Wir frühstücken zeitig, denn die Sonne weckt uns ohne Erbarmen mit all ihrer Kraft. Anschließend fahren wir auf der mir von einer Radtour 1997 bereits bekannten Straße aus der Extremadura raus und nach Andalusien rein. Andalusien empfängt uns mit viel Grün und viel Farbe fürs Auge – wir kommen direkt im Naturpark von Aracena an, einem der schönsten Ecken des Landes. In dem kleinen Bergdorf Santa Ana la Real wohnen Jara und Vicky mit ihrer inzwischen recht groß gewordenen Tochter Claudia. Mit Jara hatte ich Anfang der 90er Jahre während einiger „Jugend für Europa“ Austauschprogramme gearbeitet und aus dieser Zeit stammt unsere Freundschaft. Nun haben wir uns seit 2002 nicht mehr gesehen. Ich erkenne das Haus wieder, bin mir aber ob einiger Umbauten etwas unsicher. Aber nach dem Klopfen erkennen wir uns sofort wieder und nehmen uns in die Arme. Auch wenn es 7 Jahre her ist, seit wir uns das letzte Mal gegenüber standen, so schließen wir dennoch so an, als wäre es nur 7 Tage her. Dieser Herzlichkeit kann auch Yvonne nicht wiedersprechen, die nun langsam ahnt, warum es mich von Zeit zu Zeit sehnsüchtig in das viel zu weit entfernte Andalusien zieht. Es sind die Menschen mit ihrer Herzlichkeit und Offenheit, der man einfach erliegen muss.
Wir werden eingeladen, über das Wochenende zu bleiben und Jara ruft einen weiteren gemeinsamen Freund an, der mit seiner Frau und inzwischen zwei Kindern in der Nähe von Sevilla auf Urlaub ist. Es wird beschlossen, dass wir am Dienstag vormittag in Sevilla „übergeben“ werden. Rafa trägt mir außerdem auf, nicht zu vergessen, am Wochenende bei Malenis Eltern vorbei zu schauen.
An diesem Sonnabend begnügen wir uns mit dem Spaziergang durch Santa Ana la Real. Yvonne entdeckt den Charme der weißgetünchten andalusischen Häuser und gemeinsam entdecken wir die reich geschmückte Dorfkirche, zu deren Besichtigung wir sofort eingeladen werden, als wir einmal um sie herumgegangen waren. Auch ein Eis genehmigen wir uns noch in einem der versteckten kleinen Lädchen des hübschen Dorfes.
Dann gibt es viel zu erzählen, wir genießen die Siesta im Garten unter einem Dach aus Weinlaub und im Pool.
Der Themen sind natürlich viele und als wir auf das Thema „spanischer Wein“ kommen, meint Jara nur lapidar, dass für ihn die mit Abstand besten Weine Spaniens aus dem Priorat kommen, einer kleinen Ecke, die kaum jemand kenne. Leider seien sie halt nur sehr schwer zu finden…
Dann fragt er mich verunsichert, warum ich mein Grinsen nicht aus dem Gesicht bekomme.
Ich erzähle ihm, was sich bei mir seit 2002 getan hat, von meinen Fahrten seit 1999 ins Priorat und die Kletter-/Weinurlaube dort, über die erste Fira 2005 bis hin zum Prioratführer und den Weinen, die ich seit letztem Jahr verkaufe.
Nun grinst Jara seinerseits und ist natürlich neugierig auf meinen Prioratführer. Wie das Leben so spielt…
Zwar habe ich keinen Prioratwein im Gepäck, aber nach der Story mit Klaus-Peter und dem Thunfischsteak und dem weißen Mas Jullien zum Frühstück „esta aqui???“ fällt mir der passende Wein für den Abend ein.
Mas Jullien; Blanc; Vin de Pays de l´ Herault; 2004 weiß – erneut präsentiert sich dieser mediterrane Weiße in großartiger Form mit großartigem, komplexen Duft, frisch und facettenreich. Exzellente 94/100 Th.