier oben hat man einen schönen Blick auf die Weinberge und das Kellergebäude von Ametller.

Die Carabassols Schlucht ist noch einfacher und somit für den Abstieg die bessere Variante. Die Stiegenabschnitte sind nicht weiter kompliziert, aufpassen müssen wir schon eher wegen der vielen Rollkiesel im steilen Abstieg. Irgendwann fangen auch wieder die Wanderschuhe an, bei dem steilen Abstieg gegen die Zehen zu drücken.

Insgesamt sind wir viel zeitiger als angenommen wieder am Auto, bei dem Regen oben wäre ein weitergehen riskant geworden, denn die Kalksteinkonglomeratfelsen können nass sehr rutschig werden. Auch hängen die Wolken dann oft so tief, dass man in derem Nebel schnell Orientierungsprobleme bekommen könnte. Aber die zwei absolut lohnenswerten Schluchten konnten wir mit sehr viel Spaß durchsteigen. Und die einzigartig schöne Landschaft berauscht und beflügelt förmlich.

Da der Picknickplatz inzwischen voll ist, wird es nichts mit einer Spritzflaschen – Dusche dort und wir fahren nach Cornudella. Das Café Renaixenta wirbt mit einem Menü zu 9 €. Als wir sitzen und bereits ein Bier bestellt haben, heißt es, dass es nichts zu essen gibt. Wir trinken das wohlverdiente Bier trotzdem, obwohl wir uns schon etwas veralbert vorkommen.

Auch bei der Bar Juncosa steht draußen eine Tafel, die zum Essen einlädt, aber man gibt uns einen Korb. „Es gibt kein Brot mehr…“, so lautet die Ausrede. Man hat anscheinend aber auch keine Lust, aufzustehen…

Sonntag Mittag in Cornudella, die Geschäfte sind natürlich zu, aber mitten im Dorf auf dem Marktplatz werden wir schließlich im Cafe de la Placa freundlich und zuvorkommend bedient. Die Tapas schmecken allesamt sehr gut und sind preislich für die Region überaus korrekt. Wir essen Anchovis in einer Knoblauch-Petersilien-Öl Marinade, einen Salat aus frischem Fisch, weißen Bohnen und schwarzen Oliven, eine Art Ratatouille, eine Thunfischpastete und eine Tortilla de Patatas. Satt und zufrieden können wir letzlich Cornudella verlassen.

2 Comments

  1. thapricus |

    Ja, an der Stelle ist es schade, dass das Einbinden von Fotos hier nicht mehr funktioniert. Wir haben super Bilder geschossen. Die Wanderung wird aber auch in meinem neuen Prioratführer 2010 in Wort und Bild beschrieben, eine Tour ab Scala Dei und die „richtige“ Klettersteigtour zum Klettersteig von La Morera sind ja schon drin.

    Kann dir gern ein paar Fotos mailen.

    Ansonsten ist der Montsant-Wanderführer von Jaume Mas Roca auch zu empfehlen, aber der ist halt nur auf Katalan erhältlich.

    Warst du schon mal in der Gegend?

    Beste Grüße

    Torsten

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